Das Blut-Haus
das die meisten von ihnen abschreckte und selbst Neill zurückzucken ließ.
»So kann nur einer lachen, der mit dem Teufel im Bunde steht!« schrie jemand.
»Ja, er ist des Teufels.«
»Vernichtet ihn!«
»Nein!« brüllte Neill. »Nehmt die Schaufeln. Werft endlich die Erde auf seinen Körper!«
Auf diesen Befehl hatten viele gewartet. Und viele hatten die Schaufeln mit auf den Weg genommen. Sie behinderten sich gegenseitig, als sie im Schein des unruhig zuckenden Fackellichts die Schaufeln in den Boden stießen, den Lehm und die Erde anhoben und sie dann schwungvoll in das Grab schleuderten. Cabot lachte noch immer.
Es war ihm egal, ob die schwere Erdmasse seinen Körper erwischte. Solange sein Kopf herausschaute, würde er noch lachen, und er schickte ihnen dieses böse Gelächter wie einen Gruß aus der Hölle entgegen, der sie abschreckte und ihnen Furcht einjagte.
Der Schmied war es als erster leid. Voller Zorn rammte er seine Schaufel besonders tief in den Lehmhaufen, kantete sie und war zufrieden, als er sah, daß sie hochvoll war.
Im Bogen schleuderte er die Masse auf das Kopfende des Grabes zu und erwischte das Gesicht des Mannes.
Das Lachen verstummte abrupt. Cabot hatte den harten Schlag gespürt, so hart, daß seine Nase anfing zu bluten. Die Erde war in seinen Mund gedrungen. Er spuckte sie wieder aus. Es würgte ihn. Er konnte seine Hände nicht bewegen, während weiterhin die Erde von den Schaufeln glitt und in das Grab hineinfiel wie ein gewaltiger Vorhang, der sich über ihn senkte.
Die Dörfler schauten zu.
Es waren die Menschen, die auch am Sonntag in die Kirche gingen und immer wieder versprachen, nach den Zehn Geboten zu leben. Sie logen, denn keiner von ihnen richtete sich danach.
Cabot bekam Schwierigkeiten mit der Luft, obwohl der meiste Lehm von seinem Gesicht gerutscht war.
Dann erwischte ihn die nächste Ladung. Wieder hatte sie der Schmied geschleudert und begleitete sie mit einem Kommentar.
»Stirb endlich, du Hundesohn! Fahr zur Hölle, aber vergiß nie, auf unseren neuen Friedhof zu achten.«
Cabot hatte trotzdem Glück im Unglück, denn in der nächsten Ladung steckte ein Stein.
Und der erwischte seinen Kopf und löschte sein Bewußtsein aus…
***
War er tot?
Cabot wußte es nicht. Er befand sich in einem Zustand, über den er noch nie nachgedacht hatte, weil er ihn bisher nicht kannte. Er war nicht Mensch, er war nicht Geist, er war einfach ein ES, ein Wesen ohne Körper, aber mit Geist. Und er hörte Stimmen.
Sie drangen in seinen Kopf, sie suchten ihn, sie erklärten ihm, daß er in ihr Gebiet eingedrungen wäre, und sie fragten ihn, ob er die Kontrolle übernehmen wollte.
Cabot wollte.
Da lachten sie, oder war es nur einer? Cabot wußte nichts mehr, er lag in der Tiefe des Grabes und hatte trotzdem den Eindruck, wegfliegen zu können.
Seine Augen waren geschlossen, und er konnte trotzdem sehen. Cabot erkannte etwas, nicht stärker als einen Nebelstreif, gestaltlos und trotzdem vorhanden.
Ich will!
Er hämmerte sich die Worte ein. Immer wieder, und er wurde aufgenommen in einen fürchterlichen Reigen, der sich nur in einer Welt bildete, die so schrecklich war, daß die Phantasie eines Menschen kaum ausreichte, um sie zu erfassen.
Ein Pandämonium eröffnete sich ihm mit all seinen fürchterlichen Aussagen.
Cabot glitt hinein, wurde empfangen, erlebte all den Schrecken, den er jedoch nicht als so schlimm empfand.
Sie waren bei ihm, die neuen Freunde halfen ihm, und sie trugen ihn fort. Hinein in eine Welt, die keine Toten kannte, die aber trotzdem schrecklicher war als das Jenseits…
***
Es gehörte zu den Bräuchen, daß nach Auffüllung des Grabes Wächter zurückblieben und die Stelle erst verließen, wenn der Aufgang der Sonne die Finsternis zurückgedrängt hatte.
Freiwillig wollte niemand an einem Grab Wache halten, so oblag es dem scheinheiligen Geistlichen, zwei auszusuchen. Seine ›Schäfchen‹ wichen zurück, als er an ihnen vorbeischritt und jedem ins Gesicht schaute.
»Keiner von euch?«
Er bekam keine Meldung.
»Dann mache ich es. Du und du!« Zweimal zuckte der ausgestreckte Zeigefinger vor und wies auf zwei junge Männer.
»Wir wollen aber nicht!« Sie protestierten gemeinsam.
»Aber ihr müßt!« flüsterte der Geistliche. »Mach es doch selbst, Pfaffe!«
Da griff Neill ein. Erschlug dem Protestierer die Faust gegen den Hals, so daß dem Knaben die Luft wegblieb. »Du wirst tun, was der Pfarrer verlangt — klar?«
Der Knabe
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