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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Umständen
    ahnte, welche Ängste sein Herz beschwerten, setzte er ein Lächeln auf und machte sich bereit, zu Kreuze zu kriechen, wenn’s sein musste. Alles, damit Genosse Boris nur keinen Verdacht schöpfte.
    »Sie machen Überstunden, wie ich sehe, mein guter Mr. Hull«, sagte Karpow mit seiner dröhnenden Ansagerstimme. »Keine Ruhe für die Müden, was?«
    »Ausruhen können wir uns, wenn der Gipfel vorbei
    und unsere Arbeit getan ist.«
    »Aber unsere Arbeit ist nie getan.« Heute trug Karpow einen seiner schlimmsten Sergeanzüge. Er sah mehr wie eine Rüstung als ein auch nur entfernt modisches Kleidungsstück aus. »Unabhängig davon, was wir erreichen, gibt’s immer noch viel mehr zu tun. Das gehört mit zu den Reizen unserer Arbeit, nicht wahr?«
    Hull hatte gute Lust, Nein zu sagen, nur um einen Streit anzufangen, aber er biss sich stattdessen auf die Zunge.
    »Und wie ist der Sicherheitsstand hier?« Karpow sah sich mit glänzenden schwarzen Rabenaugen um. »Doch hoffentlich dem hohen amerikanischen Standard entsprechend?«
    »Ich habe gerade erst angefangen.«
    »Dann ist Ihnen Hilfe sicher willkommen, nein? Zwei Köpfe sind besser als einer, vier Augen besser als zwei.«
    Hull war plötzlich erschöpft. Er wusste gar nicht mehr, wie lange er schon in diesem gottverlassenen Land war oder wann er zum letzten Mal richtig ausgeschlafen hatte. Hier gab es nicht einmal Bäume, an denen man die Jahreszeit hätte ablesen können! So hatte eine Art Desorientierung eingesetzt, wie sie manchmal bei neuen Besatzungsmitgliedern auf U-Booten auftrat.
    Hull beobachtete, wie die Sicherheitsleute einen Kühllaster anhielten, den Fahrer befragten und ihn den Laderaum öffnen ließen, damit sie seine Ladung überprüfen konnten. Soweit er feststellen konnte, waren das Verfahren und die praktische Durchführung in Ordnung.
    »Finden Sie Island auch so deprimierend?«, fragte er Boris.
    »Deprimierend? Diese Insel ist das reinste Wunderland, mein Freund«, dröhnte Karpow. »Verbringen Sie mal einen Winter in Sibirien, wenn Sie die Definition von deprimierend erleben wollen.«
    Der Amerikaner runzelte die Stirn. »Sie sind nach Sibirien geschickt worden?«
    Karpow lachte. »Ja, aber nicht so, wie Sie denken. Ich war dort im Einsatz, als die Spannungen zwischen Russland und China vor einigen Jahren zu eskalieren drohten.
    Sie wissen schon, geheime Kommandounternehmen, gewaltsame Aufklärung, alles in der dunkelsten, kältesten Umgebung, die Sie sich vorstellen können.« Er verzog das Gesicht. »Nein, als Amerikaner können Sie sich das vermutlich nicht vorstellen.«
    Hull lächelte angestrengt weiter, aber er bezahlte dafür mit aufgestautem Ärger und schwindender Selbstachtung. Zum Glück fuhr gerade ein weiteres Fahrzeug vor, nachdem der Kühllaster die Kontrolle passiert hatte. Der Kastenwagen kam von Reykjavik Energy. Aus irgendeinem Grund schien Genosse Boris sich für ihn zu interessieren, und Hull folgte ihm zu dem haltenden Fahrzeug.
    Es war mit zwei Männern in Overalls besetzt.
    Karpow ließ sich den Arbeitsauftrag geben, den der Fahrer pflichtbewusst aus dem Fenster gereicht hatte, und warf einen Blick darauf. »Was machen Sie hier?«, fragte er charakteristisch überaggressiv.
    »Vierteljährliche geothermische Überprüfung«, antwortete der Fahrer gleichmütig.
    »Muss das ausgerechnet jetzt sein?« Karpow funkelte den Blonden an.
    »Vorschrift. Unser System ist eng vernetzt. Wird es nicht regelmäßig gewartet, ist das ganze Netz gefährdet.«
    »Nun, das dürfen wir natürlich nicht riskieren«, sagte Hull. Er nickte einem der Sicherheitsbeamten zu. »Kontrollieren Sie die Ladung. Ist alles klar, dann lassen Sie ihn passieren.«
    Er entfernte sich von dem Fahrzeug, und der Russe folgte ihm.
    »Diese Arbeit gefällt Ihnen nicht«, sagte Karpow, »habe ich Recht?«
    Hull vergaß sich einen Augenblick, machte abrupt
    kehrt und baute sich vor dem Russen auf. »Klar gefällt sie mir.« Dann erinnerte er sich an seinen Vorsatz und setzte ein jungenhaftes Grinsen auf. »Nö, Sie haben Recht. Ich würde viel lieber meine, sagen wir mal, körperlichen Fertigkeiten gebrauchen.«
    Karpow nickte und wirkte besänftigt. »Ja, ich verstehe.
    Es gibt nichts Befriedigenderes, als jemanden zu liquidieren.«
    »Genau«, sagte Hull, der sich für das Thema zu erwärmen begann. »Denken Sie zum Beispiel an die Fahndung nach Jason Bourne. Was würde ich nicht dafür geben, ihn aufzuspüren und mit einem Kopfschuss zu

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