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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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erledigen!«
    Karpows raupenförmige Augenbrauen gingen hoch.
    »Sie nehmen diese Sache anscheinend recht persönlich.
    Vor solchen Emotionen sollten Sie sich hüten, mein Freund. Sie beeinträchtigen Ihr Urteilsvermögen.«
    »Scheiß drauf«, sagte Hull knapp. »Bourne hatte, was ich dringend wollte und was mir zugestanden hätte.«
    Der Russe überlegte einen Augenblick. »Offenbar habe ich Sie falsch eingeschätzt, mein guter Freund Mr. Hull.
    Sie haben anscheinend doch mehr von einem Krieger in sich, als ich dachte.« Er schlug Hull auf den Rücken.
    »Was halten Sie davon, wenn wir bei einer Flasche Wodka alte Kriegserlebnisse austauschen?«
    »Ich glaube, das ließe sich einrichten«, sagte Hull, als das Fahrzeug von Reykjavik Energy ins Hotel rollte.
    Stepan Spalko trug zu dem Overall des Versorgungsunternehmens Reykjavik Energy farbige Kontaktlinsen und hatte seine Nase mit einem Formteil aus Latex breit und hässlich gemacht. Er stieg aus dem Kastenwagen und wies den Fahrer an, auf ihn zu warten. Mit dem Arbeitsauftrag auf einem Klemmbrett in der Rechten und einem kleinen Werkzeugkasten in der Linken marschierte er ins Labyrinth der Kellergeschosse unter dem Hotel. Ihre Grundrisse standen vor seinem inneren Auge wie eine dreidimensionale Planpause. Er kannte sich in den weitläufigen Kellergeschossen besser aus als viele der Haustechniker, denen jeweils nur die engen Bereiche vertraut waren, in denen sie arbeiteten.
    Er brauchte zwölf Minuten, um den Teil des Kellers zu erreichen, über dem der Konferenzsaal lag, in dem das Gipfeltreffen stattfinden würde. Unterwegs wurde er viermal von Wachleuten angehalten, obwohl er den Besucherausweis, den er an der Einfahrt erhalten hatte, sichtbar am Overall trug. Er benützte die Treppe und ging ins dritte Kellergeschoss hinunter, wo er nochmals kontrolliert wurde. Dort war er der Fernwärmeeinspeisung nahe genug, um seine Anwesenheit plausibel zu machen. Aber hier lag auch eine Unterstation der Klimaanlage des Hotels, sodass der Sicherheitsbeamte darauf bestand, ihn zu begleiten.
    Spalko blieb vor einem Schaltschrank stehen und öffnete ihn mit einem Dreikantschlüssel. Er spürte den forschenden Blick des Wachmanns wie eine Hand an seiner Kehle.
    »Wie lange sind Sie schon hier?«, erkundigte er sich auf Isländisch, während er seinen Werkzeugkasten aufklappte.
    »Sprechen Sie Russisch?«, fragte der Sicherheitsbeamte.
    »Ja, das tue ich zufällig.« Spalko wühlte zwischen dem Werkzeug herum. »Sie sind jetzt wie lange hier – seit zwei Wochen?«
    »Drei«, gab der Russe zu.
    »Und haben Sie in dieser ganzen Zeit irgendwas von meiner schönen Heimat gesehen?« Er fand den kleinen Gegenstand, den er suchte, und verbarg ihn in einer Handfläche. »Wissen Sie überhaupt etwas über Island?«
    Als der Wachmann den Kopf schüttelte, stürzte Spalko sich in seinen Vortrag. »Nun, dann will ich Ihnen wenigstens die Grundzüge erläutern. Island ist eine hundertdreitausend Quadratkilometer große Insel mit einer mittleren Höhe von fünfhundert Metern über dem
    Meer. Ihr höchster Berg, der Hvannadalshnükur, ist zweitausendeinhundertneunzehn Meter hoch; elf Prozent der Insel sind mit Gletschern bedeckt, zu denen der Vatnajökull, der größte Gletscher Europas, gehört. Regiert werden wir von dem Althing, dessen dreiundsechzig Mitglieder alle vier Jahre gewählt werden, und …«
    Spalko verstummte, als der Sicherheitsbeamte, den diese Informationen aus einem Reiseführer unsäglich langweilten, sich abwandte und davonging. Er machte sich sofort an die Arbeit, setzte die kleine Scheibe auf zwei Kabel und drückte kräftig darauf, bis er bestimmt wusste, dass ihre vier Kontakte die Isolierung durchsto
    ßen hatten.
    »Hier bin ich fertig«, sagte er und knallte die Tür des Schaltschranks zu.
    »Wohin jetzt? Zum Fernwärmeverteiler?«, fragte der Wachmann, der sich sichtlich wünschte, seine Schicht wäre bald zu Ende.
    »Nö«, sagte Spalko, »muss erst mit dem Boss reden.
    Ich gehe zum Wagen zurück.« Er winkte, als er sich in Bewegung setzte, aber der Sicherheitsbeamte ging bereits in Gegenrichtung davon.
    Spalko kehrte zu ihrem Wagen zurück, stieg ein und blieb neben dem Fahrer sitzen, bis ein Wachmann herangeschlendert kam.
    »Okay, Jungs, was ist los?«
    »Für diesmal sind wir fertig.« Spalko lächelte gewinnend, während er auf seinem angeblichen Arbeitsblatt einige sinnlose Eintragungen machte. Dann sah er auf seine Uhr. »Wir waren länger hier, als ich

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