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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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mich vor atomaren, bakteriellen und chemischen Waffen schützen sollten, die gegen uns eingesetzt werden mochten.
    »Ja«, bestätigte Marianne kaum hörbar. Sie holte tief Luft. Ihre Stimme wurde etwas lauter: »Und es war sinnlos. Wie Sie wissen, wurden diese Waffen nie gefunden. Stephen kam krank von seinem Einsatz nach Hause. Und niemand wollte zugeben, dass seine Krankheit die direkte Folge der Medikation war, die er bekommen hatte. Bis heute nicht.
    Sie sagten, seine Krankheit sei rein psychosomatisch, dass er sich seine Symptome nur einbilde: Übermüdung, Antriebslosigkeit, Taubheit in Fingern und Zehen, entsetzliche Migräne. Die Krankheit trieb ihn dazu, sich bei einer Antikriegs-Demonstration von einem zehnstöckigen Haus zu stürzen.«
    »Das tut mir leid«, murmelte ich etwas hilflos. »Es ist furchtbar, wenn man jemanden verliert – ganz besonders unter solchen Umständen.«
    »Ich vermisse ihn so sehr. Fünf Jahre sind vergangen, und es gab keinen einzigen Tag, an dem ich nicht an ihn denken musste.«
    »Und trotzdem lieben Sie den Mann, der für seinen Tod verantwortlich ist?«, fragte ich.
    »Bradley ist nicht dafür verantwortlich. Ich mache ihm keinen Vorwurf, nicht den geringsten.«
    »Aber es waren die Medikamente, die die Jorgensons entwickelt haben, von denen Sie glauben, dass sie Stephens Krankheit auslösten?«
    Marianne nickte nur. Dann sagte sie: »Mrs Moore war eine meiner Lehrerinnen an der Schule, aber sie war auch ausgebildete Therapeutin. Sie sprach nach dem Tod meines Bruders mit mir. Wir hatten die gleiche Einstellung zum Krieg im Irak und in Afghanistan. Der Tod unserer Soldatinnen und Soldaten ist völlig unnötig, und sie sterben aus den falschen Gründen.« Sie blinzelte mich an, vielleicht weil ihr klarwurde, dass ich einst einer jener Soldaten gewesen war, der in demselben Krieg kämpfte wie ihr Bruder – wenn auch in einer anderen Armee. »Ich unterstütze unsere tapferen Soldatinnen und Soldaten. Ich bin überhaupt nicht gegen das Militär. Ich wollte nur meinen Beitrag dazu leisten, dass unsere Truppen den Respekt gezollt bekommen, den sie verdient haben. Ich schloss mich einer Protestinitiative an, die Mrs Moore aufgebaut hatte, um unserer Einstellung Ausdruck zu verleihen.«
    »Sie haben an einer Diskussion mit der Familie Jorgenson teilgenommen?«
    »Ja. Dort habe ich Brad kennengelernt. Er war sehr charmant und offen für unsere Ansichten. Er war ein guter Zuhörer. Wir haben hinterher noch lange geredet.«
    »Und danach haben Sie sich öfter mit ihm verabredet?«
    »Ja.«
    »Aber Ihrem Vater gefiel das nicht?«
    »Mein Vater ist immer noch sehr wütend. Er gibt Bradley die Schuld an Stephens Tod, genau wie er allen anderen Beteiligten die Schuld gibt.«
    »Vielleicht hat er gute Gründe, Bradley zu hassen. Ihr Vater hat mir Fotos von Ihnen gezeigt. Auf einem davon sieht man Sie im Fond einer Limousine, wie Sie versuchen, Bradley von sich abzuschütteln. Es sah so aus, als würde er Sie sexuell belästigen.«
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Nennen Sie mir irgendeinen Prominenten, von dem es nicht ähnliche Bilder gibt. Wir haben nur vor den Kameras posiert, um den Paparazzi Futter zu geben. Es war ein Spaß. Im Nachhinein betrachtet war es natürlich eine ziemlich blöde Idee.«
    »Er hat mir auch ein Polizeifoto gezeigt, auf dem Sie als Opfer einer Körperverletzung zu sehen sind.«
    Sie kaute auf ihrer Lippe.
    »Ja.«
    »Aber es war nicht Bradley, der Sie verprügelte?«
    »Nein, natürlich nicht. Bradley liebt mich, und ich liebe ihn.«
    »Und wer war es dann?«, fragte ich. »Jemand aus seiner Familie?«
    »Nein.« Ihr ganzer Körper erschauderte. »Es war mein Vater.«
    Zu diesem Schluss war ich auch schon gekommen. Ich erinnerte mich an unser erstes Treffen in der schäbigen Kneipe. Als ich von der Bar im Shuggie’s Shack auf ihn zuging, spielte Richard Dean mit einem Gegenstand in seiner Hand. Jetzt erinnerte ich mich, wie es in dem gedämpften Licht aufgeblitzt hatte. Etwas Metallisches. Ihr Kruzifix. Er hatte es schnell in seine Tasche gesteckt und mir danach irgendeinen haltlosen Blödsinn erzählt.
    »Er kam zu Bradley ins Haus, um mich mitzunehmen. Er warf mir vor, ich hätte das Andenken meines Bruders beschmutzt. Dass ich mich zur Hure der Mörder meines Bruders gemacht hätte. Er wollte nicht einsehen, dass er sich irrte, dass Bradley eigentlich auf unserer Seite war und bereit dazu, alle Verträge mit dem Militär zurückzuziehen.« Ihre Finger

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