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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Recht«, pflichtete sie ihm bei.
    »Und dann Kleider, Transportmittel – ich werde mich selbst um ein Hotel für Sie kümmern, unter jedem Namen, den Sie wollen. Und dann ist da noch die Frage von Geld. Haben Sie welches?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Marie und legte die seidene Schärpe auf die Theke und klappte ihre Handtasche auf. »Das heißt, ich habe nicht nachgesehen. Eine Freundin – jemand, den ich für eine Freundin hielt – hat mir Geld dagelassen.« Sie zog die Scheine heraus, die Catherine in die Handtasche gelegt hatte.
    »Wir sind hier in Tuen Mun nicht wohlhabend, aber vielleicht können wir helfen. Es war davon die Rede, für Sie zu sammeln.«
    »Ich bin keine arme Frau, Mr. Jitai«, unterbrach Marie. »Falls das nötig ist, und offen gestanden, wenn ich dann
noch am Leben bin, zahle ich jeden Cent zurück, mit Zinsen weit über dem Satz.«
    »Wie Sie wünschen. Ich bin Bankier. Wie kommt es, dass eine so reizende Dame wie Sie etwas von Zinssätzen weiß?« Jitai lächelte.
    »Sie sind Bankier und ich bin Volkswirtin. Was wissen Bankiers schon von schwankenden Wechselkursen und dem Einfluss überhöhter Zinssätze.« Marie lächelte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder.
     
    Sie hatte mehr als eine Stunde Zeit zum Nachdenken, als das Taxi sie über Land nach Kowloon brachte. Sie hatte noch weitere fünfundvierzig Minuten der Stille vor sich, bis sie die weniger ruhigen Vorstädte erreichten, insbesondere den überfüllten Distrikt, der sich Mongkok nannte. Die Leute von Tuen Mun waren nicht nur großzügig und hilfsbereit, sondern auch erfinderisch gewesen. Der Bankangestellte Jitai hatte offenbar bestätigt, dass das Opfer der zwei Halbstarken tatsächlich eine weiße Frau war, die sich auf der Flucht befand und um ihr Leben rannte, und deshalb würde es vielleicht zweckmäßig sein, ihr Aussehen zu verändern, solange sie dabei war, Leute zu suchen, die ihr vielleicht helfen würden. Man brachte westliche Kleider aus einigen Läden, Kleider, die Marie seltsam vorkamen; sie schienen ihr fad und zweckmäßig, sauber, aber langweilig. Nicht billig, aber die Art von Kleidern, wie sie eine Frau auswählen würde, die entweder keinen Sinn für Eleganz oder das Gefühl hatte, darüberzustehen. Und dann, nachdem sie eine Stunde im Hinterzimmer eines Kosmetiksalons verbracht hatte, begriff sie, weshalb man gerade solche Kleidung für sie gewählt hatte. Die Frauen machten sich an ihr zu schaffen; ihr Haar wurde gewaschen und trocken gefönt, und als der ganze Vorgang vorbei war, hatte sie in den Spiegel gesehen und dabei kaum zu atmen gewagt. Ihr Gesicht – blass, müde und abgehärmt – war von einem Haarkranz umrahmt, der nicht länger von auffälligem Kastanienbraun war, sondern mausgrau, mit ein paar weißen Strähnen. Sie war um mehr als ein Jahrzehnt gealtert; das
war die Weiterführung dessen, was sie nach ihrer Flucht aus dem Krankenhaus versucht hatte, aber viel, viel perfekter. Sie entsprach der chinesischen Vorstellung von der oberen Mittelschicht, seriös, keine leichtsinnige Touristin – vielleicht eine Witwe, die selbstbewusst Anweisungen erteilte, ihr Geld zählte und nirgends ohne ihren kleinen, ledergebundenen Reiseführer hinging, in dem sie beständig jede Sehenswürdigkeit auf ihrem gut organisierten Reiseplan abhakte. Die Leute von Tuen Mun kannten solche Touristen gut, und das Abbild, das sie in ihr von einer solchen Touristin geschaffen hatten, war perfekt.
    Da waren aber auch noch andere Gedanken, die sie auf der Fahrt nach Kowloon beschäftigten, verzweifelte Gedanken, die sie unter Kontrolle und im Gleichgewicht zu halten versuchte, indem sie die Panik von sich schob, die sie so leicht überwältigen und sie dazu veranlassen konnte, das Falsche zu tun, einen falschen Schritt zu tun, der David Schaden zufügen könnte – David töten. O Gott, wo bist du? Wie kann ich dich finden. Wie?
    Sie suchte ihr Gedächtnis nach Leuten ab, die ihr helfen konnten, lehnte aber jeden Namen und jedes Gesicht ab, die aus ihrer Erinnerung auftauchten, weil jeder auf die eine oder andere Weise Teil jener schrecklichen Strategie gewesen war, die sich auf so Unheil verkündende Weise Abschussliste nannte – eine Strategie, bei der der Tod eines Individuums die einzig akzeptable Lösung war. Ausgenommen natürlich Morris Panov, aber Mo war in den Augen der Regierung ein Paria; er hatte die amtlichen Killer mit dem richtigen Namen bezeichnet: inkompetente Mörder. Er hatte keine

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