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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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auszuschalten. Zwar zweifelte er nicht daran, dass Gabe Wellborn Vorkehrungen getroffen hatte, dass die Computer-Transaktionen nicht ohne weiteres nachverfolgt werden konnten. Aber um sicherzugehen, hätte er das verdammte Ding besser zerstört, nachdem Gabe die halbe Million auf sein Offshore-Konto überwiesen hatte. Sein Konto war nur ein Nummernkonto, und seine Bank auf den Bahamas war nicht dafür bekannt, den Forderungen der amerikanischen Strafverfolgungsbehörden nachzugeben.
    Das FBI hatte ein paar sehr clevere Computergenies. Zweifellos würde irgendwann jemand den Code entziffern. Seine Vergangenheit würde ans Licht kommen. Vielleicht würden sie sogar seine wahre Identität herausfinden. Danach wäre er für immer auf der Flucht. Aber finden würden sie ihn nicht. Jean-Paul St. Pierre würde einfach aufhören zu existieren.
    Die halbe Million Dollar würde ihn, zusammen mit all dem Geld, das er bisher verdient hatte, zu einem wohlhabenden Mann machen. Er konnte überallhin gehen. Aber darüber dachte er im Moment nicht einmal nach. Er hatte noch eine Mission zu vollenden.
    Er fuhr mit dem Van Richtung Norden, um eventuelle Straßensperren zu umgehen.
    Eine kleine Hoffnung hatte er gehabt, dass er Bradley Jorgenson bei seiner Rückkehr auf die Insel abfangen könnte, aber er wusste auch, dass die Wahrscheinlichkeit verschwindend gering war.
    Er näherte sich Hobe Sound auf dem Southeast Dixie Highway und suchte nach einer passenden Abfahrt. Er fand sie nach ein paar Minuten und lenkte das Fahrzeug auf eine Querstraße landeinwärts Richtung Jonathan Dickinson State Park. Er war auf der Suche nach einem abgelegenen Plätzchen, einem Ort, an dem er sich ausruhen und seine nächsten Schritte überdenken konnte. Wo er sein Buch trocknen konnte.
    Die Straße schlängelte sich durch eine pittoreske Vorortidylle. Hübsche Häuser mit hübschen Gärten, schon längst in der Nachtruhe versunken, die Bewohner im Reinen mit sich und der Welt. Alt und Jung schliefen, träumten ihre Träume und murmelten voller Behagen. Niemand rechnete damit, dass ein Berufskiller nach Aurora Village kommen würde, ganz zu schweigen davon, dass er seinen vorübergehenden Wohnsitz dort suchte.
    Der Ort endete unvermittelt, Häuser wichen Sümpfen und Buschland, Entwässerungskanäle tauchten in regelmäßigen Abständen auf. Mittlerweile war er auf einer unbefestigten Straße unterwegs, die immer wieder durch kurze Holzbrücken unterbrochen wurde. Seine Reifen holperten über das Holz wie das dumpfe Doppelklopfen eines unregelmäßigen Herzschlags. Er konnte den Sumpf riechen, das süßliche Aroma vermodernder Pflanzen und stehender Gewässer, aber war sich nicht sicher, ob der Geruch nicht doch von seinem Körper und seiner Kleidung stammte. Meersalz hatte sich darin festgesetzt, und seine Haut hatte begonnen, furchtbar zu jucken.
    Zu seiner Linken fielen ihm die Umrisse flacher Gebäude auf. In dieser Gegend wurde nicht gerade sehr viel Landwirtschaft betrieben, aber es schien sich gleichwohl um eine Farm zu handeln. Er fand eine Abzweigung und bog ab. Der Weg bestand aus wenig mehr als einer Anhäufung von Schlaglöchern, wahrscheinlich war das nicht die Hauptzufahrt zur Farm. Trotzdem schaltete er die Scheinwerfer aus, damit er sich unbemerkt nähern konnte.
    Er hielt etwa hundert Meter vor der Farm, stellte den Motor ab und stieg aus. Er schloss die Tür nicht ganz, sondern lehnte sie nur leise an. Dann machte er sich zu den Farmgebäuden auf. Die Schusswunde war am Verheilen, aber dennoch fühlte sich sein Bein bei jedem Schritt an, als ob die Haut aufreißen würde. Normalerweise warf ihn eine solche kleinere Wunde nicht aus der Bahn, aber nun, wo andere Leiden dazukamen, musste er sich schwer auf die Zunge beißen. Sein Hinken trat immer deutlicher zutage, je näher er den Gebäuden kam.
    Mit seiner schwarzen Kleidung, dem ausgemergelten Gesicht und dem strähnig herunterhängenden Haar fühlte er sich wie ein Vampir, der in einem schlechten Horrorfilm durch die Nacht schlich. Kein schlechtes Bild – sein Anblick würde jedermann, dem er begegnete, noch mehr Furcht einjagen. Die Furcht der anderen war – neben seinem Körper – seine beste Waffe, jetzt, wo er die Pistolen nicht mehr hatte.
    Er sah sich die Gebäude an. Zwei davon waren kaum mehr als Holzanbauten, das Dritte ein zur Farm gehörender Stall. Es gab ein paar Schuppen aus Lehmziegeln und ein kleines einstöckiges Haus. Auch dieses war aus Lehmziegeln gebaut und

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