Das Bourne Imperium
sodass er beim Fallen zur Seite gedreht wurde. Bourne beobachtete ihn scharf; an dem Sturz war etwas Eigenartiges. Dann begriff er. Die Finger des Franzosen spreizten sich. Jetzt deckte er die Bewegung mit seinem Körper ab und hob zwei Hände Kies auf, und als einer der Bewacher näher kam und ihn hochzog, blickte d’Anjou wieder kurz in Jasons Richtung. Das war ein Signal. Echo würde die Steinchen fallen lassen, um so Bourne eine Spur zu liefern, der er folgen konnte.
Die Gefangenen wurden nach rechts getrieben, aus der kiesbedeckten Zone hinaus, während der junge Wachmann, der »Hauptmann in der Kuomintang«, das Tor versperrte. Jason rannte hinter dem Zaun hervor in den Schatten, den der Lastwagen bot, zog das Jagdmesser aus der Scheide, kauerte neben der Motorhaube nieder … sah zu dem Wachhäuschen hinüber. Der Posten stand jetzt vor der Tür und sprach in sein Funkgerät. Das Gerät musste weg. Und der Mann auch.
Fessle ihn. Kneble ihn.
Töte ihn! Du darfst keine unnötigen Risiken eingehen. Hör auf mich!
Bourne ließ sich zu Boden fallen und trieb das Jagdmesser
in den linken Vorderreifen des Lastwagens und rannte dann, während die Luft aus dem Reifen entwich, nach hinten und tat dort das Gleiche. Dann rannte er um den Lastwagen herum und auf den nächsten Wagen zu. Geduckt jede Schattenpartie ausnutzend, schlitzte er die anderen Reifen des Lkws und die auf der linken Seite der Limousine auf. Das machte er an der ganzen Fahrzeugreihe, bis auf den russischen Zia, der keine zehn Meter vom Wachhäuschen stand. Jetzt war der Posten dran.
Fessle ihn …
Töte ihn! Du darfst nichts dem Zufall überlassen, nur so kommst du zu deiner Frau zurück!
Lautlos öffnete Jason die Tür des russischen Wagens, griff hinein und löste die Handbremse. Dann schloss er die Tür ebenso leise und schätzte den Abstand von der Motorhaube bis zum Zaun ab; es waren ungefähr zweieinhalb Meter. Er packte den Fensterrahmen und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht vorwärts, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt, als der schwere Wagen sich in Bewegung setzte. Er versetzte dem Fahrzeug einen letzten Stoß und war schon vor dem danebenstehenden Wagen, als die Limousine gegen den Zaun krachte. Er duckte sich und griff in die rechte Hüfttasche.
Als der verblüffte Posten das Krachen hörte, rannte er um sein Wachhäuschen herum auf den Parkplatz, blickte verblüfft nach allen Seiten und starrte dann den wieder zum Stillstand gekommenen Zia an. Er schüttelte fassungslos den Kopf und ging zur Tür hinüber.
Bourne sprang aus der Finsternis vor. Er hielt die Spulen in beiden Händen, ließ den Draht über den Kopf des Postens fliegen. Keine drei Sekunden, und es war vorbei. Die Schlinge war tödlich; der Hauptmann der Kuomintang war tot.
Jason zog das Funkgerät von seinem Gürtel und durchsuchte die Kleider des Mannes. Es war immer möglich, etwas Wertvolles zu finden. Und da war es auch! Zuerst eine Pistole, nicht besonders überraschend. Vom selben Kaliber wie die, die er einem anderen Verschwörer in Maos Mausoleum abgenommen hatte. Spezielle Waffen für spezielle
Leute, ein weiteres Erkennungszeichen: einheitliche Bewaffnung. Statt einem Schuss verfügte er jetzt über neun, dazu noch über den Schalldämpfer, der verhindert hatte, dass die Ruhe der verehrten Toten in einem verehrten Mausoleum gestört wurde. Und dann fand er noch eine Brieftasche mit Geld und einem Ausweis der Volkssicherheitskräfte. Die Verschwörer hatten Kollegen in hohen Positionen. Bourne rollte die Leiche unter die Limousine und schlitzte ihre Reifen auf. Die schwere Limousine sackte zu Boden. Die Ruhestätte des Hauptmanns von der Kuomintang war sicher und ungestört.
Jason rannte zu dem Wachhäuschen hinüber und überlegte, ob er die Scheinwerfer ausschießen sollte oder nicht, und entschied sich schließlich dagegen. Wenn er überlebte, würde er das Licht brauchen, wenn – wenn ? Er musste überleben! Marie!
Er ging hinein, kniete sich hinter das Fenster und holte die Patronen aus der Pistole des Postens und schob sie in die eigene Waffe. Dann sah er sich nach Einsatzplänen oder Instruktionen um; neben dem Schlüsselbund an einem Wandhaken hing eine Einsatzliste. Er schnappte sich die Schlüssel.
Ein Telefon klingelte! Das Schrillen der Glocke hallte ohrenzerreißend von den Glaswänden des Wachhäuschens wider. Falls ein Kontrollanruf kommt, weiß ich Bescheid. Ein Hauptmann der Kuomintang. Bourne stand auf, nahm das Telefon von
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