Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
können, dass keinem Soldat je die Uniform der Legion so gut gestanden hatte wie ihr.
»Asela hat ihn gebeten, in den Archiven über den Verschlinger zu recherchieren, Gleiches haben die Eule und sogar die Kaiserin in den Archiven des Eulenturms getan. Er ließ mich rufen, um mir das Ergebnis mitzuteilen.«
Ich hob die Kanne an und sah sie fragend an. »Irgendwelche neuen Erkenntnisse?«
»Nicht viele«, seufzte sie und nickte. Ich schenkte ihr ein und reichte ihr die Tasse, sie nahm sie und setzte sich aufs Bett. »Zuerst einmal bestätigte er mir die Existenz dieses Wesens.«
»Das ist hilfreich«, stellte ich fest.
Sie lachte leise. »Du kennst ihn doch. Aber es kamen doch einige überraschende Dinge heraus.«
»Die da wären?«
»Grob stimmen die Legenden. Wie du dir denken kannst, gab es nicht viel in den Archiven zu finden. Das Reich der Elfen, das es einst in der Ostmark gegeben haben soll, ist ja schon so lange her, dass selbst Zokora es nur von Legenden kennt. Der Kaiser hat sich intensiver damit beschäftigt, aber er hat wohl irgendwann das Interesse verloren. Es war aber trotzdem interessant, was Orikes herausgefunden hat.« Sie trank einen kleinen Schluck. »Es gibt nicht die Verschlinger, sondern den Verschlinger. Orikes hat drei unterschiedliche Variationen derselben Legende gefunden und sogar eine Ballade. Es ist die Rede von einem Prinz der Elfen, der wegen eines Verbrechens dazu verurteilt wurde, an ein Höllenbiest verfüttert zu werden. An ein Ungeheuer, das letzte seiner Art, das Magie sowohl als Waffe zur Jagd benutzte als auch davon lebte. Man hatte diese Bestien gejagt, bis sie ausgestorben waren, nur diese eine hielt man in einem unterirdischen Komplex gefangen, um ganz besonders schwere Verbrechen zu bestrafen.« Sie schüttelte den Kopf. »Es gab wohl damals bei den Elfen auch eine Art Adelskaste, und eine dieser Kasten, die Kaste der Seher, durfte nicht von menschlicher … elfischer Hand gerichtet werden. Sie waren tabu. Beging einer von ihnen ein Verbrechen, musste man sich etwas einfallen lassen, um ihn hinzurichten. Nun, diese Bestie war die Lösung.«
»Weiß man aus den Legenden, welches Verbrechen das gewesen ist?«
»Ja«, sagte Serafine und räusperte sich. »Der Prinz schwängerte eine menschliche Frau, und sie gebar ihm ein Kind, das das Talent zur Magie besaß, welches die Elfen als ihr Vorrecht ansahen. Die Frau wurde vor den Augen des Prinzen von Wölfen zerrissen. Sein Name war Aleyte. Oder Aleute, vielleicht Alite. Orikes fand weitere Referenzen. Das Kind hat wohl überlebt, und ganze Generationen von Elfen haben diesen Aleyte dafür verflucht, dass er die Gabe der Magie unter die Menschen gebracht hätte. Späte Quellen schreiben allein ihm den Untergang der Elfen in der Ostmark zu.«
Wenn es nicht, wie Zokora sagte, mit dem Tarn, Liebe und Verrat und den Götterkriegen zusammenhing. Ihre Version erschien mir wahrscheinlicher.
»Wie lange ist das alles her?«, fragte ich leise.
Serafine zuckte mit den Schultern. »Das war zur Zeit der Elfen. Vor dem letzten Krieg der Götter. Wohl bevor sich Zokoras Art von den hellen Elfen abspaltete. Jahrzehntausende vielleicht … so lange jedenfalls, dass von diesem Reich in der Ostmark kaum noch Spuren zu finden sind. Es sei denn, man gräbt.«
Ich sah sie fragend an.
»Orikes sagt, dass die Erde wächst und all das einschließt, was lange genug auf ihr liegt. Was auch immer diese Elfen hinterlassen haben, es liegt nun zwischen vierzig und sechzig Fuß tief unter der Erde der Ostmark begraben.«
»Die Erde wächst?«, fragte ich sie überrascht.
»Er erklärte es so, dass das Wetter die Gebirge abträgt und der Wind den Staub verteilt. Über die Zeit ist es so viel, dass er zu Erde wird und alles unter sich begräbt.«
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Was es alles gab …
»Also, dieser Prinz wurde dem Ungeheuer zum Fraß vorgeworfen. Ich nehme an, er ließ sich nicht fressen?«
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Wohl nicht. Er vereinigte sich mit diesem Ungeheuer und brach aus den Katakomben aus. Es ist wohl der Prinz, der die Kontrolle besitzt, denn als Erstes suchte der Verschlinger die heim, die seine menschliche Geliebte hatten hinrichten lassen. Orikes meint übrigens, dass es der älteste Hinweis auf unsere Art wäre, von der er je gehört hätte. Scheinbar gibt es uns schon länger, als wir dachten.«
»Wie ging es weiter?«
»Die Elfen ersuchten ihre Priester um Rat und die ihre Götter. Die
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