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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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glaube, das verstehe ich.« Und Jason verstand es tatsächlich. Er hatte dieselben Fragen, dieselben Gefühle gehabt, als er sah, wie der Meuchelmörder, der sich Bourne nannte, in einem Staatswagen der Volksrepublik China fuhr.
    »Sie waren zu großzügig zu dem Grenzbeamten. Die Uhr war zu teuer.«
    »Es könnte sein, dass ich ihn wieder brauche.«
    »Vielleicht ist er nicht auf demselben Posten.«
    »Ich werde ihn schon finden.«
    »Er wird die Uhr verkaufen.«
    »Gut. Dann bekommt er eine neue.«

     
    Geduckt rannten sie durch das hohe Gras auf dem Feld, Bourne immer direkt hinter dem Führer; seine Augen schweiften beständig zu ihren Flanken und nach vorne, entdeckten Schatten in der Dunkelheit – aber völlig dunkel war es nicht. Schnelle, tief fliegende Wolken verdunkelten den Mond und filterten sein Licht, aber der Mondschein brach immer wieder für kurze Augenblicke durch und beleuchtete die Landschaft. Sie erreichten einen Steilhang mit hohen Bäumen. Der Chinese blieb stehen, drehte sich um und hob beide Hände.
    »Was ist?«, flüsterte Jason.
    »Wir müssen langsamer gehen und ganz leise sein.«
    »Streifen?«
    Der Führer zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Da ist keine Harmonie.«
    Sie krochen durch dichtes Unterholz, hielten jedes Mal inne, wenn ein aufgescheuchter Vogel kreischte und dann sein Flügelschlag zu hören war. Das Summen des Waldes durchdrang alles; die Grillen zirpten ihre pausenlose Symphonie, eine einsame Eule schrie in der Ferne, dann gab ihr eine andere Antwort, und kleine Geschöpfe, Frettchen ähnlich, huschten durch das Unterholz. Jetzt hatten Bourne und sein Führer den Waldrand erreicht; vor ihnen erstreckte sich eine zweite Wiese mit hohem Gras, und in der Ferne waren die ausgezackten Umrisse eines weiteren steilen Waldstücks zu erkennen.
    Und dort war noch etwas. Ein Feuerschein auf dem höchsten Punkt des nächsten Hügels, über den Baumwipfeln. Das war ein Lagerfeuer, das Lagerfeuer! Bourne musste sich zusammenreißen, damit er nicht aufsprang, quer über die Wiese rannte und sich in den Wald stürzte, auf das Feuer zu. Doch alles hing jetzt davon ab, dass er Geduld hatte, und er agierte in einer Grauzone, die er gut kannte; unbestimmte Erinnerungen sagten ihm, dass er auf sich selbst vertrauen sollte – sie sagten ihm, dass er der Beste war. Geduld. Er würde das Feld überqueren und sich lautlos zu dem höchsten Punkt des Waldes schleichen; er würde eine Stelle im Wald finden, von der aus er einen guten
Ausblick auf das Feuer und auf den Treffpunkt hatte. Er würde warten und beobachten; er würde wissen, wann er handeln musste. Er hatte das in der Vergangenheit so oft getan – er erinnerte sich jetzt nicht an Einzelheiten, wohl aber an das Schema. Ein Mann würde das Feuer verlassen, und er würde diesem Mann lautlos wie eine Katze durch den Wald folgen, bis der Augenblick kam. Und wiederum würde er den richtigen Augenblick wissen, und der Mann würde ihm gehören.
    Marie, diesmal werde ich nicht versagen. Ich kann mich jetzt mit einer schrecklichen Art von Reinheit bewegen – ich weiß, das klingt verrückt, und doch ist es wahr … ich kann mit Reinheit hassen. Dort bin ich, glaube ich, hergekommen. Drei blutige Leichen, die an ein Flussufer getrieben wurden, haben mich gelehrt zu hassen. Ein blutiger Handabdruck an einer Tür in Maine hat mich gelehrt, meinen Hass noch zu steigern und nicht zuzulassen, dass es wieder geschieht. Ich bin nicht oft anderer Meinung als du, meine Liebste, aber du hattest Unrecht in Genf und Unrecht in Paris. Ich bin ein Killer.
    »Was ist denn mit Ihnen?«, flüsterte der Führer, den Mund dicht an Jasons Ohr. »Sie haben nicht auf mein Signal reagiert!«
    »Tut mir Leid. Ich habe nachgedacht.«
    »Das tue ich auch, peng you ! Schließlich geht es um unser Leben!«
    »Keine Sorge, Sie können jetzt gehen. Ich sehe das Feuer dort oben auf dem Hügel.« Bourne zog Geld aus der Tasche. »Ich gehe lieber allein. Die Gefahr, dass man einen Mann entdeckt, ist geringer als bei zweien.«
    »Und wenn da andere Männer sind – Streifen? Sie haben mich in Macao niedergekämpft, aber ich bin in dieser Beziehung nicht schlecht.«
    »Wenn solche Männer dort sind, will ich einen von ihnen finden.«
    »Herr und Heiland, warum ?«
    »Ich brauche eine Waffe. Ich konnte das Risiko nicht eingehen, eine Pistole über die Grenze zu bringen.«
    »Aiya!«

    Jason reichte dem Mann das Geld. »Da haben Sie es. Neuntausendfünfhundert. Wollen Sie

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