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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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geschwächt gewesen sein, dass sie einfach nur in Seelenreißer fiel.«
    »Du hast Seelenreißer fast eine Handbreit durch sie in den Boden gerammt«, fügte Zokora hinzu. »Selbst für Seelenreißer ist das viel … und du hast durchaus eine Weile gebraucht, um ihn aus dem Stein zu lösen. Auch das spricht dafür, dass etwas geschehen ist, das du uns nicht sagen willst.«
    »Havald«, sagte Serafine besorgt. »Was genau ist dort passiert?«
    Das, dachte ich resigniert, ist der Nachteil daran, wenn man Freunde hat. Nicht nur, dass sie einen zu gut kennen, man will sie auch nicht belügen.
    »Varosch«, sagte ich leise. »Darfst du noch immer die Beichte abnehmen?«
    »Ja«, sagte er ohne Zögern. »Ich bin noch immer der, der ich war, als ich vor Boron trat, um dem Glauben beizutreten.«
    »Also gibt es etwas zu beichten«, stellte Zokora fest.
    »Aber ihr werdet es nicht erfahren«, sagte Varosch bestimmt. »Auch du nicht, Zokora. Wollt ihr draußen warten, oder sollen Havald und ich woanders hingehen?«
    »In meinem Zimmer habe ich ein Fass Bier, das ich Yoshi geben wollte, bevor der undankbare Hund sich einfach aus dem Staub machte«, meinte Ragnar und stand auf. »Es scheint mir eine gute Gelegenheit, es anzuzapfen.«
    Alle drei Seras schienen wenig geneigt, auf seinen Vorschlag einzugehen, aber letztlich folgten sie ihm doch nach draußen. Serafine war die Letzte, die über die Schwelle trat, dort blieb sie stehen und sah zu mir zurück, um mir ein Lächeln zu schenken, das wohl aufmunternd sein sollte. »Wir haben Vertrauen in dich«, sagte sie leise und zog die Tür langsam hinter sich zu.
    »So«, sagte Varosch leise, als sich Serafines Schritte von der Tür entfernten. »Was ist da geschehen?«
    Also erzählte ich es ihm. Von dieser falschen Erinnerung, von Ordun, von Kayla, wie sie nach meiner Seele griff … und wie ich sie fraß. Und wie ich sie irgendwie wieder ausspie, zurück in ihren Körper drückte, als sie hilflos vor mir lag, um sie danach mit Seelenreißer zu erstechen.
    »Also bin ich ein Nekromant«, beendete ich meine Beichte. »Genau wie Ordun es war … ihn habe ich auch gefressen, es ist sein Talent.« Ich zog den Korken aus meiner letzten Flasche Wein und schenkte mir und Varosch ein, um dann ans Fenster zu treten und über die Stadt hinauszusehen. Es war bald Abend, und ich fragte mich, wie oft ich die Dämmerung noch sehen würde.
    »Es heißt, dass wenn man einen Feind zu lange bekämpft, man ihm gleicher und gleicher wird, bis einen nichts mehr von ihm trennt«, sagte ich bitter und nahm einen tiefen Schluck. »Ich wusste nur bisher nicht, wie wahr das ist. Ich bin zu dem geworden, was ich am meisten hasse, jemand, der sich an den Seelen anderer vergeht. Du wirst mich erschlagen müssen … ich sehe das ein, aber ich finde es ungerecht, dass der Nekromantenkaiser auf diese Art einen billigen Sieg errungen hat. Aber es war mein Fehler. Ich hätte mich nie darauf einlassen sollen, allein dorthin zu gehen.«
    Varosch hatte lange nichts gesagt, ich drehte mich zu ihm um, er saß noch immer da und schaute nachdenklich auf seinen Becher Wein hinab.
    »Was sagst du, Varosch?« Ich bemühte mich, dabei normal zu klingen, so ganz wollte es mir nicht gelingen.
    »Ich frage dich zuerst, was du getan hättest, hätte Zokora dich eben nicht zur Rede gestellt?«, erwiderte er bedächtig.
    »Nichts«, antwortete ich ehrlich. »Ich hoffte, unertappt zu bleiben und es mit mir selbst ausmachen zu können.«
    »Und? Hast du?«
    Ich lachte bitter. »Wie denn? Es blieb doch kaum Zeit dazu, auch nur einen Gedanken zu fassen!«
    »Aber ich soll jetzt, direkt nach deiner Beichte, ein Urteil fällen?«, fragte er und schüttelte den Kopf. »Damit verlangst du zu viel von mir. Jetzt wünsche ich mir, ich hätte deine Beichte abgelehnt. Und dass Zokora weniger direkt wäre.«
    »Tatsächlich bin ich dankbar dafür«, sagte ich leise. »Es tat gut, darüber zu sprechen … und ich wollte nie ein solches Geheimnis vor euch wahren.«
    »Nur andere Geheimnisse?« Er lächelte ein wenig. »Geheimnisse hast du viele, Havald.«
    »Ich behalte sie für mich, solange sie persönlich sind und niemanden von euch berühren«, erklärte ich und seufzte. »Viele meiner Geheimnisse sind auch nicht allein die meinen.«
    »Ich weiß«, sagte er leise und sah mich dann seltsam an. »Wie sieht meine Seele aus? Kannst du sie sehen?«
    »Ja«, gestand ich. »Sie sieht aus wie du. Nicht von der Form her«, fügte ich hinzu,

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