Das Bourne Ultimatum
Gott, Sie kommen mit mir. So viele Männer mussten sterben - Franzosen -, und ich konnte nicht bleiben, um ihnen zu erzählen, wie es passiert und wer dafür verantwortlich war... Wenn man einen Polizisten tötet, wird das nie aus den Büchern gestrichen. Oh, sie werden sich an den Louvre erinnern, sie werden sich an ihre Leute erinnern!«
»Das ist falsch!«, gurgelte die Frau, und ihre weit geöffneten grünen Augen traten aus ihren Höhlen hervor. »Ich bin nicht, wer Sie denken...«
»Sie sind die Lavier! Die Königin von Faubourg, der einzige Kontakt zur Frau des Schakals, der Gattin des Generals. Sagen Sie bloß nicht, ich hab Unrecht... Ich habe Sie beide bis nach Neuilly verfolgt, zu der Kirche, wo die Glocken bimmelten und überall Priester herumrannten - einer von ihnen war Carlos! Minuten später kam seine Hure wieder heraus, Sie aber nicht. Sie ging eilends davon, ich lief hinein und beschrieb Sie einem alten Priester - wenn er ein Priester war -, und er sagte mir, Sie wären im zweiten Beichtstuhl von links. Ich ging hinüber, zog den Vorhang zur Seite, und da waren
Sie: tot. Ich dachte, Sie wären gerade getötet worden, und alles ging so schnell. Carlos musste dasein! Er war in meiner Reichweite, in Reichweite meiner Waffe - oder vielleicht war ich in seiner Reichweite. Ich rannte wie ein Idiot herum, und plötzlich sah ich ihn! Draußen auf der Straße, wie ein Priester gekleidet. Ich sah ihn, ich wusste, dass er es war, weil er mich sah und sofort durch den Verkehr davonrannte. Und dann habe ich ihn verloren. Ich verlor ihn!... Aber ich hatte noch eine Karte. Sie. Ich ließ verlauten, die Lavier ist tot... Es war genau das, was ich tun sollte, nicht wahr? Nicht wahr?«
»Ich sage Ihnen noch einmal, dass Sie Unrecht haben!« Die Frau wehrte sich nicht mehr; es war sinnlos. Stattdessen machte sie sich ganz steif, ohne die geringste Bewegung, als bekäme sie nur so die Erlaubnis zu sprechen. »Werden Sie mir endlich zuhören?«, fragte sie unter Schmerzen, weil Jasons Unterarm sie noch immer an die Wand drückte.
»Vergessen Sie’s, Lady«, antwortete Bourne. »Sie fühlen sich nicht gut - eine Barmherzige Schwester, der von einem Fremden geholfen wird. Sie hatten einen Ohnmachtsanfall. In Ihrem Alter passiert das doch häufiger, oder?«
»Warten Sie.«
»Zu spät.«
»Wir müssen reden!«
»Werden wir.« Jason nahm seinen Arm weg, und gleichzeitig schlug er mit beiden Händen auf die Schulterblätter der Frau, dorthin, wo die Sehnen in die Nackenmuskeln übergingen. Sie klappte zusammen. Im Fallen fing er sie auf und trug sie aus der engen Gasse, wie es ein demütiger Bittsteller mit einem frommen Sozialarbeiter tun würde. Die Morgendämmerung breitete sich immer weiter aus, und mehrere Frühaufsteher, darunter ein junger Jogger, kreuzten den Weg des Mannes, der die Nonne trug. »Sie ist zwei Tage lang bei meiner Frau und den kranken Kindern gewesen, ohne zu schlafen!«, flehte das Chamäleon auf französisch. »Kann mir jemand bitte ein Taxi rufen, damit ich sie zurück in ihr Kloster bringen kann?«
»Mach ich!«, rief der junge Jogger. »Es gibt einen Stand in der Rue de Sevres.«
»Wirklich sehr freundlich«, sagte Jason dankbar, aber gleichzeitig missfiel ihm der so vertrauliche junge Mann.
Sechs Minuten später kam das Taxi mit dem Jugendlichen drinnen. »Ich hab dem Fahrer gesagt, Sie hätten Geld«, sagte er beim Aussteigen. »Ich hoffe es jedenfalls.«
»Natürlich. Danke.«
»Sagen Sie der Schwester, was ich getan habe«, fügte der junge Mann hinzu, als er Bourne half, die bewusstlose Frau sanft auf den Rücksitz des Taxis zu legen. »Ich brauche jede nur mögliche Hilfe, wenn meine Zeit gekommen ist.«
»Ich denke, das dauert noch etwas«, sagte Jason und versuchte, das Grinsen des Jungen zu erwidern.
»Ich vertrete meine Firma beim Marathonlauf.« Der junge Mann begann auf der Stelle zu treten.
»Nochmals vielen Dank. Ich drücke die Daumen.«
»Sagen Sie der Schwester, sie soll für mich beten!«, rief der Sportler und rannte los.
»Zum Bois de Boulogne«, sagte Bourne zum Fahrer, als er die Tür schloss.
»Zum Bois? Dieser Windmacher sagte mir, es sei ein dringender Fall! Dass Sie die Nonne in ein Krankenhaus bringen wollten.«
»Sie hat zu viel Wein getrunken. Was soll ich sagen?«
»Der Bois de Boulogne«, sagte der Fahrer kopfnickend. »Lassen Sie sie ein bisschen spazieren gehen. Ich habe eine Cousine im Kloster von Lyon. Wenn sie eine Woche draußen ist, dann
Weitere Kostenlose Bücher