Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
nur an eine Kleinigkeit erinnern.«
»Und welche?«
»Die Götter mögen dir diesen Körper gegeben haben. Aber Zokora hat dich schon auserwählt, als du noch ein Mensch gewesen bist. Wenn überhaupt, dann folgten die Götter hier Zokoras Wunsch und nicht umgekehrt. Und das bedeutet, dass sie dich so wollte, wie sie dich kannte.«
»Größer, blonder und mit einem gewinnenden Lächeln?«, fragte er schelmisch.
»So, wie du bist«, sagte ich. »Dort, wo es zählt.« Ich klopfte ihm leicht auf die Brust.
»Ich hoffe«, seufzte er und stand auf, »dass du recht behalten wirst. Wenn nicht …«
»Ich weiß, verfluchen. Wo willst du hin?«, fügte ich hinzu, als er sich zur Tür bewegte.
»Zu Zokora. Ihr den Bolzenwerfer geben. Das ist auch möglich. Die Jagd muss dennoch überlebt werden, aber so hat sie wenigstens ihre Antwort. Oder ich die meine. Ich hoffe, du kommst hier zurecht?«
Ich schaute mich in meinem Zimmer um, besah mir die Verwüstung, die ich angerichtet hatte.
»Natürlich. Wie schwer kann es schon sein, einen Reisesack zu packen?«
Kaum hatte sich die Tür hinter Varosch geschlossen, öffnete sich hinter mir das Fenster zum Innenhof der Zitadelle.
»Zokora«, seufzte ich. »Wie lange hast du schon gelauscht?«
»Ich lausche nicht«, teilte sie mir erhaben mit, wobei ihre Stimme ungewöhnlich weich klang. »Ich höre zu. Lange genug, um dir sagen zu können, dass der Stiefel, den du suchst, sich dort in der Kiste befindet.«
Es war natürlich die einzige Kiste, die ich noch nicht geöffnet hatte.
»Woher willst du das wissen? Oder kannst du durch Wände sehen?«, fragte ich sie.
Sie setzte sich bequem ins Fenster, es schien sie wenig zu stören, dass sich hinter ihr ein sieben Stockwerke tiefer Abgrund auftat. »Ich erinnere mich daran, wie du ihn dort hineingeworfen hast, weil er in die andere Kiste nicht mehr passte«, sagte sie mit einem Lächeln, das den ganzen Raum erhellte. »Ich wollte dir danken«, fügte sie dann leiser hinzu. »Für alles.« Sie tat eine Geste hin zu dem Bett, auf dem Varosch eben noch gesessen hatte. »Für das. Auch wenn er schon entschieden hat. Sonst hätte ich ihn nicht gefragt.« Ihr Lächeln wurde immer breiter. »Er brauchte nur einen kleinen Schubs, es sich auch selbst einzugestehen.«
»Sieh einfach zu, dass er keinen Grund hat, mich die nächsten zweitausend Jahre lang zu verfluchen.«
»Das wird er nicht«, lächelte sie. »Und wenn ich ihn jeden Tag dazu verführen muss. Aber er täuscht sich. Zweitausend Jahre werden es nicht sein.«
»Er wird nicht so alt werden?«
Sie lachte. »Der Bund zwischen mir und ihm wird auch mit der Göttin sein. Mit ihrer Gnade wird er noch viel länger leben … aber das sage ich ihm vorerst wohl besser nicht. Der Schlüssel zu der Truhe befindet sich an dem Schlüsselbund, den du erst in Armins gelben Beutel und dann in die Tasche dieses Mantels getan hast.«
Ich sah mich suchend um, es lagen gleich vier Mäntel herum. »Welcher Mantel? Der hier oder doch der dort drüben?« Ich sah fragend auf … doch Zokora war nicht mehr zu sehen. Nur ihre Stimme hörte ich noch leise.
»Warum lässt du dir nicht einfach eine Ausrüstung vom Zeughaus geben? Schließlich bist du ein General.«
Die Legende von Aleyte
22 Etwas später klopfte es an der Tür, und Serafine kam herein. Ihr Gespräch mit Orikes war offenbar beendet. Sie fand mich an dem kleinen Schreibtisch am Fenster zum Balkon vor, die Füße mit den neuen Stiefeln auf eine Legionskiste gestellt, mit eine Kanne Kafje vor mir und Stabsmajor Amostins Abhandlung in der Hand.
»Du bist schon fertig, Havald?«, fragte sie ein wenig überrascht und sah sich um.
Ich hob bedeutungsvoll die Fersen und ließ sie mit einem leisen Pochen auf die Legionskiste zurückfallen. »So schwer war es nicht«, meinte ich bescheiden.
Ihr Blick war fast schon misstrauisch, als sie die ordentlich gestapelten Kisten an der Wand betrachtete, die darauf warteten, eingelagert oder uns nachgeschickt zu werden.
»Was wollte Orikes?«, fragte ich im Gegenzug und legte die Abhandlung zur Seite, um mir Serafine in Muße zu beschauen. Ich hatte sie noch vor dem Attentat auf mich gebeten, mir zur Seite zu stehen, sie kannte die Legionen, ich nicht, und sie hatte sich widerwillig dazu bereit erklärt, als meine Adjutantin wieder der Legion beizutreten. Seitdem hatte sie mehrfach schon ihre Unzufriedenheit über ihre Entscheidung geäußert. Doch bei allen Göttern, ich hätte schwören
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