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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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machen einen Lärm, als wären sie Geister vom Himmel.«
    »Ich möchte Ihnen noch gerne etwas sagen«, sagte der Offizier mit scharfer Stimme, sodass der Nachtwächter unwillkürlich stehen blieb. »Ich möchte auch keine Ungelegenheiten haben, ebenso wenig wie der Ausländer, bloß weil ich an diesem herrlichen Ort ein wenig geschlafen habe. Gefällt Ihnen Ihre Arbeit hier?«
    »Und wie.«
    »Und die Gelegenheit, Dinge wie japanische Feldstecher zu verkaufen, die man Ihnen in Verwahrung gegeben hat?«
    »Wie bitte?«
    »Mein Gehör ist sehr scharf, und Ihre Stimme laut.«
    »Wie bitte?«
    »Sagen Sie nichts von mir, und ich werde nichts von Ihren unmoralischen Aktivitäten sagen, die Ihnen ohne
Zweifel sehr viel Ärger eintragen würden. Ihr Verhalten ist zutiefst tadelnswert.«
    »Ich habe Sie nie gesehen, Herr Offizier! Das schwöre ich bei den Geistern in meiner Seele!«
    »In der Partei hält man nichts von solchen Schwüren.«
    »Dann schwöre ich bei allem, was Sie wollen!«
    »Öffnen Sie das Tor und verschwinden Sie.«
    »Zuerst mein Fahrrad, Herr Offizier!« Der Nachtwächter rannte am Zaun entlang und griff sich sein Fahrrad. Er nickte seiner Ablösung erleichtert zu, als er ihm den Schlüsselbund zuwarf. Dann schwang er sich in den Sattel und fuhr eilig die Straße hinunter.
    Der zweite Nachtwächter schlenderte, sein Fahrrad an der Lenkstange schiebend, durch das Tor. »Können Sie sich das vorstellen?«, sagte er zu dem Offizier. »Der Sohn eines Kriegsherrn der Kuomintang übernimmt die Arbeit eines schwachsinnigen Bauern, der uns in der Küche bedient hätte.«
     
    Bourne entdeckte die weiße Kerbe in dem Baumstamm und lenkte die Limousine zwischen zwei Fichten von der Straße herunter. Er schaltete das Licht ab und stieg aus. Schnell brach er ein paar Zweige ab, um den Wagen in der Dunkelheit zu tarnen. Instinktiv hatte er schnell gearbeitet, dennoch beunruhigte ihn, dass nur wenige Sekunden nach dem Tarnen der Limousine unten auf der Straße nach Beijing Scheinwerfer auftauchten. Er kniete im Unterholz nieder, sah zu, wie der Wagen vorbeibrauste, und stellte verblüfft fest, dass auf seinem Dach ein Fahrrad festgeschnallt war, und wurde unruhig, als kurz darauf das Motorengeräusch verstummte; der Wagen hatte hinter der Straßenbiegung angehalten. Besorgt, dass ein geschultes Auge seinen Wagen entdeckt haben und der Mann jetzt zu Fuß zurückkommen könnte, rannte Jason quer über die Straße in das dichte Unterholz dahinter. Er hetzte von Fichte zu Fichte bis zur Kurve, wo er erneut niederkniete und jeden Fußbreit seiner Umgebung untersuchte und auf Geräusche lauschte, die nicht zu der verlassenen Landstraße passten.

    Nichts. Und dann, nach langem Warten, doch etwas. Und als er sah, was es war, konnte er sich einfach keinen Reim darauf machen. Der Mann auf dem Fahrrad mit der dynamobetriebenen Lampe fuhr die Straße mit einem Tempo herauf, als ginge es um sein Leben. Als er näher kam, erkannte Bourne, dass es der Nachtwächter war … auf einem Fahrrad … Und auf dem Dach des Wagens, der hinter der Kurve angehalten hatte, war ein Fahrrad festgeschnallt gewesen. War es für den Nachtwächter bestimmt gewesen? Natürlich nicht; der Wagen wäre bis zum Tor weitergefahren. … Ein zweites Fahrrad? Ein zweiter Nachtwächter – und der mit einem Fahrrad? Natürlich: Wenn zutraf, was er annahm, würde der Wachmann am Tor ausgetauscht werden, würde man einen Verschwörer an seine Stelle bringen.
    Jason hatte gewartet, bis die Fahrradbeleuchtung des Nachtwächters zu einem winzigen Punkt in der Ferne zusammengeschrumpft war, und rannte dann auf der Straße zurück zu seinem Wagen und dem Baum mit der Kerbe. Er grub seinen Beutel aus und begann, sein Handwerkszeug zu sortieren. Er zog sein Jackett und das weiße Hemd aus und schlüpfte in einen schwarzen Rollkragenpullover; dann schnallte er die Scheide des Jagdmessers an den Gürtel seiner dunklen Hose und steckte auf der anderen Seite die Pistole, die mit einem Schuss geladen war, hinein. Dann hob er die zwei mit einem meterlangen Stück dünnem Draht verbundenen Spulen auf und dachte, dass dieses Tötungsinstrument weit besser war als das, was er sich in Hongkong angefertigt hatte. Wenn irgendetwas, was er in jener fernen Vergangenheit bei Medusa gelernt hatte, auch nur den geringsten Wert hatte, war er jetzt seinem Ziel viel näher. Er rollte den Draht gleichmäßig auf die beiden Spulen und schob sie vorsichtig in die rechte Hüfttasche.

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