Das Bourne Ultimatum
hätten wir eine Spur.«
»Wirst du...?«
»Natürlich«, sagte der ehemalige CIA-Agent. »Ich muss mir was ausdenken, wie ich das ganze Anwesen wasserdicht mache, ohne auf jemanden aus Langley zurückzugreifen, und nebenbei muss ich das Pentagon in Schach halten, falls jemand von den etwa zwanzigtausend Leuten Swayne sprechen möchte, einschließlich seines Büros und wahrscheinlich ein paar hundert Käufern und Verkäufern täglich... Mein Gott, das ist unmöglich!«
»Es ist perfekt«, widersprach Bourne, als Dr. Ivan Jax plötzlich in der Tür erschien. »Unser kleines Spiel zur Destabilisierung wird direkt hier beginnen. Hast du die Nummer von Kaktus?«
»Nicht bei mir. Ich glaube, sie ist wohl in einem Schuhkarton bei mir zu Hause.«
»Ruf Mo Panov an, er hat sie. Dann setzt du dich mit Kaktus in Verbindung und sagst ihm, er soll in eine Telefonzelle gehen und mich hier anrufen.«
»Was, zum Teufel, hast du vor? Wenn ich den Namen des alten Mannes höre, werde ich nervös.«
»Du hast mir gesagt, ich solle außer dir jemanden finden, dem ich vertraue. Hab ich gerade getan. Ruf ihn an, Alex.« Jason hängte auf. »Tut mir Leid, Doktor... oder vielleicht kann ich unter diesen Umständen Ihren Namen benutzen. Hallo, Ivan.«
»Hallo, No-Name . Ich hätte es lieber weiter ohne. Besonders, weil ich Sie gerade einen anderen Namen sagen hörte.«
»Alex?... Nein, natürlich meinen Sie nicht Alex, unseren gemeinsamen Freund.« Bourne lachte leise und wissend, als er hinter dem Schreibtisch vorkam. »Kaktus, oder nicht?«
»Ich kam nur herein, um zu fragen, ob ich die Tore schließen soll.« Jax überging die Frage.
»Wären Sie beleidigt, wenn ich sage, dass ich erst an ihn dachte, als Sie reinkamen?«
»Manche Assoziationen sind recht vordergründig. Was ist mit den Toren?«
»Verdanken Sie Kaktus ebenso viel wie ich, Doktor?« Jason stand immer noch und schaute den Jamaikaner an.
»Ich verdanke ihm so viel, dass ich mir nicht vorstellen könnte, ihn in eine Sache wie die hier hineinzuziehen. Um Himmels willen, er ist ein alter Mann, und egal, welche Ablenkungsmanöver Langley machen wird, es gab heute Abend einen Mord, einen besonders brutalen Mord. Nein, ich würde ihn hier nicht reinziehen.«
»Sie sind nicht ich. Verstehen Sie, ich muss. Er würde es mir nie verzeihen, wenn ich es nicht täte.«
»Sie halten nicht viel von sich, oder?«
»Schließen Sie bitte die Tore, Doktor. In der Diele ist eine Alarmanlage, die ich einschalte, wenn sie geschlossen sind.«
Jax blieb stehen, als wüsste er nicht recht, was er sagen sollte. »Die meisten gesunden Leute haben Gründe«, begann er zögernd, »gewisse Dinge zu sagen - gewisse Dinge zu tun. Meine Vermutung ist, dass Sie gesund sind. Rufen Sie Alex an, wenn Sie mich brauchen - wenn der alte Kaktus mich braucht.« Der Doktor ging schnell zur Tür hinaus. Bourne sah sich das Zimmer an. Seit Flannagan und Rachel Swayne sich vor beinahe drei Stunden davongemacht hatten, hatte er jeden Quadratzentimeter hier untersucht, auch das Schlafzimmer des Generals im ersten Stock. Die Gegenstände, die er mitnehmen wollte, hatte er auf das Messingtischchen gelegt. Da waren drei braune, ledergebundene Mappen, in denen Spiralblöcke steckten, die zu einem Schreibtischset gehörten. Das erste war ein Terminkalender, das zweite ein persönliches Telefonbuch, in das Namen und Telefonnummern mit Tinte eingetragen waren, und das dritte ein kaum benutztes Ausgabenbuch. Daneben gab es elf Zettel von einem Telefonblock mit Nachrichten aus dem Büro. Die hatte Jason in Swaynes Taschen gefunden. Außerdem eine Golfklubkarte und mehrere im Pentagon geschriebene Memoranden. Und schließlich war da noch die Brieftasche des Generals mit einer Fülle von eindrucksvollen Kreditkarten und sehr wenig Geld. Bourne wollte alles an Alex weitergeben und hoffte, noch weitere Hinweise zu finden. So weit er die Sache überblickte, hatte er nichts Erschütterndes entdeckt, nichts wesentlich Wichtiges
hinsichtlich Medusa. Und das störte ihn: Da musste etwas sein. Dies war das Heim des alten Haudegens, sein Allerheiligstes - da musste etwas sein! Er wusste es, er fühlte es, aber er konnte es nicht finden. Also begann er von vorne, nicht quadratzentimeterweise, sondern Millimeter um Millimeter. Vierzehn Minuten später, als er die Fotografien an der Wand hinter dem Schreibtisch abnahm und umdrehte, auch an der Wand rechts neben dem gepolsterten Erkerfenster, von dem man den Rasen draußen
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