Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
ich gerne sinnvoll sterben.«
»Und wenn Ihr auf dem Wasser marschieren könntet?«, fragte Serafine leise. »Wenn der Fluss für Eure Legionäre wie eine Straße wäre?«
Blix sah sie verwundert an. »Wenn der Fluss uns eine Straße wäre … Der Wassergraben vor diesen Mauern auch?«
Serafine nickte langsam.
»Dann … könnten wir den Weg abkürzen. Hier den Graben lang, dort auf den Fluss … Ihr meint das ernst?«
Wieder nickte Serafine.
Es war Blix deutlich anzusehen, dass ihm tausend Fragen auf den Lippen brannten, aber er verbiss sie sich.
»Darf ich?«, fragte er, und ich gab ihm den Platz am Sehrohr frei.
»Willst du das wahrhaftig tun?«, fragte ich Serafine leise, während er sich die Lage genau besah. Sie nickte wieder.
»Es gibt wohl keine andere Möglichkeit«, sagte sie und lächelte müde, was ihre gesprungenen Lippen wieder reißen ließ. Zokora hatte auch damit recht behalten, ihr Gesicht schimmerte schon jetzt in einem Dutzend Farben, und ihre Augen waren fast schon ganz zugeschwollen … Mir ging es nicht viel besser, nur aus anderem Grund, dort wo mich Leneres Schlag getroffen hatte, entwickelte sich mittlerweile ein prächtiges Veilchen.
»Hundert Legionäre wiegen eine Menge«, erinnerte ich sie. Sie nickte.
»Es wird möglich sein.«
Yoshi, der so still gewesen war, dass ich ihn ganz vergessen hatte, räusperte sich jetzt.
»Ich werde helfen«, sagte er rau. »Wenn wir den Hügel dort erreichen, kann ich eine Bresche durch den Feind schlagen.« Er hielt einen dieser Zettel hoch, auf dem sich ein Symbol krümmte und wand. »Sie wird nicht lange halten, aber … wir müssen ja nur so lange leben, wie es braucht, diese Bestienmeister zu erlegen.«
»Und so viele dieser Priester, wie es geht«, sagte Zokora hart. »Sie sind alle an einem Ort, das ist die perfekte Gelegenheit, dieses Geschmeiß zu tilgen.«
»So ist sie«, meinte Varosch mit einem Schulterzucken, als unser Beobachter zum ersten Mal verblüfft dreinschaute. »Wo andere die Niederlage sehen, sieht sie eine Gelegenheit.«
»Eine halbe Kerzenlänge«, meldete sich jetzt Blix zu Wort. »So lange werden wir brauchen. Auch wenn sie nicht damit rechnen, werden sie uns kommen sehen.« Er wandte sich an mich. »Wenn wir ankommen, werden wir so erschöpft sein, dass wir kaum ein Schwert heben können, aber …« Er schluckte. »Wir werden kämpfen, Lanzengeneral.« Er sah zu Byrwylde und den Riesen hin, die nun deutlich näher waren. »Es wird sowieso schon knapp werden … und wir müssen die Lanze erst noch hier versammeln.« Er sah zu Grenski hin, es brauchte für die Stabssergeantin keinen Befehl, sie nickte nur und eilte bereits davon. An Ragnar, Janos und Sieglinde vorbei, die eben gerade die Treppe zu den Zinnen erklommen.
Während Varosch ihnen erklärte, wie wahnsinnig wir waren, zog ich Leandra ein Stück zur Seite.
»Wenn es schiefgeht, will ich, dass du in Sicherheit bist«, teilte ich ihr mit. »Du wirst durch das Tor nach Askir gehen.«
»Nein, Havald«, sagte sie, trat an mich heran, warf einen schnellen Blick zu Serafine und umarmte mich, um mir einen Kuss zu geben, der mir in der Seele brannte. Sie trat zurück und lächelte mühsam. »Wir haben das gemeinsam angefangen, wir werden es gemeinsam zu Ende bringen.«
»Du bist jetzt schon ausgelaugt«, erinnerte ich sie. »Du kannst das nicht durchstehen.«
»Du vergisst, dass ich Steinherz habe«, sagte sie mit einem schiefen Lächeln. »Er wird mir die Kraft geben, die ich brauche.«
»Wir kommen auch mit«, sagte Sieglinde entschlossen und wies mit ihrem Blick auf Ragnar und Janos, die beide grimmig nickten. »Ich bitte dich nur um eines, Havald.«
»Um was?«, fragte ich schwer.
»In Askir gibt es diese Bardin, Taride. Erzähle ihr davon, was heute hier geschieht, sie soll eine Ballade daraus machen.«
»Ich weiß nicht …«
»Du wirst überleben, Havald«, sagte sie leise. »Ich weiß das, wir alle wissen das. Irgendwie wirst du es überleben. Ich will, dass du es dieser Bardin beschreibst … damit es nicht vergessen wird.«
»Ich könnte es allein versuchen«, sagte ich und schluckte. »Mit Seelenreißer …«
»Das sind fast zwei Dutzend Priester, Havald«, sagte Zokora ruhig. »Das ist selbst für dich zu viel.« Sie schaute zu Sieglinde hin und ließ dann den Blick auch über die anderen gleiten. »Es ist nicht sicher, dass wir sterben werden, ich habe es nicht vor. In all den Legenden, die ich kenne, gab es niemals solche wie
Weitere Kostenlose Bücher