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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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KRIEGST NE WAMPE.« Also antwortete ich: »LIEBER NEN CHEESEBURGER.«
    Ich erwähnte ja bereits, dass Observierungen stinklangweilig sind.
    Es passierte nichts. Ich kehrte zu meinem Liegestuhl zurück und beobachtete das Grundstück nebenan. Drinnen waren sie zur Ruhe gekommen, aber ich wusste, dass Jorgenson noch nicht gegangen war. Seine Privatyacht lag immer noch an der Halbinsel vor Anker, die sich direkt von seinem Garten bis zur Meeröffnung des Hafens erstreckte. Da ich annahm, dass Marianne bei ihm war, war hier zu sitzen und abzuwarten das Sinnvollste, was ich tun konnte. Um die Zeit totzuschlagen, holte ich meine SIG Sauer heraus und zerlegte und reinigte sie bereits zum vierten Mal an diesem Abend.
    Als das erledigt war, ging ich nach drinnen, schlüpfte aus meinen Shorts und zog eine schwarze Jeans und einen Pullover an. Meine Stiefel trug ich auf den Balkon und zog sie an, während ich den Poolbereich von Jorgensons Grundstück im Auge behielt. Ich war nur ein paar Sekunden drinnen gewesen, aber in der Zeit hatte sich etwas getan. Eine Frau lief mit vor der Brust verschränkten Armen durch den Garten. Ihr hellbraunes Haar hatte sie zu einem Knoten hochgesteckt. In hellblauer Strickjacke und Jeans sah sie aus wie das Mädchen auf dem Schulfoto. Zwar konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es sich um Marianne Dean handelte.
    Sie schien in Gedanken versunken und summte leise vor sich hin. War es ein trauriges Lied?
    Schnell zog ich mich in die Wohnung zurück und hastete zwei Schritte auf einmal die Treppe ins untere Stockwerk hinunter. Ich trat nonchalant hinaus in den Garten und pfiff laut vor mich hin, als sei ich mir der Frau auf der anderen Seite der palmengesäumten Grundstücksbegrenzung gar nicht bewusst. Mit einem Netz in der Hand ging ich zum Swimmingpool und begann Insekten und nichtexistente Blätter von der Wasseroberfläche zu fischen. Ich wusste, dass die Frau mich gehört haben musste und dass sie mich nun zwischen den Palmwedeln heraus beobachtete.
    Ich erhielt mein Theater lange genug aufrecht, dass es echt aussah, dann drehte ich mich zur Seite, um das Netz in den Garten auszuschütten. Mit weit aufgerissenen Augen trat ich einen Schritt zurück und sagte: »Oh! Entschuldigung. Hab Sie gar nicht gesehen. Ich hoffe, mein Pfeifen hat Sie nicht gestört?«
    Marianne wirkte amüsiert. Sie schüttelte den Kopf. »Ich wusste gar nicht, dass wir Nachbarn haben«, sagte sie. »Vielleicht sollten eher wir uns wegen des Lärms entschuldigen.«
    Ich trat einen Schritt vor, so dass ich mich zwischen den Palmen hindurch vorbeugen konnte, und zeigte ihr mein entwaffnendes Lächeln. In ihrem Gesicht konnte ich keine Spuren entdecken, dass Bradley sich wieder an ihr vergangen hatte. »Bin eben erst angekommen. Ich habe nichts gehört.«
    Sie biss sich kurz auf die Lippe. Ich fragte mich, was ihr wohl gerade durch den Kopf gegangen sein mochte. »Ich hatte vorhin ein paar Freundinnen zu Besuch. Ziemlich unreife Gören, fürchte ich. Wir mussten sie nach Hause schicken, bevor sie noch dafür sorgten, dass wir von der Insel fliegen.«
    Ich nickte zustimmend und sagte: »Wunderschön hier, oder? Ich wünschte, ich könnte die ganze Zeit hier leben.«
    »Ja«, sagte sie. Ihre Gesichtszüge entspannten sich.
    »Ich bin nur ein paar Tage hier«, erklärte ich ihr. »Das ganze Jahr über könnte ich mir das gar nicht leisten. Sosehr ich mir das auch wünschen würde. Wie steht’s mit Ihnen? Gehört das Haus Ihren Eltern?«
    »Nein«, sagte sie, erklärte sich aber nicht weiter. Eine oder zwei unangenehme Sekunden des Schweigens folgten. Um sie zu überbrücken, streckte ich die Hand aus. »Entschuldigung, das war sehr unhöflich von mir. Ich heiße Joe.«
    Sie hatte ihre Arme immer noch fest vor der Brust verschränkt, und es sah nicht danach aus, als ob sie meine freundschaftlich ausgestreckte Hand annehmen würde. Ihr Blick wanderte zurück zum Haus. Aber dann beugte sie sich vor und schüttelte sanft meine Hand.
    »Mari«, sagte sie. »Mein Name ist Mari.«
    »Schön, Sie kennenzulernen, Mari«, sagte ich. Mari, nicht Marianne. Das kleine Mädchen war erwachsen geworden und beanspruchte nun ihren Platz in der Welt, suchte nach Individualität.
    »Hatten Sie vor, schwimmen zu gehen?«, fragte sie mich. Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, und das schien das Erste zu sein, was ihr in den Kopf gekommen war. Sie nickte zum Pool hin und starrte auf das Netz, das ich

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