Das Bourne Ultimatum
ihre Pässe nicht vorzeigen, um unser fünfzigstes Bundesland zu besuchen. Ein Führerschein oder eine Wahlkarte genügen. Du hast mir gesagt, dass sie das schon seit langem vorgehabt hätten. Wäre es wirklich schwierig für einen Sergeanten mit dreißig Jahren Berufserfahrung, ein paar Führerscheine mit anderen Namen zu bekommen?«
»Aber warum?«
»Um Leute abzuschütteln, die sie beobachten - uns, oder vielleicht auch von Medusa, von sehr weit oben.«
»Scheiße!«
»Könnten Sie sich etwas weniger vulgär ausdrücken, Herr Professor? Man sagt doch vulgär, oder?«
»Halt’s Maul. Ich muss nachdenken.«
»Dann denk mal drüber nach, dass wir mit nacktem Arsch
ohne Heizgerät in der Arktis sitzen. Es ist Zeit für Peter Holland. Wir brauchen ihn. Wir brauchen Langley.«
»Nein, noch nicht! Du vergisst etwas. Holland hat den Eid geschworen, und so weit wir ihn kennen, scheint er ihn ernst zu nehmen. Vielleicht verstößt er hin und wieder gegen eine Regel, aber wenn er mit Medusa konfrontiert wird, mit Hunderten von Millionen aus Genf, die in Europa aufkaufen, was sie nur aufkaufen können, dann sagt er vielleicht: ›Halt, bis hierher und nicht weiter!«<
»Das Risiko müssen wir eingehen. Wir brauchen ihn, David.«
»Nicht David, verflucht! Ich bin Bourne, Jason Bourne, dein Geschöpf, und ich habe Pflichten meiner Familie gegenüber.«
»Und du bringst mich um, wenn ich mich gegen dich stelle.«
Schweigen. Keiner sagte ein Wort, bis Delta one von Medusa Saigon die Pause beendete. »Ja, Alex, ich töte dich. Nicht, weil du versucht hast, mich in Paris zu töten, sondern aus derselben blinden Annahme heraus, die du damals gemacht hast. Kannst du das verstehen?«
»Ja«, antwortete Conklin mit so leiser Stimme, dass sie kaum zu hören war. »Die Arroganz der Ignoranz, das ist dein beliebtestes Washingtoner Thema. Bei dir klingt es immer so orientalisch. Aber irgendwann auf deinem Weg wirst du selbst auch ein bisschen weniger arrogant sein müssen. Es gibt Grenzen für das, was wir allein tun können.«
»Andererseits gibt es sehr viel, was vermasselt werden kann, wenn wir nicht allein sind. Schau dir an, was wir schon erreicht haben. Von Null auf zweistellige Zahlen in welcher Zeit? Achtundvierzig, zweiundsiebzig Stunden? Gib mir die zwei Tage, Alex, bitte. Wir sind schon ganz nah dran an dem, was es mit Medusa auf sich hat. Ein Durchbruch, und wir präsentieren ihnen die perfekte Lösung, um mich loszuwerden: den Schakal.«
»Ich tue mein Bestes. Hat Kaktus dich erreicht?«
»Ja. Er ruft mich zurück und kommt dann hierher. Ich erkläre es später.«
»Ich hätte dir sagen sollen, dass er und der Doktor Freunde sind.«
»Ich weiß. Ivan sagte es mir... Alex, ich möchte dir einige Dinge zukommen lassen - Swaynes Telefonbuch, seine Brieftasche, Terminkalender, derlei Zeug. Ich packe es ein und lass es durch einen der Jungs von Kaktus zu dir bringen, bis ans Sicherheitstor. Steck alles in deinen Computer und sieh, was du rausfinden kannst.«
»Die Jungs von Kaktus? Was machst du?«
»Dir einen Termin abnehmen. Ich riegele das hier ab. Niemand wird hier hereinkommen, aber wir werden sehen, wer es versucht.«
»Das könnte interessant sein. Die Zwingerleute kommen morgen früh gegen sieben. Mach die Absperrung also nicht zu dicht.«
»Da fällt mir ein«, unterbrach Jason, »sei wieder Beamter und bestell die anderen Wachen ab. Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt, aber jeder erhält einen Monatslohn.«
»Wer soll das bezahlen? Langley gibt es nicht, denkst du daran? Keinen Peter Holland, und ich bin nicht unermesslich reich.«
»Ich aber. Ich werde meine Bank in Maine anrufen, einen Barscheck für dich ausschreiben lassen. Bitte deinen Freund Casset, ihn morgen in deinem Appartement abzuholen.«
»Komisch, nicht?«, sagte Conklin langsam und nachdenklich. »Ich vergesse, dass du Geld hast. Ich denke tatsächlich nie daran. Ich glaube, ich habe es aus meinem Kopf verdrängt.«
»Das ist möglich«, Bournes Stimme klang erleichtert, und er fügte hinzu: »Der Beamte in dir hat vielleicht die Vision, es käme irgendein Bürokrat zu Marie und sagte: ›Übrigens, Mrs. Webb oder Bourne oder wer immer Sie sind, als Sie bei der kanadischen Regierung angestellt waren, sind Sie mit fünf Millionen Dollar abgehauen, die mir gehörten.«<
»Sie war nur klug, David, Jason. Jeder Dollar steht dir zu.«
»Lassen wir das lieber, Alex. Sie hat das Doppelte rausgeholt.«
»Sie hatte Recht. Deshalb
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