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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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wird getötet. Es liegt an Ihnen.«
Henry bemerkte Philips Blick, der auf ihn gerichtet war und um sein Leben bettelte. Was sollte er tun?
»Treffen Sie Ihre Entscheidung innerhalb der nächsten zehn Sekunden. Ansonsten werden beide sterben.«
Henry schloss die Augen. Er stellte sich Joan vor, wie sie während des Abendessens in Baltimore gelächelt und gelacht hatte und wie der Kerzenschein auf ihrem Gesicht geglänzt hatte. Er liebte sie. Er konnte es nicht länger abstreiten, aber seine Verantwortung hier konnte er ebenso wenig abtun. Obwohl Philip häufig ein gedankenloser Esel war, war er immer noch einer seiner Studenten und er war für ihn verantwortlich. Henry biss sich auf die Lippen und ihm traten Tränen in die Augen. Er erinnerte sich an Joans Lippen an seinem Ohr, ihren Atem auf seinem Hals, an den Duft ihres Haars.
»Professor?«
Henry öffnete die Augen und starrte den Abt wütend an. »Sie Schweinehund …«
»Wählen Sie! Oder ich gebe den Befehl, beide zu töten.« Der Abt hob eine Hand, bereit, dem Mönch das Zeichen zu geben. »Wer wird für Ihre Sünden sterben?«
Henry erstickte fast an seinen Worten: »Dr. … Dr. Engel.« Er sackte in sich zusammen, nachdem er Joans Todesurteil ausgesprochen hatte. Aber wäre ihm eine andere Wahl geblieben? Obwohl so viele Jahre seit ihrer gemeinsamen Zeit in Rice verstrichen waren, hatte sich Joan nicht verändert. Henry kannte sie. Sie würde ihm nie vergeben, wenn er ihr Leben auf Kosten des Studenten gerettet hätte. Dennoch schnitt ihm seine Entscheidung wie ein riesiger, gezackter Dolch durch die Brust. Er vermochte kaum zu atmen.
»So soll es sein«, stellte Abt Ruiz milde fest und wandte sich ab. »So soll es geschehen.«
    Sam folgte dem Schamanen aus dem Regenwald in den hellen Morgen hinaus. Nach dem Dämmerlicht des Dschungels blendete die strahlende Sonne trotz des bestehenden Dunstes.
    Er schirmte die Augen ab, stolperte und blieb stehen. Maggie trat neben ihn. Beide waren nach dem raschen Trab in dieser Höhe völlig außer Atem. Mit schmerzendem Kopf blickte Sam auf die Landschaft vor ihm.
    In hundert Metern Entfernung stieg eine Wand aus nacktem vulkanischen Gestein nahezu senkrecht in die Höhe, ein Steilhang mit messerscharfen Zinnen und so rot wie frisches Blut. Der schwarze Kegel des benachbarten Vulkans überragte ihn, ein Gebirge von beeindruckender Höhe.
    Ein schmaler Pfad wand sich im Zickzack zu einer Tunnelöffnung etwa siebzig Meter oberhalb des Talgrunds hinauf. Es sah nach einem schweren Anstieg aus. Zwei Männer, auf deren Speeren das Sonnenlicht blitzte, arbeiteten sich gerade mühsam ihren Weg herab. Denal war nicht bei ihnen.
    »Los!«, sagte Sam und zeigte mit seinem verwandelten Dolch auf die Männer.
Maggie nickte. Zum Sprechen fehlte ihr die Luft. Sie rückte Sams Gewehr auf der Schulter zurecht, schob es höher und folgte.
Kamapak ging durch ein kleines Feld mit wildem Quinoa, einer Sorte Hochlandweizen, das sich am Saum des Regenwalds entlangzog. Auf der anderen Seite der grünen Felder, am Fuß der Felswand, lag ein weites Gebiet, das mit Büschen und übereinander gestürztem Vulkangestein durchsetzt war. Aus einigen Fumarolen in der Nähe, die Kragen aus gelbem Schwefel hatten, dampfte es. Die Luft war feucht und warm, wie in einer nach faulen Eiern riechenden Sauna.
An der Stelle, wo der Pfad nach oben zum Tunnel abzweigte, stießen sie auf die beiden anderen Inka. Während Kamapak mit den Wächtern sprach, musterte Sam die Speere der Männer. Die Klingen waren, wie bei seinem Dolch, aus Gold. Wichtiger war jedoch, dass sie nicht mit Blut verschmiert waren. Er versuchte, etwas vom Gespräch mitzubekommen, allerdings vergebens. Schließlich winkte der Schamane den beiden Männern, sie sollten ins Dorf zurückkehren, und machte sich an den steilen Aufstieg. Sam und Maggie folgten.
Sam berührte Kamapak an der Schulter und brachte ihn dadurch zum Stehen. »Denal?«, fragte er.
Der Schamane schüttelte lediglich den Kopf, zeigte nach oben und setzte den Anstieg fort.
»Was meinst du?«, fragte Maggie.
»Keine Ahnung. Aber die Antwort liegt offenbar da oben.«
Maggie warf einen besorgten Blick zu der hoch liegenden Öffnung hinauf. »Im Tempel?«
Sam nickte grimmig und die beiden folgten Kamapak. Kehre um Kehre ging es die Wand hinauf. Ein Gespräch war unmöglich, da sie sich bloß noch aufs Atmen konzentrieren konnten. Sam bekam schweißnasse Hände. Er hörte Maggie hinter sich keuchen und allmählich protestierten die

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