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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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den helleren Schein. Sam duckte sich und hob eine Hand, worauf auch die beiden anderen stehen blieben. Jetzt war ein Plan vonnöten. Er warf Maggie einen Blick zu, die ihre Augen vor Furcht und Sorge weit aufgerissen hatte. Kamapak kauerte wachsam hinter ihr.
Plötzlich ertönte unmittelbar vor ihnen ein weiterer Schrei, der den Regenwald wie ein Pfeil durchschnitt. »Hilfe!« Das Entsetzen in der Stimme des Jungen war nicht zu überhören.
»Zum Teufel mit der Vorsicht!«, platzte Sam heraus und stand auf. »Kommt!« Er rannte das letzte Stück des Pfads hinab, Maggie ihm auf den Fersen.
Sie stürmten aus dem Regenwald zum Rand einer weiteren Inkasiedlung hinüber. Auch hier lagen steinerne Häuser terrassenförmig angeordnet auf den sanften Hängen und waren zur Hälfte vom Dschungel überwuchert. Aber damit endete die Ähnlichkeit auch schon. Der Regenwald hatte den Ort förmlich verschlungen. Überall wuchsen Gräser und Bäume zwischen den Granitblöcken, als würden sie den Steinen entsprießen. Aus einem zerborstenen Dach in der Nähe wuchs ein Baum, dessen weit ausgebreitete Äste das Haus völlig einhüllten.
Doch so ungepflegt die Siedlung auch war, der Gestank war weitaus schlimmer.
Auf den Straßen türmten sich Schutt und Abfall. Alte Tierknochen lagen wie zersplittertes Glas in den Gassen verstreut und an vielen klebte noch Haut oder Fell. Unter den Füßen knirschte zerbrochene Töpferware.
»Mein Gott«, sagte Maggie und legte die Hand auf den Mund. »Das ist die dritte Stadt.«
»Was?«, flüsterte Sam.
»Denk mal an die Feier der ersten Nacht! Da hast du vermutet, dass die Totenstadt als uca pacha erbaut wurde, als untere Welt, während der andere Ort cay pacha war, die mittlere Welt. Na ja, und hier haben wir die dritte Stadt, eine der oberen Welt, janan pacha .«
Angeekelt warf Sam einen Blick auf die fauligen und verfallenen Straßen. Das war keine himmlische Stadt. Aber er wagte nicht, stehen zu bleiben und über das Geheimnis nachzugrübeln. Er winkte, sie sollten weiter, und führte sie die Gasse hinab.
Beim Laufen starrte Kamapak die Ruinenstadt voller Entsetzen und Unglauben an.
Offensichtlich ist das auch nicht seine Vorstellung vom Himmel, dachte Sam.
Vor sich vernahmen sie Geräusche: Grunzen sowie leises, wütendes Jaulen. Aber ein Laut, der durch den Lärm zu vernehmen war, zog sie weiter: Schluchzen. Das musste Denal sein.
Sam verlangsamte seinen Schritt, als sich die Gasse zum Dorfplatz hin öffnete. Er spähte um die Ecke und schreckte augenblicklich zurück. »Verdammt …«
»Was ist?«, flüsterte Maggie, kroch zur Ecke und sah selbst nach.
Sam merkte, dass sie die Schultern zusammenzog. Er kämpfte gegen seinen ersten Schock an und ging zu ihr. Nackt wie ein Neugeborenes stand Denal mitten auf dem Platz, benommen und völlig verängstigt.
Und voller Entsetzen, und das aus gutem Grund.
Auf dem Platz wimmelte es nämlich von bleichen Kreaturen. Einige waren groß wie Ochsen, andere wie muskulöse Kälber. Sam erkannte die grausigen Gestalten wieder. Es waren die gleichen Bestien, vor denen sie unten in der Nekropolis geflohen waren. Sie umkreisten den Jungen, schnüffelten an seinen Fersen. Hin und wieder gab es eine Rauferei. Unter Zischen und Gekreische wurden mit rasiermesserscharfen Klauen Hiebe ausgeteilt. Offenbar mussten sie sich noch einigen, was sie mit dem Jungen anstellen sollten.
Aber eines war deutlich. Sie waren hungrig. Fast alle sabberten. Sie wirkten wie kurz vor dem Hungertod, bestanden bloß noch aus Haut und Knochen.
Eine der Kreaturen ganz in der Nähe fuhr plötzlich zu ihnen herum. Sie gehörte zu den Bestien mit den spindeldürren Beinen, den Spähern. Sam und Maggie konnten sich gerade noch rechtzeitig in ihr Versteck zurückziehen.
Sam stieß Maggie an. Zurück!
Der tätowierte Schamane wirkte ebenso verwirrt und entsetzt wie sie. Offensichtlich hätte er niemals für möglich gehalten, was sich in Wahrheit hinter seinem janan pacha verbarg. Bevor ihn Sam daran hindern konnte, war er mit erhobenen Armen um die Ecke getreten. Mit Tränen in den Augen stimmte der Schamane einen Gesang voller religiösem Eifer an und schritt auf das Rudel der Kreaturen zu.
Die Bestien auf dem Platz verstummten.
Sam zog Maggie weiter zurück und flüsterte ihr ins Ohr: »Wir müssen auf die andere Seite. Die Ablenkung durch den Schamanen ausnutzen. Sehen, ob wir Denal befreien können.«
Sie nickte und die beiden rannten los. Sie tauchten in eine Querstraße, die parallel zum

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