Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
durchbohrten mich.
»Ich werde mich daran halten«, versprach ich und deutete eine Verbeugung an.
»Bis das abgeschlossen ist, behalten wir unseren Freund in der Ostmark im Auge. Aselas kleiner Trick brachte uns überraschende Ergebnisse, wir prüfen gerade, wie wir das, was wir nun wissen, am besten zu unserem Vorteil nutzen können. Aber davon werdet Ihr mehr erfahren, wenn Ihr wieder in Askir seid.« Ihr Lächeln wurde härter. »Es dürfte Euch gefallen.« Ihre grünen Augen ruhten noch einen Moment auf mir. »Ich werde für Leandra beten. Und schauen, ob sich Elsine nicht doch irgendwo finden lassen kann.«
Als ich danach mein Quartier in der Kronburg aufsuchte, fand ich dort Ragnar vor, dessen Ohr ihm immer noch abstand wie ein Kohlrabi, und einen weiteren ungebetenen und unverhofften Gast.
»Er sagt, er kennt dich«, sagte Ragnar mit einem breiten Grinsen. »Aber er kommt mir zu schmierig vor, deshalb habe ich ihn festgesetzt. Ich habe ihn gefragt, wie er an den Wachen vorbeigekommen ist … er meint, er habe es ihnen erklärt.«
»Nun«, meinte ich, als ich mir meinen Stuhl heranzog und auf das gut geschnürte Bündel hinuntersah, das Ragnar gerade mit seinen Blicken zu erdolchen suchte. »Er hat ein Talent dafür, sich aus allem rauszureden.«
»Das habe ich bemerkt«, meinte Ragnar. »In dem Moment, wo ich ihm fast Glauben schenken wollte, habe ich ihm das Maul gestopft. Götter, der Kerl ist geschickt mit seiner Zunge!«
Ich beugte mich in meinem Stuhl vor und schnitt dem Kerl den Knebel ab.
»Sagte ich Euch nicht, dass ich Euch niemals wiedersehen will?«
Der blutige Marcus spuckte den Rest des Knebels aus und bedachte mich mit einem bösen Blick.
»Und ich sagte, dass es sich nicht vermeiden lassen wird. Ich bin ja nicht grundlos hier!«
»Dann erklärt Euch. Bevor ich Euch wieder knebeln lasse und den Wachen übergebe. Morgen gibt es eine Menge Hinrichtungen in dieser Stadt, aber für Euch wird sich auch am kleinsten Galgen noch ein Plätzchen finden.«
»Was seid Ihr so übel gelaunt!«, beschwerte sich der Pirat. »Könnt Ihr mir nicht die Fesseln abnehmen?«
»Nein.«
Er seufzte. »Gut, dann so. Ich hatte vor drei Tagen eine Vision. Ich stand an einem Bett, darin lag Eure Königin und sah zum Sterben aus. Ihr habt mich am Kragen gehalten und geschüttelt, mir aber auch versprochen, dass ich begnadigt werde, wenn sie überlebt.«
»War das alles, was ich Euch versprochen habe?«
Er zögerte. »Heraus damit.«
»Dass ich hänge, wenn sie stirbt.«
»Und?«
»In meiner Vision schlug sie die Augen auf, sah mich und fing an zu fluchen.«
Ich zog ihn hoch und setzte ihn vor mich.
»Gut. Was habt Ihr getan, damit sie wieder erwacht?«
»Ich? Nichts.«
Ich war versucht, ihn zu schütteln. Also schüttelte ich ihn, bis ihm die Zähne klackten.
»Ich weisch nischt, was isch getan habe!«, rief er, als er wieder sprechen konnte. »Jetscht habe isch mir auf die Zunge gebischen«, fügte er vorwurfsvoll hinzu. »Ich weisch nur, dasch ich dafür begnadigt werde, dasch ich Euch von meiner Vischon erzählte … und dasch tue ich doch gerade!«
Ragnar beugte sich vor und gab dem Piraten eine Kopfnuss, die ihn deutlich nicken ließ. »Nein, das tust du nicht«, meinte er. Dann an mich gewandt: »Das ist doch der, der seine Zukunft sehen kann? Den du für so gefährlich hältst?«
Ich nickte.
»Gut«, meinte Ragnar grimmig zu dem gebundenen Piraten. »Dann beschreibe deine Vision. Fang vorne an, höre hinten auf, und lass nichts aus, selbst wenn es nur eine niesende Fliege ist.«
»Er beschrieb einen Mann für mich, der mit im Zimmer war«, erklärte ich Serafine etwas später. »Der legte Leandra nur die Hand auf die Stirn, und sie erwachte. Einfach so. Nur dass ich den Mann nicht kenne. Er war breitschultrig, mit breitem Nacken, besaß eine Glatze und war in eine Uniform der zweiten Legion gekleidet, ohne dass ein Rang zu erkennen wäre. Er schien dich zu kennen, denn er sah fragend zu dir hin und legte Leandra erst die Hand auf, als du genickt hast. Dann wachte Leandra auf.«
Ich schüttelte den Piraten noch ein wenig. »War es so?«
»Genau scho war esch!«, schwor der blutige Marcus. »Und hätte ich gewuscht, dasch Ihr ihn nicht kennt, hätte ich genauer hingeschaut, aber Ihr habt misch scho gewürgt, dasch isch kaum Luft bekam und auf anderesch geachtet habe.« Er schaute mich vorwurfsvoll an. »Auf scholsche Dinge wie dasch Atmen! Halt, wartet!«, rief er, als ich ihn wieder
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