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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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Vergangenheit hatte Rink mir öfter vorgeworfen, dass die Gewalt mir einen Kick verschaffen würde. Aber das stimmt nicht. Ich will nur meine Ruhe. Das Problem ist, ich will, dass alle ihre Ruhe haben, und wenn das bedeutet, dass ich den Typen die Schädel einschlagen muss, die für all den Dreck in der Welt verantwortlich sind, dann soll es halt so sein. Als Soldat in der Terrorismusbekämpfung hatten andere meine Ziele ausgewählt. Nun, da ich frei war, zu tun und zu lassen, was ich wollte, konnte ich mir selbst aussuchen, wem der Schrank geradegerückt werden musste. Und ich hatte entschieden, dass Bradley Jorgenson mal über ein oder zwei Dinge aufgeklärt werden musste.
    Trotz allen Glamours und Reichtums musste Marianne Dean sehr unglücklich sein. Ich hatte es schon früher ein ums andere Mal erlebt: eine Frau, die alles aufgibt für den Mann, den sie liebt. Sie wird die Schläge und die Erniedrigungen einstecken, sich nicht um Hilfe bemühen, weil er sie trotz allem liebt. Also musste die Schuld bei ihr selbst liegen.
    Häusliche Gewalt ist ein Fluch unserer Gesellschaft. Meistens bleibt sie im Verborgenen, aber selbst wenn eine Frau den Mut hat, an die Öffentlichkeit zu gehen, und berichtet, was hinter verschlossenen Türen vorgeht, wird oft genug mit dem Finger auf sie gezeigt und ihr die Schuld gegeben. Was hat sie bloß mit ihrem Mann angestellt, dass er dazu getrieben wird, ihr wehzutun? Wahrscheinlich hat sie bekommen, was sie verdient!
    Aber das war nicht meine Denkweise.
    So wie ich es sehe, sind Männer, die Frauen schlagen, kaum weniger verachtenswert als jene, die sich an Kindern vergreifen. Manchmal gibt es gar keinen Unterschied zwischen den beiden. Marianne mochte zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen sein, aber zugleich war sie immer noch das scheue Kind auf dem Schulporträt von vor weniger als einem Jahr. Wahrscheinlich würde sie es nicht gerne hören, aber für mich war Marianne immer noch ein Baby. Mit einem Mal konnte ich die Wut ihres Vaters verstehen, seinen Wunsch, Jorgenson tot zu sehen.
    In der Vergangenheit sind mir viele Dinge vorgeworfen worden. Manche Menschen haben mich der Selbstjustiz bezichtigt. Ist schon recht, damit kann ich leben. Aber ich sehe das anders. Ich möchte eher als jemand wahrgenommen werden, der helfen kann. Wenn das Gesetz mit all seiner Macht nicht mehr imstande ist, etwas auszurichten, dann trete ich auf den Plan. Ich nehme das Gesetz nicht selbst in die Hand. Höchstens dann, wenn sich das Gesetz nicht mehr bis zu dem erstreckt, was gelegentlich vonnöten ist.
    Was mich in jenem Moment davon abhielt, mich Jorgenson zu nähern, war die unbestreitbare Tatsache, dass ich Marianne immer noch nicht gesehen hatte. Ich konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie sich überhaupt im Haus aufhielt. Wenn ich jetzt bei ihrem gewalttätigen Schönling vorstellig wurde, konnte das zur Folge haben, dass ich sie nie mehr wiedersehen würde.
    Besser abwarten.
    Es würde die Zeit kommen, dieses Haus zu betreten, aber später, im Schutze der Dunkelheit und mit Rink als Rückendeckung.
    Ungeachtet seines plötzlichen Aufstiegs zum Mitglied von Floridas gesellschaftlicher Elite gehörte Jorgenson schon in dritter Generation zu den Vermögenden. Sein Großvater war gegen Ende der fünfziger Jahre aus Europa gekommen. Er hatte eine Arzneimittelvertriebsfirma gegründet, die im Wirtschaftsboom nach dem Zweiten Weltkrieg so richtig aufblühte. Die Kriege in Korea und Vietnam schadeten seinem Geschäft auch nicht gerade und führten dazu, dass Jorgensons Vater an der Spitze eines Industriezweigs stand, der von Verträgen mit dem Militär profitierte, von der Operation Desert Storm und in jüngerer Zeit von den Einsätzen in Irak und Afghanistan. Nachdem sein Vater gesundheitliche Probleme bekommen hatte, stand Jorgenson nun bereit, die Zügel zu übernehmen. Er war das kommende Gesicht des Unternehmens im 21. Jahrhundert.
    Meine Sorge war – und das hatte wahrscheinlich damit zu tun, dass ich Zweifel an der Aufrichtigkeit seines Charakters hegte –, dass er einen Lebensstil pflegte, den man normalerweise mit andern pharmazeutischen Mitteln assoziiert. Mit solchen, die nicht per Rezept verschrieben werden.
    Aber nach diesen Regeln konnte man auch zu zweit spielen. Mit welchen Medikamenten er auch handelte, ich hatte mein eigenes Schmerzmittel.
    Ich griff nach meiner SIG Sauer.

5
    Als Kind des Mississippi-Deltas war Dantalion aufgewachsen mit den Mythen und Legenden über

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