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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Beinmuskeln wegen der Strapaze.
Nur Kamapak schien ungerührt. Der Schamane war an die Höhe und die feuchte Hitze gewöhnt, daher machte ihm der Anstieg nichts weiter aus. Er erreichte die Öffnung und wartete auf sie. Als sie herantraten, sagte er etwas. Das einzige Wort, das Sam verstand, war Inti , Sonnengott.
Er schaute zurück und ließ den Blick suchend über das Tal gleiten. Das halb im Regenwald verborgene Dorf unten war kaum zu erkennen. Dann leuchteten plötzlich links auf der Felswand nacheinander einige Feuer auf, die bald den Rand des Vulkankegels erreichten. Die Signalfeuer. »Gut gemacht, Norman«, keuchte er leise.
Maggie stellte sich neben ihn. »Hoffen wir, dass dein Onkel bald kommt«, meinte sie beim Anblick der Feuer. Dann stieß sie Sam zum Tunnel hin. »Gehen wir weiter!«
Kamapak entzündete eine Fackel und ging voraus. Der Tunnel war breit genug, dass vier Männer nebeneinander gehen konnten, und erstreckte sich anscheinend schnurgerade in den Berg hinein. Keine Kurven oder Kehren. Die Wände bestanden aus glattem Vulkangestein.
»Eine Lavaröhre«, bemerkte Maggie, als sie den Stein berührte.
Sam nickte und zeigte nach vorn. Zunächst hatte die Dunkelheit in dem Schacht undurchdringlich gewirkt. Aber nachdem sich seine Augen an sie gewöhnt hatten, bemerkte er in weiter Ferne einen schwachen Lichtschein. Sonnenlicht. »Norman hat Recht gehabt«, meinte er. »Der Tunnel muss entweder zu einem weiteren Tal oder einer Höhle führen, die nach oben offen ist.«
Bevor Maggie etwas hätte erwidern können, blieb Kamapak stehen. Der Schamane entzündete zwei Fackeln, die in der Wand rechts steckten und eine kleine Höhle einrahmten, die weder Sam noch Maggie in der Dunkelheit bemerkt hatten. Kamapak kniete vor dem Eingang nieder.
Aus der Seitenkammer drang ein Glanz, der das Licht der Fackeln zurück in die Haupthöhle warf. Wie Motten wurden Sam und Maggie davon angezogen.
Sam erreichte den Eingang als Erster. Er kam stolpernd zum Stehen, als er sah, was da vor ihm lag. Dann trat Maggie neben ihn, spannte sich an und fasste den Texaner am Oberarm, wobei sich ihre Finger fest in seine Haut gruben.
»Der Tempel!«, flüsterte sie.
Die Nachbarhöhle bot einen Anblick, bei dem jeder Mensch Demut empfinden musste. Sie war so groß wie eine Doppelgarage, aber von allen Seiten mit Gold verkleidet – Boden, Decke, Wände. Eine goldene Höhle! Und ob es nun eine optische Täuschung war oder eine seltsame Materialeigenschaft – jedenfalls sahen die goldenen Flächen aus wie ein Fluss mit Wirbeln und Strudeln, der über das Vulkangestein hinwegströmte, ohne es darunter zum Vorschein kommen zu lassen. Mitten in der kleinen Höhle lag eine feste Goldplatte, ein Altar oder ein Bett, deren Oberfläche einer menschlichen Gestalt angepasst war. Darüber hing wie ein prächtiger Kandelaber eine fantastische Kugel aus filigran verarbeitetem Gold. Stränge und Filamente waren zu einem dichten Netz verwoben, das Sam an den Eierbeutel einer Spinne erinnerte und eher organisch als metallisch wirkte. Sogar bei dieser Kugel setzte sich die Illusion des fließenden Goldes fort, das Gewirr aus Fäden schien sich im flackernden Schein der Fackeln gemächlich zu winden.
»Wo ist Denal?«, fragte Maggie.
Noch immer sprachlos schüttelte Sam den Kopf und zeigte mit seinem schlangenförmigen Messer auf den Altar in der Mitte. »Kein Blut.«
»Gott sei Dank. Dann lass uns …« Maggie sprang einen Schritt zurück.
Ein kleines spiralförmiges Goldfädchen löste sich aus der Kugel über dem Altar und schlängelte sich auf Sam zu. »Nicht rühren!«, murmelte er und erstarrte.
Wie ein suchendes Tentakel schwang der Goldfaden durch die Luft. Anscheinend wurde er von Sams ausgestrecktem Dolch angezogen. Schließlich streifte der Faden die goldene Schlange und berührte einen der Fänge. Sofort schmolz die goldene Skulptur, die schlangenhaften Züge lösten sich auf und flossen dahin wie warmes Wachs. Der Griff in Sams Hand erkaltete; offenbar wurde ihm die Hitze entzogen. Dann formte sich das Gold erneut, streckte und spitzte sich zu und wurde wieder zum ursprünglichen Dolch.
Als würde jemand eine Angelleine einholen, zog sich das suchende Filament in die Kugel zurück.
Verwirrt besah sich Sam den Dolch. »Was ist denn da gerade passiert, zum Teufel?«
Maggie hatte die Sprache wieder gefunden. Sie trat in Sams Schatten, sorgte dafür, dass seine breiten Schultern zwischen ihr und der goldenen Höhle waren, dem Tempel. »Es ist

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