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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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hätte eher nach Santa Fe gepasst als in diesen Teil Floridas. Er näherte sich dem Haus von der Rückseite, erkannte aber, dass alle Zimmer mit großen Fenstern ausgestattet waren. Da es in dieser abgelegenen Gegend keine weiteren Nachbarn gab, hatten die Bewohner die Gardinen nicht zugezogen, als sie sich zur Ruhe begaben. Das einzige Licht, das er sehen konnte, stammte von einer trüben Glühbirne auf der Veranda am Hintereingang.
    Tagsüber war es hier sehr heiß, deshalb ging er davon aus, dass das Haus eine Klimaanlage hatte. Damit die richtig arbeitete, mussten Fenster und Türen während der schwülen Nachtstunden geschlossen bleiben. Geschlossen, aber bestimmt nicht abgeschlossen.
    Am besten versuchte er es an der Hintertür. Die Leute, die in den Nebengebäuden lebten oder arbeiteten, würden das Haus regelmäßig durch diese Tür betreten. Die Vordertür würde wohl die meiste Zeit verschlossen bleiben. Trotzdem ging er am Hintereingang vorbei, um das Gebäude in seiner Gänze unter die Lupe zu nehmen. Als er zur Vorderseite kam, brannte dort kein Licht. Ein Blick durch das große Panoramafenster zeigte ihm einen bescheiden eingerichteten Wohnraum mit robusten Holzmöbeln und einem altmodischen Plattenspieler in einer Musiktruhe. Wandregale voller Krimskrams. An einer Wand hingen gerahmte Fotos, deren Motive er aber in der Dunkelheit nicht ausmachen konnte – wahrscheinlich waren es Porträts von Söhnen, Töchtern und Enkeln.
    Nachdem er das Haus umrundet hatte, fand er den Unterstellplatz für das Auto. Dort stand nur ein Wagen, ein Dodge Pick-up, dessen Staub und Kratzer von der harten Arbeit auf den Feldern zeugten. Er bemerkte, dass die Tür nicht abgeschlossen war, und öffnete sie. Keine Alarmanlage. Er hatte es auch nicht anders erwartet. Er suchte den Wagen nach einer Waffe ab, fand aber nichts. Aber etwas anderes fiel ihm auf: Der Fahrersitz war plattgesessen und abgenutzt, aber der Beifahrersitz sah noch so frisch aus wie an jenem Tag, als der Wagen vom Fließband rollte – der Dodge wurde nur von einer Person genutzt. Es gab keine Mrs. Farmer, um die er sich auch noch hätte Gedanken machen müssen. Wer immer in diesem Haus lebte, war allein.
    Er suchte die Ladefläche des Pick-ups ab und stieß in einer Werkzeugkiste auf einen großen Radmutterschlüssel. Schwer wie er war, gab er eine vorzügliche Waffe ab. Auch einen Schraubenzieher schob er sich in den Hosenbund. Der war zwar nicht so brauchbar wie ein Dolch, aber in der Not konnte man ihn trotzdem jemanden ins Fleisch rammen.
    Als er zum Vordereingang zurückkam, schien alles unverändert. Die Lichter waren aus, kein Lebenszeichen aus dem Wohnzimmer. Er ging weiter und erreichte die Rückseite des Hauses. Mücken umschwärmten das Fliegengitter der Veranda, angezogen vom Licht der Glühbirne. Dantalion öffnete die Verandatür behutsam, damit sie nicht quietschte, dann trat er ein, begleitet von unzähligen Insekten. Manche flogen ihm ins Gesicht und setzten sich in seinem Haar fest, ihm lief es eiskalt über den Rücken. Er wischte sie weg. Er versuchte, den Griff der Eingangstür zu drehen. Das Ding gab nicht nach. Also war der Bewohner doch um seine Sicherheit besorgt. Aber das war gut, konnte es doch bedeuten, dass er genau das hatte, wonach Dantalion hier suchte.
    Er nahm den Schraubenzieher aus dem Hosenbund, setzte ihn zwischen Schloss und Türrahmen an und hebelte. Mit der anderen Hand schob er die Tür Stück für Stück weiter auf. Ein Schloss war so gut wie nutzlos, wenn der Türrahmen aus altem, verwittertem Holz bestand. Er war froh, dass sein Einbruch so geräuschlos vonstattenging, dass er nicht mal den leichtesten Schläfer geweckt hätte. Er betrat das Haus. Ein Arbeitsbereich mit einem Stapel Wäsche, die auf das Bügeleisen wartete, lag vor ihm. Karierte Hemden und Jeans, eine hellbraune Nylonhose, Socken und Unterwäsche, die auf einen eher konservativen Mann hindeuteten. Seine Annahme, dass er es mit einem einzelnen Bewohner zu tun hatte, fand hier ihre Bestätigung. Ein älterer Mann, wenn man nach dem Kleidungsstil ging. Er fasste die Nylonhose an – für jeden unter fünfzig ein schwerer Modefauxpas – und überprüfte ihre Größe. Nicht dass er vorhatte, sie selbst anzuziehen, er wollte sich nur eine Vorstellung von dem Mann machen, den er töten musste. Schmale Bundweite, kurze Beine. Ein kleiner, schlanker Mann? Er hob eins der Hemden hoch und stellte fest, dass es überraschend weit war. Was war das denn

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