Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
darauf, wie Omagors Priester, die fast ausschließlich Zokoras Volk entstammten, mit den Soldaten des dunklen Kaisers umgingen.
»Beruhigt Euch«, bat ich den Mann. »Und setzt Euch, während wir uns beraten.«
Ich wies auf einen Stuhl, und er setzte sich, die Sonnenscheibe noch immer mit beiden Händen umklammert … und schaute dann zu Leandra hin, die ruhig und still in ihrem Bett lag.
»Also können wir ihm nicht vertrauen«, stellte ich fest.
»Das will ich so nicht sagen«, meinte Serafine bedächtig, während sie den Mann nachdenklich musterte. »Alles, was er uns bisher mitteilte und sich überprüfen ließ, entsprach der Wahrheit. Er ist unbewaffnet, und ich habe ihn selbst gründlich durchsucht. Er konnte nicht wissen, was der Pirat uns sagen würde … und dass er mit Marcus unter einer Decke steckt, erscheint mir höchst unwahrscheinlich. Wenn er Leandra helfen kann, müssen wir es versuchen.«
»Leandra?«, merkte der Mann auf. »Ist das die Maestra? Die Drachengeborene, die der Kaiser haben will?«
»Du hast ihm nicht gesagt, warum er hier ist?«, fragte ich Serafine, sie schüttelte nur den Kopf. Ich wandte mich dem Mann zu. »Mit Kaiser meinst du Kolaron Malorbian?«
Er nickte.
»Wie hast du sie genannt?«
»Die Maestra?«
»Nein. Drachengeborene. Warum?«
»Weil sie es ist. Ich belauschte den Kriegsfürsten Corvulus einmal, wie er mit seiner Schwester darüber sprach.«
»Die Schwester, das war Dereinis?«, hakte Serafine nach.
»Ja.«
»Erzählt weiter. Was haben sie gesagt?«
»Nicht viel. Er verfluchte seinen Vater dafür, dass der Kaiser die Maestra lebend haben will, woraufhin die Fürstin Dereinis sagte, dass es daran liegen würde, dass Eure Freundin eine Drachengeborene wäre. Kriegsfürst Corvulus meinte, es wäre Unfug und dummer Aberglaube, und sie wandten sich dann anderen Dingen zu.« Er hielt Soltars Sonnenscheibe flehend hoch. »Ich schwöre, das war alles, was ich über sie gehört habe!«
Wir schauten uns gegenseitig an. »Nun«, sagte Serafine. »Prinz Imra und die anderen Elfen glauben, dass sie von den Alten abstammt. Und von denen sagt man, dass sie Drachen wären. Insofern nichts Neues, außer dass wir jetzt wissen, warum Kolaron sie haben will und Corvulus sie zu entführen versuchte.«
Der Mann sah zu Leandras Bett hin. »Hat Corvulus ihr das angetan?«
Ich sah fragend Serafine an.
Sie seufzte. »Seitdem ich ihn gefunden habe, wurde er pausenlos vernommen. Wir haben ihn befragt, aber wir ließen seine Fragen unbeantwortet. Er weiß nicht, was in der Zwischenzeit geschehen ist.«
»Dann sagen wir es ihm«, beschloss Zokora und trat wieder an den Mann heran, um ihn genauestens zu mustern. »Dereinis und Kriegsfürst Corvulus sind tot, die dritte, zwölfte und einundzwanzigste eurer Legionen sind zerschlagen, die Belagerung vor Illian ist aufgebrochen. Und jetzt erkläre mir, warum du Trauer verspürst.«
»Wegen meiner Kameraden … sie sind irregeleitet, aber sie sind gute Soldaten«, sagte der Mann leise. »Es gibt einige, bei denen ich es bedauere, wenn sie fallen mussten.«
»Und die Kriegsfürsten?«
»Bringt mich zu ihrem Grab, und ich spucke auf sie«, stieß der Mann aus.
»Für ein Grab ließen wir nicht genug übrig«, meinte Zokora kalt lächelnd. »Glaubst du an Soltar, Stabsmajor?«
Er nickte heftig. »Er war mir die einzige Rettung, die ich hatte, um bei Verstand zu bleiben!«
Zokora nickte und sah dann zu mir hoch. »Er sagt die Wahrheit.« Sie richtete sich auf. »Wir sollten es versuchen.«
»Was versuchen?«, fragte der Mann verständnislos.
»Geh zu ihr hin und lege ihr deine Hand auf ihre Stirn«, befahl Zokora ihm. »Wenn du etwas anderes tust, wirst du sterben.« Sie lächelte schmal. »Langsam.«
Hastig stand der Mann auf und ging zu Leandras Bett hin … um dann vor ihr zu verharren und sie staunend anzusehen.
»Sie ist wunderschön«, meinte er ergriffen. »Was hat sie? Woran ist sie erkrankt?«
»Legt ihr die Hand auf die Stirn, Stabsmajor«, sagte Serafine leise. »Bitte.«
Zögernd tat er wie geheißen.
»Und jetzt?«, fragte er mit einem furchtsamen Blick zu Zokora hin.
Unter seiner Hand bäumte sich Leandra, als hätte sie der Schlag getroffen, ihre Augen sprangen auf, sie sah wie wild umher, um dann auf dem Mann zu verharren, der zurückgesprungen war, als hätte er Angst, dass sie ihn beißen würde.
»Wer, bei allen Göttern, ist der Kerl?«, fragte sie empört und zog sich die Decke höher. »Was macht er
Weitere Kostenlose Bücher