Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Kinder bekommen – das ist üblicherweise das Schicksal einer Frau. Nur eine von hundert, ja von tausend geht ihren eigenen Weg und hat eine Stellung wie Sie.»
    Rosamund grinste ihn an. «Und doch bin ich nichts anderes als eine arme alte Jungfer. Jedenfalls fühle ich mich heute so. Mit einem brutalen Kerl von Mann, einem Haufen Kinder, der an meinem Schürzenzipfel hängt, und Geldsorgen wäre ich glücklicher. Das stimmt doch, oder?»
    Poirot sah sie zweifelnd an. «Da Sie es sagen, wird es wohl zutreffen, Mademoiselle.»
    Rosamund lachte. Sie hatte ihre Fassung wiedergewonnen. Während sie eine Zigarette aus einem Etui nahm und sie sich anzündete, meinte sie:
    «Sie wissen wirklich sehr genau, wie man mit Frauen umgehen muss, Monsieur Poirot. Ich habe jetzt das Gefühl, als würde ich nun genau das Gegenteil denken und mich Ihnen gegenüber für die Karrierefrau stark machen. Natürlich geht’s mir verdammt gut – und das weiß ich auch.»
    «Dann ist ja alles in bester Ordnung, Mademoiselle.»
    «Ja.»
    Nun holte auch Poirot sein Zigarettenetui hervor und zündete sich eine der winzigen Zigaretten an, die er gern rauchte. Während er nachdenklich beobachtete, wie der Dunst vom Wasser aufzusteigen begann, murmelte er:
    «Wenn ich mich nicht täusche, ist Mr Marshall – nein, Captain Marshall ein alter Freund von Ihnen, Mademoiselle?»
    Rosamund richtete sich auf. «Wie haben Sie das erfahren? Ach, vermutlich hat Ken es Ihnen erzählt.»
    Poirot schüttelte den Kopf. «Das hat mir niemand erzählt. Schließlich bin ich Detektiv. Es war eine nahe liegende Schlussfolgerung.»
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Überlegen Sie doch!» Poirot fuhr mit den Händen durch die Luft. «Sie sind seit einer Woche hier. Sie sind lebhaft, fröhlich, sorglos. Heute reden Sie plötzlich von Geistern, von alten Zeiten. Was ist passiert? Die letzten Tage sind keine neuen Gäste eingetroffen. Aber gestern Abend kam Captain Marshall mit Frau und Tochter an. Und heute diese Veränderung. Das ist doch offensichtlich!»
    «Ja, es ist wirklich wahr!», antwortete Rosamund. «Kenneth Marshall und ich sind mehr oder weniger wie Geschwister aufgewachsen. Die Marshalls wohnten nebenan. Ken war immer nett zu mir – wenn auch etwas von oben herab, weil er vier Jahre älter war. Ich habe ihn lange nicht gesehen. Es ist mindestens fünfzehn Jahre her.»
    «Eine lange Zeit», sagte Poirot nachdenklich.
    Rosamund nickte.
    Nach einer Pause fragte Poirot: «Er hat ein gutes Herz, nicht wahr?»
    «Ken ist der beste Mensch, den ich kenne», erwiderte Rosamund mit Wärme. «Schrecklich ruhig und reserviert. Er hat nur den einen Fehler, dass er mit Vorliebe die Frau heiratet, die nicht zu ihm passt.»
    «Aha…», machte Poirot verständnisinnig.
    «Kenneth ist ein solcher Dummkopf, wenn es um Frauen geht», fuhr Rosamund fort. «Ein großer Dummkopf. Erinnern Sie sich noch an den Martingdale-Fall?»
    Poirot runzelte die Stirn. «Martingdale? Martingdale? Es war Arsen, nicht wahr?»
    «Ja. Es ist siebzehn oder achtzehn Jahre her. Die Frau wurde beschuldigt, ihren Mann umgebracht zu haben.»
    «Aber man hat sie freigesprochen?»
    «Genau! Nach dem Freispruch hat Ken sie geheiratet. Es ist genau die Art Dummheit, die zu ihm passt.»
    «Aber sie war doch unschuldig», murmelte Poirot.
    «Ich glaube es ja auch. Doch man kann nie wissen! Trotzdem – es gibt so viele Frauen auf der Welt, die man heiraten kann. Warum muss man sich ausgerechnet eine aussuchen; die eine Mordanklage am Hals hatte!»
    Poirot schwieg. Vielleicht weil er wusste, dass Rosamund dann weitersprechen würde. Er hatte Recht.
    «Natürlich war er damals noch sehr jung, erst einundzwanzig. Er war verrückt nach ihr. Sie starb bei Lindas Geburt ein Jahr nach ihrer Heirat. Ihr Tod hat Ken schwer getroffen. Danach trieb er es ziemlich wild – vermutlich, um sie zu vergessen.»
    Sie schwieg wieder eine Weile.
    «Und dann kam die Sache mit Arlena Stuart. Sie trat damals in einer Revue auf. Lady Codrington wollte sich wegen ihr von ihrem Mann scheiden lassen. Lord Codrington war angeblich ganz verrückt nach Arlena. Alle Welt nahm an, dass die beiden nach der rechtskräftig gewordenen Scheidung sofort heiraten würden. Aber es kam anders. Er ließ sie sitzen. Ich glaube sogar, dass sie ihn wegen Bruchs des Eheversprechens verklagte. Wie auch immer – die Geschichte machte damals viel Wirbel. Und was passierte dann? Ken ging hin und heiratete sie! Völlig verrückt!»
    «So etwas ist doch

Weitere Kostenlose Bücher