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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Nase in was reingesteckt hat, müssen wir halt einfach abwarten.«
Plötzlich ertönte aus dem Loch auf der angrenzenden Terrasse ein Ruf herüber. »Sam! Sieh dir das mal an!«
Ralph Isaacsons behelmter Kopf schoss aus dem Schacht hervor. Seine Augen leuchteten vor Aufregung. Der hoch aufgeschossene afro-amerikanische Student kam von der Universität Alabama. Er hatte sein Vorstudium über ein FootballStipendium finanziert und aufgrund seiner überragenden Leistungen ein akademisches Stipendium bekommen, um seinen Abschluss in Archäologie zu machen. Er war ebenso scharfsinnig wie muskulös. »Das musst du dir ansehen!« Die Karbidlampe auf Ralphs Helm warf ihren Schein zu ihnen herüber. »Wir sind auf eine versiegelte Tür mit einer Inschrift darauf gestoßen!«
»Ist die Tür unversehrt?«, rief Sam aufgeregt zurück und erhob sich.
»Ja! Und Maggie sagt, es sieht so aus, als hätte sich noch niemand daran zu schaffen gemacht.«
Das konnte der Durchbruch sein, auf den sie alle während der vergangenen Monate gewartet hatten. Ein unberührtes Grab oder ein Königsgemach in den uralten Ruinen. Sam half Norman, der unter seinen vielen Kameras förmlich begraben war, die steile Treppe zur höchsten Terrasse des Sonnenplatzes hinauf.
»Meinst du …?«, schnaufte Norman.
Sam hielt eine Hand hoch. »Ist vielleicht bloß das unterste Geschoss zu einem der Inkatempel. Hängen wir unsere Erwartungen nicht zu hoch!«
Als sie die ausgegrabene Terrasse erreicht hatten, war Norman völlig außer Atem. Ralph runzelte verächtlich die Stirn, während er den Fotografen dabei beobachtete, wie er sich abmühte. »Hast du Schwierigkeiten? Könnte Maggie fragen, ob sie hilft, dich zu tragen.«
Der Fotograf verdrehte die Augen und enthielt sich jeden Kommentars. Zum Reden fehlte ihm einfach die Luft.
Sam trat zu ihnen. Auch er atmete schwer. Jede Anstrengung in dieser Höhe schlug auf Lunge und Herz. »Lass ihn in Ruhe, Ralph!«, tadelte er ihn. »Zeig uns lieber, was du gefunden hast.«
Kopfschüttelnd ging Ralph mit seiner Helmlampe voran. Seine mächtige Gestalt füllte den einen Meter breiten Schacht völlig aus, als er die Leiter hinabstieg. Anders als Sam verstand er sich mit Norman nicht besonders. Seit der Fotograf sich zu seiner sexuellen Orientierung bekannt hatte, war es zunehmend zu Reibereien zwischen den beiden gekommen. Ralph war im Bibelgürtel aufgewachsen und anscheinend nicht in der Lage, sich von gewissen Vorurteilen zu trennen, die nichts mit der Hautfarbe zu tun hatten. Doch hatte Henry darauf bestanden, dass sie zusammenarbeiten. Ein Team waren. Also arbeiteten die beiden mehr oder weniger grummelnd zusammen.
»Esel!«, murmelte Norman unterdrückt und hängte seine Kameras um.
Sam schlug dem Fotografen freundschaftlich auf die Schulter und warf einen Blick in das Loch. Die Sprossen führten zehn Meter nach unten zu dem Labyrinth aus Kammern und Gängen. »Lass dich von ihm nicht provozieren«, meinte er und zeigte auf die Leiter. »Also los! Ich folge dir.«
Beim Abstieg wurde Ralph zunehmend aufgeregter. Man hörte es seinen Worten an, als er sagte: »Wir haben heute Morgen die Carbon-Datierung der tiefsten Ebene erhalten. Hast du schon gehört, Sam? 1100 nach Christus. Zwei volle verdammte Jahrhunderte vor den verdammten Inka!«
»Ich hab’s gehört«, erwiderte Sam. »Aber wegen des Unsicherheitsfaktors bei einer solchen Datierung ist das Ergebnis nach wie vor ungewiss.«
»Vielleicht … aber warte mal, bis du die Bilder vor Augen hast!«
»Stammen sie von den Inka?«, rief Sam hinab.
»Kann ich noch nicht sagen. Als wir die Tür freigelegt haben, bin ich gleich rauf, um dich zu holen. Maggie ist unten und versucht, die Tür zu säubern. Ich war der Meinung, wir sollten alle dabei sein.«
Sam kletterte weiter. Das Licht, das von den Lampen unten heraufströmte, warf Schatten auf die Wände des Schachts. Er konnte sich Maggie vorstellen, wie sie über die Tür gebeugt dastand, die Nase nur Zentimeter entfernt, und mit Pinsel und Pinzetten Stück für Stück die Geschichte dieses Volks von jahrhundertealtem Schlamm und Lehm befreite. Auch konnte er sich ihr kastanienbraunes Haar vorstellen, das bei der Arbeit zu einem langen Pferdeschwanz zurückgebunden war, ihre Nase, die sie auf eine bestimmte Art rümpfte, wenn sie äußerst konzentriert war, die kleinen Laute der Freude, die sie von sich gab, wenn sie etwas Neues entdeckt hatte. Könnte er doch bloß ein Zehntel der Aufmerksamkeit auf sich lenken, die

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