Das Bourne Imperium
Gesicht den Sieg davontrugen – dieses Mal. Was hatte schließlich der Vizepremier in Kowloon zu suchen? Gehört ein so erhabenes Mitglied des Zentralkomitees auch zu den Korrumpierten?
Wie ich sage, dieses Mal ist es noch gut gegangen. Nein, Delta, mein Geschöpf, muss vernichtet werden, ehe es einen Vertrag abschließt, der uns alle in den Abgrund stürzen könnte.«
»Tut mir Leid, Echo. Nicht vernichtet. Gefangen genommen und ausgeliefert.«
»Das ist dann wohl Ihre Geschichte?«, fragte d’Anjou.
»Ja, ein Teil von ihr.«
»Erzählen Sie.«
»Nur, was Sie wissen müssen. Man hat meine Frau entführt und nach Hongkong gebracht. Um sie zurückzubekommen – und ich werde sie zurückbekommen, sonst sterbt ihr alle – muss ich diesen Scheißkerl, den Sie geschaffen haben, abliefern. Und jetzt bin ich ihm einen Schritt näher, weil Sie mir helfen werden, und ich meine, mir wirklich helfen werden. Wenn nicht …«
»Drohungen sind unnötig, Delta«, unterbrach ihn der Franzose. »Ich weiß, wozu Sie fähig sind. Ich habe Ihnen selbst dabei zugesehen. Sie wollen ihn aus Ihren Gründen und ich aus meinen. Auf in den Kampf.«
17.
Catherine Staples bestand darauf, dass ihr Gast einen weiteren Wodka Martini nahm, lehnte aber ihrerseits mit der Begründung ab, ihr Glas sei noch halb voll.
»Es ist aber auch halb leer«, sagte der zweiunddreißigjährige amerikanische Attaché mit einem schwachen Lächeln und schob sich nervös das dunkle Haar aus der Stirn. »Das ist dumm von mir, Catherine«, fügte er dann hinzu. »Tut mir wirklich Leid, aber ich kann einfach nicht vergessen, dass Sie die Fotos gesehen haben – das hat gar nichts damit zu tun, dass Sie mir die Karriere und wahrscheinlich das Leben gerettet haben –, es liegt einfach an diesen gottverdammten Fotos.«
»Außer Inspector Ballantyne hat niemand sie gesehen.«
»Aber Sie haben sie gesehen.«
»Ich könnte vom Alter her Ihre Mutter sein.«
»Das macht es ja noch schlimmer. Wenn ich Sie ansehe, schäme ich mich und komme mir so verdammt schmutzig vor.«
»Mein ehemaliger Mann, wo auch immer er stecken mag, hat einmal zu mir gesagt, dass es im Sexuellen absolut nichts gibt, das man als schmutzig betrachten kann oder soll. Wahrscheinlich war das eine Schutzbehauptung, aber ich glaube, er hatte Recht. Schauen Sie, John, Sie sollten das wirklich vergessen. Ich denke auch nicht mehr daran.«
»Ich werde mir Mühe geben.« Ein Kellner näherte sich; der Drink wurde durch eine Handbewegung bestellt. »Seit Sie heute Nachmittag angerufen haben, bin ich völlig fertig. Ich hab gedacht, es sei noch mehr aufgetaucht. Eine Tortur war das.«
»Sie standen unter starkem Drogeneinfluss. Gegen Ihren Willen. Sie waren also für das, was Sie getan haben, überhaupt
nicht verantwortlich. Und es tut mir Leid, ich hätte Ihnen sagen sollen, dass es mit dieser Geschichte überhaupt nichts zu tun hat.«
»Wenn Sie das getan hätten, dann hätte ich mir in den letzten fünf Stunden mein Gehalt verdient.«
»Das war unüberlegt und grausam von mir. Ich bitte um Entschuldigung.«
»Akzeptiert. Sie sind ein großartiges Mädchen, Catherine.«
»Ich löse bei Ihnen infantile Regressionen aus.«
»Darauf würde ich an Ihrer Stelle keine Wette abschließen.«
»Dann sollten Sie ja keinen fünften Martini nehmen.«
»Das ist erst mein zweiter.«
»Ein wenig Schmeichelei hat noch nie wehgetan.«
Sie lachten leise. Jetzt kam der Kellner mit John Nelsons Drink zurück; er dankte dem Mann und wandte sich wieder Catherine Staples zu. »Ich hab so eine Idee, dass ich die Gratismahlzeit im The Plume nicht der Aussicht auf Schmeichelei zu verdanken habe. Ich kann mir ein solches Lokal nicht leisten.«
»Ich auch nicht, dafür aber Ottawa. Sie werden als schrecklich wichtige Person auf meiner Spesenabrechnung erscheinen. Tatsächlich sind Sie das auch.«
»Das ist aber nett. Das hat mir noch nie jemand gesagt. Ich habe hier drüben einen recht ordentlichen Job, weil ich Chinesisch gelernt habe. Ich hab mir gedacht, ein Boy vom Upper Iowa College müsste sich gegenüber all den Knaben von den noblen Colleges irgendwo einen Vorteil verschaffen.«
»Den haben Sie auch, Johnny. Sie sind beliebt bei den Konsulaten. Im Botschaftsviertel hat man eine sehr hohe Meinung von Ihnen, und das auch mit Recht.«
»Das habe ich dann wohl Ihnen und Ballantyne zu verdanken. Nur Ihnen beiden.« Nelson hielt inne, nippte an seinem Martini und sah Catherine über den Rand seines
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