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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Flüchtende nach Süden unterwegs war.
    Das war eine gewisse Überraschung, denn er hatte erwartet, Spalko wolle den Flughafen erreichen. Er hatte zweifellos einen Fluchtplan, bei dem ebenso zweifellos ein Flugzeug eine Rolle spielte. Aber je länger Bourne darüber nachdachte, desto weniger war er überrascht. Er lernte seinen Gegner allmählich besser kennen. So wusste er bereits, dass Spalko in keiner schwierigen Situation den logischen Ausweg wählte. Sein abgefeimter Verstand arbeitete einzigartig raffiniert. Er war ein durchtriebener, listiger Mann, der seinen Gegner lieber erst in eine Falle lockte, als ihn gleich zu beseitigen.
    Keflavik kam also nicht in Frage. Zu offensichtlich und – wie Spalko zweifellos vorausgesehen hatte – zu scharf bewacht, um ihm als Fluchtweg dienen zu können. Bourne orientierte sich in Gedanken auf der in Oszkars Notebook gespeicherten Landkarte. Was lag südlich der Hauptstadt? Hafnarfjördur, ein Fischerdorf, bei dem kein Flugzeug landen konnte, das für Spalkos Zwecke groß genug gewesen wäre. Die Küste! Schließlich befanden sie sich auf Island. Spalko wollte übers Meer entkommen!
    Um diese Nachtzeit war der Verkehr vor allem außerhalb des Stadtgebiets ziemlich schwach. Die Straßen wurden schmaler, schlängelten sich durch die Hügel auf der dem Land zugewandten Seite der Felsenküste. Als Spalko eine besonders scharfe Kurve durchfuhr, ließ Bourne sich zurückfallen. Er schaltete die Scheinwerfer aus und beschleunigte erst dann um die Kurve. Vor sich konnte er die Rücklichter von Spalkos Wagen sehen, aber Spalko würde ihn hoffentlich nicht mehr im Rückspiegel erkennen. Das war gefährlich, weil Bourne riskierte, Spalko in jeder Kurve aus den Augen zu verlieren, aber er sah keine andere Möglichkeit. Er musste Spalko glauben machen, er habe seinen Verfolger abgehängt.
    Das völlige Fehlen von Bäumen verlieh der Landschaft eine gewisse Herbheit, zu der die Gletscherberge im Hintergrund eine ständig winterliche Note beisteuerten, die umso schauriger wirkte, als die Straße gelegentlich durch üppig grüne Matten führte. Der Himmel war unendlich hoch und in der seltsamen Morgendämmerung mit den schwarzen Silhouetten von Meeresvögeln ausgefüllt, die vor ihnen segelten und kreisten. Bei ihrem Anblick empfand Bourne eine gewisse Befreiung von seiner Einkerkerung in den von Todesgerüchen geschwängerten Katakomben des Hotels. Obwohl die Nacht kalt war, fuhr er sein Fenster herunter und atmete die salzhaltige frische Luft tief ein. Süßer Blütenduft stieg ihm in die Nase, als er an dem leicht gewellten, mit Blumen übersäten Teppich einer Wiese vorbeiraste.
    Die Straße wurde noch schmaler, als sie zur Küste hin abbog. Bourne rollte durch ein mit dichtem Buschwerk bestandenes kleines Tal und flitzte um die nächste Kurve.
    Die Straße fiel steiler ab, während sie in Serpentinen zum Strand hinunterführte. Er sah Spalko und verlor ihn in der nächsten Kurve wieder aus den Augen. Als er diese Kurve selbst durchfuhr, sah er den Nordatlantik nur leicht bewegt in der silbergrauen Morgendämmerung unter sich glitzern.
    Spalkos Wagen verschwand um die nächste Kurve,
    und Bourne blieb weiter hinter ihm. Der Abstand zur übernächsten Kurve war so kurz, dass der andere Wagen bereits außer Sicht war. Trotz des erhöhten Risikos gab Bourne Gas und fuhr mit dem Jeep noch etwas schneller.
    Er hatte die Vorderräder bereits wegen der Kurve eingeschlagen, als er das Geräusch hörte. Es war ein gedämpfter, vertrauter Knall, der das Rauschen des Windes übertönte: der Schussknall seiner Keramikpistole. Der linke Vorderreifen platzte, und der Jeep geriet ins Schleudern.
    Bourne erkannte flüchtig Spalko, der mit der Pistole in der Hand zu seinem abgestellten Wagen zurücklief. Dann veränderte sein Blickwinkel sich, und er war viel zu beschäftigt damit, den Jeep wieder unter Kontrolle zu bekommen, als der Wagen gefährlich nahe an den zum Meer hin abfallenden Straßenrand geriet.
    Bourne stellte den Wahlhebel auf N, aber das genügte nicht. Er hätte die Zündung ausschalten müssen, aber das war ohne Zündschlüssel unmöglich. Die Hinterräder rutschten über den Straßenrand. Bourne schnallte sich los und hielt das Lenkrad umklammert, als der Jeep sich überschlagend von der Straße abkam. Er schien in der Luft zu schweben, überschlug sich dabei zweimal. Bourne roch den stechenden, unverkennbaren Geruch von überhitztem Metall, in den sich der beißende Gestank von

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