Das Bourne Duell
Chris Hendricks, der durch die Tür kam. Marks starrte ihn mit großen Augen an. »Wo ist Halliday?«
»Ihnen auch einen guten Morgen, Mr. Marks.« Hendricks schüttelte ihm die Hand, nahm sich einen Stuhl und setzte sich, ohne vorher den Mantel auszuziehen, zu ihm ans Bett.
»Sorry, Sir, guten Morgen«, stammelte Marks. »Ich habe nicht … Nun, ich gratuliere Ihnen jedenfalls.«
»Das hört sich schon besser an«, sagte Hendricks lächelnd. »Also, wie geht es Ihnen?«
»Ich bin bald wieder auf den Beinen«, antwortete Marks. »Ich werde ja hier bestens versorgt.«
»Daran zweifle ich nicht.« Hendricks legte die Hände übereinander in den Schoß. »Mr. Marks, meine Zeit ist knapp, darum komme ich gleich auf den Punkt. Während Sie in London waren, hat Bud Halliday seinen Rücktritt eingereicht. Oliver Liss sitzt im Gefängnis, und ich glaube nicht, dass er da so bald wieder rauskommt. Ihr Chef Frederick Willard ist tot.«
»Tot? Mein Gott, wie ist das passiert?«
»Das ist ein Thema, das wir ein andermal besprechen können. Für heute will ich nur so viel sagen: Die ganzen Umwälzungen der letzten Tage haben in gewissen Bereichen ein Machtvakuum hinterlassen.« Hendricks räusperte sich. »Sie wissen ja, die Natur verabscheut ein Vakuum, und in einem Geheimdienst ist es nicht anders. Ich habe die schrittweise Zerlegung Ihrer CI mit wenig Freude verfolgt. Ich finde nämlich gut, was Ihre Kollegin aus Typhon gemacht hat. Heutzutage ist eine Organisation für schwarze Operationen, in der Muslime gegen muslimischen Extremismus kämpfen, ein vielversprechender Ansatz für eines unserer dringendsten Probleme.
Leider gehört Typhon zur CI. Gott allein weiß, wie lang es dauern wird, bis die Dinge dort wieder ins Lot kommen, und ich will keine Zeit verlieren.« Er beugte sich vor. »Darum möchte ich, dass Sie eine erneuerte Version von Treadstone leiten, die Typhons Mission
fortführen soll. Sie sind nur mir und dem Präsidenten Rechenschaft schuldig.«
Marks runzelte die Stirn.
»Ist irgendwas nicht in Ordnung, Mr. Marks?«
»Einiges sogar. Erstens, woher wissen Sie von Treadstone? Und zweitens, wenn Sie Typhon so toll finden, wie Sie behaupten, warum haben Sie sich dann nicht an Soraya Moore gewandt, die ehemalige Leiterin von Typhon?«
»Wer sagt denn, dass ich’s nicht getan habe?«
»Hat sie Nein gesagt?«
»Die Frage, um die es geht, ist, ob Sie Interesse haben«, entgegnete Hendricks.
»Natürlich habe ich Interesse, aber ich will zuerst wissen, was mit Soraya ist.«
»Mr. Marks, ich hoffe, Sie sind nicht nur mit Ihren Fragen so ungeduldig, sondern auch mit Ihrer Genesung, denn dann werden Sie sicher bald hier rauskommen.« Hendricks stand auf, ging zur Tür und öffnete sie. Er nickte, und Soraya trat ein.
»Mr. Marks«, sagte Secretary Hendricks, »es ist mir eine Freude, Ihnen Ihre Co-Direktorin vorstellen zu dürfen.« Während Soraya ans Bett trat, fügte er hinzu: »Ich bin sicher, Sie beide haben einiges zu besprechen – organisatorische Dinge und andere, also, wenn Sie mich jetzt entschuldigen.«
Weder Marks noch Soraya schenkte ihm auch nur die geringste Aufmerksamkeit, als er hinausging und die Tür leise hinter sich schloss.
»Sieh an, wer kommt denn da hereingeschneit!« Deron ging ihm entgegen, als Bourne eintrat, und umarmte
ihn herzlich. »Verdammt, Mann, du bist ein richtiger Irrwisch – kaum sieht man dich irgendwo, tauchst du schon wieder woanders auf.«
»Das ist manchmal recht nützlich, nicht wahr?«
Deron sah auf Bournes Hände hinunter. »Was zum Teufel ist denn da passiert?«
»Ach, nur ein wildes Tier, das mich fressen wollte.«
Deron lachte. »Ach so, ich dachte schon, etwas Ernstes. Komm rein.« Er führte Bourne in sein Haus im Nordosten von Washington. Deron war ein großer, schlanker, gut aussehender Mann, dessen Haut den Farbton von hellem Kakao hatte. Er sprach mit einem leichten britischen Akzent. »Wie wär’s mit einem Drink, oder noch besser etwas zu essen?«
»Tut mir leid, alter Freund, keine Zeit. Ich fliege noch heute Abend nach London.«
»Nun, dann hab ich den richtigen Pass für dich.«
Bourne lachte. »Diesmal nicht. Ich will nur das Paket mitnehmen.«
Deron drehte sich um und sah ihn an. »Ah, nach so langer Zeit ist es also so weit.«
Bourne lächelte. »Ich hab endlich das richtige Zuhause dafür gefunden.«
»Wunderbar. Obdachlose machen mich immer irgendwie traurig.« Deron führte Bourne durch das weitläufige Haus in sein
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