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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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abfälligen Bemerkungen. Beantworte einfach meine Frage.«
    »Schiffer ist der weltweit führende Fachmann fürs Teilungsverhalten von Bakterien. Das habe ich auf der Website des Forums gesehen, die Molnar besucht hat. Ich hab’s dir erzählt, aber du warst zu sehr damit beschäftigt, die Leiche des armen Kerls zu finden.«
    »Das klingt wie Geschwafel, finde ich.«
    »Erinnerst du dich an die Webseite, die Molnar aufgerufen hatte?«
    »Argentinisches hämorrhagisches Fieber, Kryptokockose …«
    »Lungenpest, Milzbrand. Ich halte es für möglich, dass der gute Doktor mit diesen tödlichen Krankheitserregern gearbeitet hat – oder mit anderen, die vielleicht noch gefährlicher sind.«
    Annaka starrte ihn sekundenlang an, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Was Alex so aufgeregt – und geängstigt – hat, war meiner Ansicht nach, dass Dr. Schiffer etwas entwickelt hat, das sich als biologische Waffe einsetzen lässt. Damit hätte er ein Wissen, nach dem alle Terroristen gieren.«
    »Großer Gott! Aber das ist nur eine Vermutung. Wie willst du feststellen, ob du Recht hast?«
    »Ich muss einfach weitergraben«, sagte Bourne. »Interessiert dich noch immer nicht, wo Dr. Schiffer steckt?«
    »Allmählich interessiert es mich, aber ich sehe nicht, wie wir ihn finden sollen.« Sie wandte sich ab und trat an ihren Flügel, als sei er ein Prüfstein oder ein Talisman, der sie vor Schaden beschützen könnte.
    »Wir«, sagte Bourne. »Du hast ›wir‹ gesagt.«
    »Das war ein Versprecher.«
    »Ein Freudscher Versprecher, denke ich.«
    »Schluss damit«, sagte sie verärgert. »Kein Wort
    mehr!«
    Inzwischen kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass das ihr Ernst war. Er setzte sich an ihren Schreibsekretär. Dabei sah er das LAN-Kabel, das ihren Laptop mit dem Internet verband.
    »Ich habe eine Idee«, sagte er. In diesem Augenblick sah er die Kratzspuren. Das schräg einfallende Sonnenlicht traf die Klavierbank und ließ einige frische Kratzer deutlich hervortreten. In ihrer Abwesenheit war jemand in der Wohnung gewesen. Wozu? Er sah sich nach
    kleinsten Veränderungen im Raum um.
    »Was hast du?«, fragte Annaka. »Was ist los?«
    »Nichts«, sagte er. Aber das Kissen lag nicht ganz so da, wie er’s zurückgelassen hatte; es war etwas nach rechts geschoben.
    Annaka stemmte eine Hand in die Hüfte. »Was vermutest du also?«
    »Ich muss erst noch etwas holen«, improvisierte er.
    »Aus dem Hotel.« Er wollte sie nicht beunruhigen, aber er musste eine Möglichkeit finden, heimliche Nachforschungen anzustellen. Es war denkbar – vielleicht sogar wahrscheinlich –, dass der Eindringling, der in ihrem Apartment gewesen war, noch in der Nähe war. Schließlich waren sie auch in László Molnars Apartment überrascht worden. Aber wie zum Teufel hat der Beschatter uns hierher verfolgt?, fragte er sich. Er war so vorsichtig wie nur möglich gewesen. Darauf gab es natürlich eine logische Antwort: Chan hatte ihn aufgespürt.
    Bourne griff sich seine Lederjacke und ging zur Wohnungstür. »Ich bleibe nicht lange fort, versprochen.
    Willst du dich inzwischen nützlich machen, könntest du diese Website besuchen und weitere Informationen einholen.«
    Jamie Hull, der amerikanische Sicherheitschef beim Terrorismusgipfel in Reykjavik, hatte eine Abneigung gegen Araber. Er mochte sie nicht, traute ihnen nicht. Sie glauben nicht mal an Gott – zumindest nicht an den richtigen –, erst recht nicht an Christus den Erlöser, sagte er sich verdrießlich, während er auf einem Korridor des weitläufigen Hotels Oskjuhlid unterwegs war.
    Aber sie kontrollierten drei Viertel der weltweiten Ölvorkommen. Ein weiterer Grund, sie nicht zu mögen.
    Wäre diese Tatsache nicht gewesen, hätte kein Mensch sie im Geringsten beachtet, und sie hätten sich unter sonst gleichen Voraussetzungen in ihren rätselhaften Stammeskriegen zerfleischt. Hier in Reykjavik gab es vier arabische Sicherheitsteams – eines aus jedem der teilnehmenden Staaten –, aber Fahd al-Sa’ud koordinierte ihre Arbeit.
    Für einen Araber war Fahd al-Sa’ud gar nicht so übel.
    Er war ein Sa’udi … oder ein Sunnit? Hull schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, was das für einen Unterschied machte. Das war ein weiterer Grund für seine Abneigung: Man wusste nie, wer zum Teufel sie waren oder wessen Hand sie abhacken würden, wenn man ihnen Gelegenheit dazu gab. Fahd al-Sa’ud hatte sogar im Westen studiert, irgendwo in London, in Oxford … oder vielleicht in Cambridge?

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