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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Meter Luft und dann das Meer, das hart wie Beton war, wenn er im freien Fall aufschlug.
    »Raus!« , sagte der Pilot.
    Spalko war mit einem Satz aus der Maschine. Er hörte ein Rauschen, fühlte den Wind auf seinem Gesicht. In elf Sekunden hatte er mit hundertachtzig Stundenkilometern die Endgeschwindigkeit im freien Fall erreicht.
    Und trotzdem hatte er nicht das Gefühl, rasend schnell zu fallen. Vielmehr schien die Luft sanft gegen seinen Körper zu drücken.
    Er blickte nach unten, sah das Fischerboot und veränderte seine Körperhaltung, um den Nordnordostwind mit sechzehn Knoten zu kompensieren. Als das geschafft war, kontrollierte er den Höhenmesser an seinem Handgelenk. In 750 Meter Höhe zog er die Reißleine, spürte den Öffnungsstoß seines Fallschirms und hörte das Rascheln des Nylonmaterials, das sich über ihm entfaltete.
    Die weniger als einen Quadratmeter große Widerstandsfläche seines Körpers hatte sich schlagartig in eine fünfundzwanzig Quadratmeter große Fläche verwandelt. Dadurch sank er nur noch mit gut beherrschbaren fünf Metern in der Sekunde.
    Über sich hatte Spalko das leuchtend blaue Himmelsgewölbe, und unter ihm erstreckte sich der weite Nordatlantik: ruhelos, in ständiger, wogender Bewegung, von der Abendsonne mit rötlichem Licht übergossen. Er sah das auf den Wellen tanzende Fischerboot und in weiter Ferne die ins Meer hinausragende Halbinsel, auf der Reykjavik lag. Der Wind versuchte ständig, ihn weiter von dem Boot wegzutragen, so dass Spalko einige Zeit damit beschäftigt war, seine Abtrift mit den Steuerleinen des Fallschirms zu kompensieren. Er atmete tief durch und genoss das Gefühl, in der Luft zu schweben.
    Während er im endlosen Blau des Himmelsgewölbes zu hängen schien, dachte er an die sorgfältige Planung, die Jahre voll harter Arbeit, gerissener Manöver und geschickter Manipulationen, durch die er diesen Punkt erreicht hatte, den er nun als Höhepunkt seines Lebens betrachtete. Er dachte an sein Jahr in Amerika, im tropischen Miami, an die schmerzhaften Eingriffe, die notwendig gewesen waren, um sein zerstörtes Gesicht wiederherzustellen.
    Er musste sich eingestehen, dass es Spaß gemacht hatte, Annaka von seinem angeblichen Bruder zu erzählen – aber wie hätte er seinen Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt sonst erklären können? Er hätte ihr nie sagen dürfen, dass er eine leidenschaftliche Affäre mit ihrer Mutter gehabt hatte. Es war kinderleicht gewesen, die Ärzte und das Pflegepersonal zu bestechen, damit sie ihn mit der Patientin ungestört sein ließen. Wie völlig korrupt die Menschen doch sind, überlegte Spalko sich. Ein Großteil seines Erfolgs beruhte darauf, dass er diese Tatsache skrupellos ausgenützt hatte.
    Was für eine außergewöhnliche Frau Sasa gewesen
    war! Er hatte niemals einen ähnlich wundervollen Menschen kennen gelernt. So war es ganz natürlich gewesen, dass er angenommen hatte, Annaka werde ihrer Mutter nachschlagen. Natürlich war er damals viel jünger gewesen, und seine jugendliche Torheit war entschuldbar.
    Wie hätte Annaka wohl reagiert, fragte er sich, wenn er ihr die Wahrheit gesagt hätte: dass er als junger Mann der Sklave eines Gangsterbosses – einer rachsüchtigen, sadistischen Bestie – gewesen war, der ihn zu einer Vendetta losgeschickt hatte, obwohl er genau gewusst hatte, dass er Spalko in eine Falle schickte. Sie war zugeschnappt …
    und Spalkos Gesicht war das Ergebnis gewesen. Später hatte er sich an Wladimir gerächt, aber nicht auf die heldenhafte Weise, die er Sina geschildert hatte. Was er getan hatte, war wenig ehrenhaft gewesen, aber damals hatte er noch nicht selbstständig handeln können. Ganz im Gegensatz zu jetzt.
    Spalko war noch über hundertfünfzig Meter hoch, als der Wind plötzlich scharf drehte. Er begann vom Boot abgetrieben zu werden, und betätigte die Steuerleinen, um die Abtrift zu verringern. Trotzdem gelang es ihm nicht, auf Gegenkurs zu gehen. Unter sich sah er Bewegung an Bord des Fischerboots und wusste, dass die Besatzung seinen Absprung aufmerksam beobachtete. Das Boot nahm Fahrt auf und begann ihm zu folgen.
    Der Horizont wurde enger, und nun kam das Meer
    rasch näher, füllte sein gesamtes Blickfeld aus, als die Perspektive sich änderte. Der Wind schlief in einer Böenpause plötzlich fast ein, und Spalko wasserte, indem er den Schirm im letzten Augenblick so eindrehte, dass er fast ohne Spritzer eintauchte.
    Er glitt mit den Beinen voraus ins Wasser, das

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