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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dachte. Danke, dass Sie uns geholfen haben.«
    »He, das ist mein Job.«
    Als der Fahrer den Motor anließ und den ersten Gang einlegte, sagte Spalko: »Da siehst du, wie wertvoll ein Probelauf ist. Wir haben genau eine halbe Stunde Zeit, bevor sie sich auf die Suche nach uns machen.«
    Der zweistrahlige Businessjet raste durch den Nachthimmel. Bourne gegenüber saß Chan, der starr geradeaus blickte, ohne etwas Bestimmtes anzusehen. Bourne schloss die Augen. Die Deckenbeleuchtung war ausgeschaltet. Im Halbdunkel warfen nur einige Leselampen ovale Lichtflecken auf leere Sessel. In einer Stunde würden sie auf dem Flughafen Keflavik landen.
    Bourne saß unbeweglich da. Am liebsten hätte er den Kopf in die Hände gestützt und bittere Tränen über die Sünden der Vergangenheit geweint, aber da Chan ihm gegenübersaß, durfte er sich nichts erlauben, was als Schwäche gedeutet werden konnte. Der vorläufige Waffenstillstand, auf den sie sich geeinigt hatten, erschien ihm zerbrechlich wie eine Eierschale. Es gab so viele Dinge, die das Potenzial besaßen, ihn zu zerquetschen. Emotionen wühlten Bourne innerlich auf, machten ihm das Atmen schwer. Die Schmerzen, die er überall an seinem gemarterten Körper spürte, waren nichts im Vergleich zu der Pein, die sein Herz zu zerreißen drohte. Er umklammerte die Sitzlehnen mit solcher Gewalt, dass seine Fingergelenke knackten. Er wusste, dass er sich unbedingt beherrschen musste, genau wie er wusste, dass er keinen Augenblick länger auf seinem Platz verharren konnte.
    Er stand auf, überquerte den Mittelgang wie ein
    Schlafwandler und ließ sich in dem Sessel neben Chan nieder. Der junge Mann gab durch nichts zu erkennen, dass er seine körperliche Nähe spürte. Wäre seine rasche Atemfrequenz nicht gewesen, hätte er sich in einem Zustand tiefer Meditation befinden können.
    Während sein Herz schmerzhaft gegen die gebrochenen Rippen hämmerte, sagte Bourne leise: »Wenn du mein Sohn bist, muss ich Gewissheit haben. Verstehst du
    – absolute Gewissheit.«
    »Mit anderen Worten, du glaubst mir nicht.«
    »Ich will dir glauben«, sagte Bourne, indem er sich bemühte, die inzwischen vertraute Schärfe in Chans Stimme zu überhören. »Das müsstest du wissen.«
    »Was dich betrifft, weiß ich weniger als gar nichts.«
    Als Chan sich ihm jetzt zuwandte, war sein Gesicht von mühsam beherrschter Wut verzerrt. »Kannst du dich überhaupt nicht an mich erinnern?«
    »Joshua war damals sechs, noch ein Kind.« Bourne
    fühlte einen Kloß im Hals, der sich nicht hinunterschlucken ließ. »Und ich habe vor einigen Jahren das Gedächtnis verloren.«
    »Das Gedächtnis verloren?« Diese Mitteilung schien Chan zu verblüffen.
    Bourne erzählte, was ihm zugestoßen war. »Ich kann mich nur an Bruchstücke meines Lebens als Jason Bourne vor diesem Zeitpunkt erinnern«, schloss er, »und an praktisch nichts aus meinem Leben als David Webb. Nur manchmal stößt ein Geruch oder eine Stimme etwas an, das ein weiteres Fragment an die Oberfläche steigen lässt.
    Aber mehr als ein Bruchstück des für mich verschütteten Ganzen ist’s nie.«
    Im schwachen Licht der Kabinenbeleuchtung suchte er Chans dunkle Augen, suchte die Spur eines Ausdrucks, selbst den geringsten Hinweis darauf, was Chan vielleicht fühlte oder dachte. »Das ist die Wahrheit. Wir sind einander völlig fremd. Bevor wir also weitermachen …« Er brachte den Satz nicht zu Ende, konnte im Augenblick nicht weitersprechen. Aber dann gab er sich einen Ruck und zwang sich dazu, weil die Stille, die sich so rasch zwischen ihnen ausbreitete, schlimmer war als die Explosion, die bestimmt kommen würde. »Versuch bitte, mich zu verstehen. Ich brauche einen Beweis, etwas Unwiderlegbares.«
    »Scheißkerl!«
    Chan stand auf, um an Bourne vorbei auf den Gang
    zu treten, aber wie in Spalkos Folterkammer hielt ihn etwas zurück. Und dann glaubte er plötzlich wieder, Bournes Stimme auf dem Dach von Annakas Haus in Budapest zu hören: »Darauf legst du’s an, was? Diese ganze verrückte Geschichte, dass du Joshua sein sollst … Ich denke gar nicht daran, dich zu diesem Spalko oder sonst jemandem zu führen. Ich lasse mich von niemandem
    mehr als Werkzeug missbrauchen.«
    Chan umfasste den aus Stein geschnittenen Buddha an seiner Halskette und setzte sich wieder. Stepan Spalko hatte sie beide als Werkzeug missbraucht. Es war Spalko gewesen, der sie zusammengeführt hatte, und eine Ironie des Schicksals wollte es, dass ihre gemeinsame

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