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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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heraussuchen und sie gut bedienen, zwischen den Beinen. Stellen Sie sich nur vor, wenn die Ihnen ein schlechtes Zeugnis ausstellen würden? Dann könnten Sie diesen herrlichen Posten verlieren.«
    »Sie meinen diesen schwachköpfigen Bauern, den Sie abgelöst haben …«
    »Nein, nein«, fiel ihm der Posten ins Wort. »Die suchen sich die Jüngeren heraus, die gut aussehen, Leute wie mich. Nach unseren Fotos natürlich. Er ist anders; der zahlt ihnen Yuan aus seinen Verkäufen von Fundsachen. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt etwas verdient.«
    »Mir fällt es manchmal schwer, euch Zivilisten zu verstehen.«
    »Das darf ich vielleicht verbessern, Herr Oberst. Im wahren China bin ich ein Hauptmann in der Kuomintang.«
    Diese Bemerkung verblüffte Jason. Was er gehört hatte, war unglaublich! Im wahren China bin ich ein Hauptmann in der Kuomintang. Im wahren China? Taiwan? Du großer Gott, hat es angefangen ? Der Krieg der beiden China? Ging es diesen Männern darum? Wahnsinn! Eine ungeheure Metzelei! Der ganze Pazifikraum würde in Flammen stehen! Herrgott! War er auf seiner Jagd nach einem Killer auf das Undenkbare gestoßen?
    Das war einfach zu viel, zu aufwühlend, zu beängstigend. Er musste jetzt ganz schnell handeln, für Denken war jetzt keine Zeit. Er blickte auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Es war 20.54 Uhr. Er wartete, bis der Armeeoffizier an ihm vorbeigeradelt war, und arbeitete sich dann vorsichtig und lautlos durch das Blattwerk, bis er den Zaun sah. Er ging auf ihn zu, holte die Taschenlampe heraus und ließ sie zweimal kurz aufblitzen, um die Ausmaße des Zauns beurteilen zu können. Sie waren ungewöhnlich. Er war an die vier Meter hoch und neigte sich oben mit seinem Stacheldraht nach außen wie ein Gefängniszaun nach innen. Er griff in seine Hüfttasche, drückte die Handgriffe zusammen und holte den Drahtschneider heraus. Dann tastete er mit der linken Hand in die Finsternis,
bis er die unterste Drahtreihe gefunden hatte, und setzte sein Werkzeug an.
    Wäre David Webb nicht so verzweifelt und Jason Bourne nicht so wütend gewesen, hätte er es nicht geschafft. Das war kein gewöhnlicher Zaun; der Draht war wesentlich stärker, als man ihn irgendwo sonst für Umfriedungen der gewalttätigsten Verbrecher benutzte. Jason musste für jeden einzelnen Schneidevorgang seine ganze Kraft einsetzen und den Drahtschneider ein paarmal betätigen, bis das Metall schließlich brach. Und jeder einzelne Schneidevorgang kostete wertvolle Minuten.
    Wieder sah Bourne auf sein Leuchtzifferblatt. 21.06 Uhr. Er stemmte die Füße gegen den Boden, presste die Schultern gegen den Drahtzaun und drückte das etwa einen halben Meter hohe Drahtrechteck nach innen. Er kroch hinein, schweißüberströmt, und lag jetzt schwer atmend auf dem Boden. Keine Zeit. 21.08 Uhr.
    Unsicher richtete er sich auf die Knie auf, schüttelte den Kopf, um Klarheit in seine Gedanken zu bekommen, und setzte sich nach rechts in Bewegung, hielt sich am Zaun fest, bis er die Ecke vor dem Parkplatz erreicht hatte. Das von Scheinwerfern angeleuchtete Tor lag siebzig Meter links von ihm.
    Plötzlich tauchte das erste Fahrzeug auf. Es war eine russische Zia-Limousine, Baujahr Ende der Sechziger. Sie bog jetzt in den Parkplatz ein, auf die erste Position rechts neben dem Wachhäuschen. Sechs Männer stiegen aus und gingen in militärischem Gleichschritt auf den Hauptzugang des Vogelreservats zu. Sie verschwanden in der Finsternis, und die Lichtkegel ihrer Taschenlampen beleuchteten ihren Weg. Jason sah ganz genau hin; den Weg würde er auch einschlagen.
    Drei Minuten später, genau nach Plan, fuhr ein zweiter Wagen durch das Tor und parkte neben dem Zia. Drei Männer stiegen aus dem Fond, während der Fahrer und der Beifahrer miteinander redeten. Wenige Sekunden später stiegen auch sie aus, und Bourne musste sich zusammenreißen, die Beherrschung nicht zu verlieren, als sein Blick den großen,
schlanken Menschen erfasste, der sich katzengleich bewegte, wie er jetzt an dem Wagen entlang zu dem Fahrer ging. Das war der Killer! Das Chaos am Kai-tak-Flughafen hatte die komplizierte Falle in Beijing notwendig gemacht. Wer auch immer auf diesen Killer Jagd machte, musste schnell gefangen und zum Schweigen gebracht werden. Informationen mussten durchsickern und den Schöpfer des Killers erreichen – und wer kannte die Taktiken dieses Lohnkillers besser als der, der sie ihm beigebracht hatte? Wer war mehr auf Rache aus als der Franzose? Wer

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