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Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Titel: Das Böse kommt auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Türknöpfen ihrer Häuser, da wanderte Wills Blick hinauf zu Jims Dach, wo der Blitzableiter gegen den sternklaren Himmel glänzte. 
    Das Gewitter kam. Oder es kam nicht... 
    Auf jeden Fall war er froh, daß Jim das großartige Ding auf dem Dach hatte. 
    "Nacht!" 
    "Nacht." 
    Die beiden Türen schlugen zu. 

Achtes Kapitel

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    Will machte die Tür noch einmal auf und schloß sie wieder – diesmal leise. 
    "Schon besser", sagte seine Mutter. 
    Durch den Türrahmen erblickte Will das einzige Theater, an dem ihm etwas lag, die vertraute Bühne, auf der sein Vater mit einem Buch in der Hand saß und zwischen den Zeilen las. (Er war schon zu Hause! Sie mußten vorhin doch einen ziemlichen Umweg gemacht haben!) In dem Sessel neben dem Kamin saß seine Mutter, strickte und summte dabei wie ein Teekessel. 
    Er wollte ihnen nahe sein und doch fern, er sah sie aus der Nähe, und zwischen ihnen war ein gewaltiger Abstand. Plötzlich sahen sie schrecklich klein in einem viel zu großen Zimmer aus, in einer zu großen Stadt, in einer viel zu riesigen Welt. In diesem unverschlossenen Haus schienen sie allem ausgeliefert zu sein, was aus der Nacht draußen einbrechen konnte. 
    Das gilt auch für mich, dachte Will, auch für mich. 
    Plötzlich liebte er sie, weil sie so klein waren, noch viel mehr als zu Zeiten, wo sie ihm groß erschienen waren. 
    Die Finger seiner Mutter regten sich, ihre Lippen zählten lautlos Maschen – die zufriedenste Frau, die er je gesehen hatte. Er erinnerte sich, wie er an einem Wintertag in einem Gewächshaus ein Dickicht grüner Blätter beiseite geschoben hatte, um darunter eine einzelne, pastellfarbene Rose zu finden. Das war Mutter – sie roch nach frischer Milch, war sich in diesem Zimmer selbst genug, immer zufrieden. 
    Zufrieden? Wie nur? Warum? Gleich neben ihr saß der Hausmeister, der Mann aus der Bibliothek, der Fremde. 
    Seine Uniform hatte er abgelegt, doch sein Gesicht trug immer noch den Ausdruck des Mannes, der nachts in den marmornen Tiefen zugiger Korridore, allein mit seinen Besen, viel glücklicher ist. 
    Will betrachtete die beiden und fragte sich, warum diese Frau so zufrieden und dieser Mann so traurig war. 
    Sein Vater starrte tiefsinnig ins Feuer. In der einen Hand hielt er lose ein Papierknäuel. 
    Will blinzelte. 
    Das Plakat fiel ihm ein, das der Wind ihnen vor die Füße und davongeweht hatte. Das Papier hier hatte dieselbe Farbe, dieselben verschnörkelten Buchstaben. 
    "He!" 
    Will trat ein. 
    Auf Mutters Gesicht leuchtete sofort ein Lächeln auf, das warm wie ein zweites Kaminfeuer war. 
    Dad blickte erschrocken auf, als fühlte er sich bei etwas Verbotenem ertappt. Will wollte fragen: "He, was machst du mit dem Zettel?" 
    Aber Dad schob das zusammengeknüllte Papier tief in die Polsterung des Sessels. 
    Mutter blätterte die Bücher aus der Bibliothek durch. 
    "Hübsche Bücher, Will!" 
    Will stand da, schluckte Cooger & Dark wieder hinunter und sagte: "Junge, der Wind hat uns richtig heimgeweht! In den Straßen fliegt überall Papier herum!" 
    Dad zuckte nicht mit der Wimper. 
    "Gibt's was Neues, Dad?" 
    Dads Hand steckte immer noch in der Polsterung des Sessels. Er hob seinen grauen, etwas besorgten, sehr müden Blick zu seinem Sohn: "Hat einen steinernen Löwen vor der Bibliothek weggeweht. Der macht jetzt die Stadt unsicher und sucht nach Christen, die er fressen kann. Findet aber keine. Die einzige Christin der Stadt halte ich hier gefangen, und sie ist eine gute Köchin." 
    "Unsinn!" sagte Mom. 
    Als Will die Treppe hinaufging, hörte er, womit er halb gerechnet hatte. 
    Erst ein leises Zischen, als legte jemand einen neuen Holzklotz aufs Feuer. Er stellte sich Dad vor, wie er vor dem Kamin stand und zuschaute, wie das Papierknäuel verbrannte. 
    "Cooger... Dark... Zirkus... Hexe... Wunder..." 
    Er wäre am liebsten wieder hinuntergegangen und hätte sich neben Dad gestellt, die Hände zum wärmenden Feuer hin ausgestreckt. 
    Statt dessen ging er langsam hinauf und schloß die Tür zu seinem Zimmer. 
    An manchen Abenden preßte Will, wenn er schon im Bett lag, sein Ohr an die Wand und lauschte der Unterhaltung seiner Eltern. Sprachen sie von etwas Interessantem, hörte er zu, sonst schlief er ein. Wenn es um die Zeiten und die verstreichenden Jahre oder ihn selbst oder die Stadt ging, um die willkürliche Art und Weise, mit der Gott die Welt lenkte, dann hörte er

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