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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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Hochtouren arbeitete, hatte ich die Waffe identifiziert. »Ja«, bestätigte ich. »Und dieser Täter hat ebenfalls eine Beretta benutzt? Das muss nichts heißen, ist eine verbreitete Waffe.«
    »Das stimmt. Für sich genommen bedeutet das überhaupt nichts.« Er tippte auf den Bildschirm. »Aber ein Zeuge hat gesehen, dass ein großgewachsener Mann mit langen weißen Haaren das Haus in den frühen Morgenstunden verließ. Hört sich ganz nach deinem Schützen an, oder nicht?«
    Jetzt interessierte mich das Ganze schon mehr. Ich beugte mich vor und stützte meine Hände aufs Bett, um bessere Sicht auf den Bildschirm zu bekommen.
    »Und dann gibt es noch das hier«, fügte Harvey hinzu. Er markierte einen Textblock.
    »Die Donner des Gerichts und des Zornes sind gezählt«, las ich laut. »In Cassandras Blut an die Wand geschrieben. O Gott!«
    »Hört sich nach den üblichen durchgeknallten religiösen Fanatikern an«, stimmte Harvey mir zu. »Aber dann habe ich den Satz mal in eine Suchmaschine eingegeben.«
    Er klickte das Fenster einer anderen Seite auf. Eine Geschichte der Henochischen Rituale stand dort zu lesen.
    »Schwarze Magie?«, fragte ich.
    »Die Magie der Goetia«, korrigierte mich Harvey. »Etwas, das aus einem Zauberbuch stammt, das ein elisabethanischer Astrologe namens Dr. John Dee vor Hunderten von Jahren verfasst hat.«
    Ich hatte von John Dee gehört. Er war der Hofastrologe von Königin Elisabeth I. Gerüchten zufolge war er aber auch der oberste Spion Ihrer Majestät und trug die Decknummer 007 – vielleicht kein Zufall, dass Ian Fleming diese Nummer wählte, als er sich seinen James Bond einfallen ließ.
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, wo das hinführen soll«, sagte ich zu Harvey.
    Er drückte ein paar weitere Tasten. Eine Seite erschien auf dem Bildschirm, auf der die gleichen Worte standen, die der Mörder der Familie Moore mit dem Blut eines achtjährigen Mädchens an die Wand geschmiert hatte:
    Die Donner des Gerichts und des Zornes sind gezählt.
    »Das ist ein Zitat aus dem Buch Henoch«, erklärte Harvey. »Eine Zeile aus dem Bornless-Ritual. Etwas, was man auch den ›Ruf der Aethyre‹ nennt. Alles Hokuspokus-Quatsch, da stimme ich dir zu. Aber im übertragenen Sinn weist es auf die Anrufung eines Engels der Finsternis hin.«
    »Dantalion«, sagte ich.
    Harvey ließ erneut seine Finger über die Tastatur rasen und rief einen weiteren Link auf. Es erschien eine Tafel voller merkwürdiger Symbole, neben denen Namen und Beschreibungen vermerkt waren. Dantalion war der achte Name.
    »Scheiße«, zischte ich.
    »Das kannst du laut sagen«, meinte Harvey. »Der Typ ist ein durchgeknalltes Arschloch.«
    »Aber warum tötet er eine Familie?«, fragte ich. »Was haben die Moores mit all dem zu tun?«
    Während unserer ganzen Diskussion hatte sich Marianne zurückgehalten. Aber als der Name der Familie fiel, hörte ich, wie sie sich räusperte. Ich sah sie an. Sie stand langsam auf, kam zu mir und starrte auf den Bildschirm.
    »Sagten Sie Moore?«
    Ich nickte Harvey zu, und er rief wieder die CNN-Seite auf.
    Marianne schlug die Hände vor den Mund. »Oh, mein Gott!«
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Caitlin Moore«, sagte sie. »Sie war meine Lehrerin an der Collinwood Highschool. Sie war es, die mich mit Bradley bekanntgemacht hat.«
    Harvey klickte schnell die CNN-Seite wieder weg. Marianne drehte sich langsam und ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. Ihre Hände sanken vom Mund herab und zupften nun an einem imaginären Kruzifix um ihren Hals.
    »Damals, 2002«, sagte sie, die Stimme kaum lauter als ein Flüstern, »war mein Bruder Stephen unter den ersten Marines, die in den Irak geschickt wurden. Es gab den Verdacht, dass Saddam Hussein irgendwo Massenvernichtungswaffen versteckt hatte, und Stephen gehörte zu denen, die sie aufspüren sollten.«
    Oh-oh, dachte ich und hatte schon eine Vorahnung, in welche Richtung sich das entwickeln würde. Richard Dean hatte nie erzählt, dass er einen älteren Sohn hatte. Genauso wenig wie Marianne bislang einen Bruder erwähnt hatte. Oder dass er Soldat war. Selbst als Rink Deans Hintergrund geprüft hatte, kam es nicht ans Licht.
    »Er bekam Impfungen verabreicht, die ihn vor ABC-Waffen schützen sollten?«, fragte ich und musste dabei daran denken, wie oft ich selber mit entblößter Schulter bei einer Schwester oder einem Arzt mit riesiger Spritze Schlange gestanden hatte. Ich hatte nie Fragen gestellt, mir nur die Spritzen geben lassen, die

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