Das Bourne Ultimatum
vierundzwanzig oder achtundvierzig Stunden lang an der Nase herumführen - vielleicht -, aber ich bezweifle, dass es noch länger geht. Er wird eine Bestätigung von oben haben wollen. Und vergiss nicht, dass Casset mir wegen DeSole die Hölle heiß macht...«
»Gib mir zwei Tage, verschaff mir zwei Tage!«
»Während ich all diesen Informationen nachgehen und Charlie hinhalten muss, während ich Peter Lügenmärchen erzähle, dass wir Fortschritte machen bei der Verfolgung der Kuriere des Schakals aus dem Mayflower Hotel - denken wir
nach ... Natürlich machen wir diese Fortschritte nicht, weil wir uns bis an den Kragen in irgendeine geheimnisvolle, zwanzig Jahre alte Saigon-Verschwörung reingewühlt haben... Verdammt, wir wissen überhaupt nichts darüber, außer dass die Namen, die dahinterstecken, außerordentlich beeindruckend sind. Ohne dass wir bis jetzt überhaupt wissen, was gespielt wird, bringen wir raus, dass sie ihren eigenen, privaten Friedhof auf dem Grundstück des Generalquartiermeisters des Pentagon haben, der sich mal eben den Kopf weggeschossen hat, ein kleineres Problem, mit dem wir zu tun haben... Herrgott, Delta, stop it! Die Raketen kollidieren!««
Obwohl er vor Swaynes Schreibtisch stand, mit der Leiche des Generals neben sich, musste Bourne lächeln. »Aber damit rechnen wir doch, oder? Das ist ein Szenario, wie es von unserem geliebten heiligen Alex geschrieben sein könnte.«
»Ich bin nur Beifahrer, nicht der Steuermann...«
»Was ist mit dem Doktor?«, unterbrach Jason. »Du warst schon fünf Jahre lang nicht mehr aktiv. Woher weißt du, dass er noch im Geschäft ist?«
»Ab und zu treffe ich ihn. Wir gehen beide gern in Ausstellungen. Vor ein paar Monaten traf ich ihn in der Corcoran-Galerie, und da beschwerte er sich, dass man ihm nicht genügend zu tun gäbe.«
»Das kannst du heute Nacht ändern.«
»Ich versuche es. Was wirst du tun?«
»Vorsichtig alles hier auseinander nehmen.«
»Handschuhe?«
»Operationshandschuhe natürlich.«
»Fass die Leiche nicht an.«
»Nur die Taschen - ganz vorsichtig... Swaynes Frau kommt die Treppe herunter. Ich ruf dich wieder an, wenn sie gegangen sind. Krieg den Doktor zu fassen!«
Ivan Jax, Doktordiplom der Yale-Universität, chirurgischer Facharzt am Allgemeinen Krankenhaus von Massachusetts, Lehramt an der Medizinischen Fakultät, gebürtiger Jamaikaner und vormaliger Berater der CIA Dank eines schwarzen Bekannten mit dem unwahrscheinlichen Namen Kaktus, fuhr
durch das Tor von General Swaynes Anwesen in Manassas, Virginia. Es gab Zeiten, dachte Ivan, da wünschte er, niemals den alten Kaktus getroffen zu haben. Heute Abend war wieder so ein Moment, obwohl er es ansonsten überhaupt nicht bedauerte, Kaktus’ Bekanntschaft gemacht zu haben. Dank der ›magischen Papiere‹ des alten Mannes hatte Jax seinen Bruder und seine Schwester aus Jamaika herausholen können, damals, während der Diktatur Manleys, als es Fachkräften verboten war, zu emigrieren, und schon gar nicht, wenn sie persönliche Gelder mitnehmen wollten.
Kaktus jedoch hatte mithilfe von vollständigen Falsifikaten amtlicher Erlaubnisbescheinigungen beide jungen Leute aus dem Land bekommen, zusammen mit Banküberweisungen, die in Lissabon eingelöst wurden. Alles, was der alte Fälscher dazu benötigt hatte, waren gestohlene leere Formulare aus verschiedenen Ämtern, einschließlich Papieren für den Import /Export, sowie den Pässen der beiden jungen Leute, ferner einzelnen Fotos und Kopien verschiedener Unterschriften von gewissen Leuten in Amt und Würden, welche man leicht kopieren konnte aus den zahllosen bürokratischen Verordnungen, die in der von der Regierung kontrollierten Presse abgedruckt wurden. Ivans Bruder war jetzt ein wohlhabender Rechtsanwalt in London und seine Schwester Wissenschaftlerin in Cambridge.
Ja, er war Kaktus Dank schuldig, dachte Dr. Jax, als er seinen Wagen in die Kurve zur Auffahrt lenkte. Und als der alte Mann ihn vor sieben Jahren gebeten hatte, mit ein paar ›Freunden drüben in Langley‹ zu ›beratschlagen‹, hatte er zugesagt. Ein bisschen Beratung! Aber Ivans heimliche Verbindung zur CIA hatte noch weitere gute Seiten. Als seine Inselheimat Diktator Manley hinauswarf und Seaga an die Macht kam, war eins der ersten enteigneten Besitztümer, die ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben wurden, das der Familie Jax in Montego Bay und Port Antonio. Das war Alex Conklin zu verdanken, und ohne Kaktus hätte es keinen
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