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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sich noch einmal auf, dann lag er still. Spalko nahm einem der Männer den an einer dünnen Halskette getragenen Dienstausweis ab, zog die Uniform des Mannes an und nahm die farbigen Kontaktlinsen aus seinen eigenen Augen. Dabei musste er unvermeidlich wieder an Sina denken. Sie war furchtlos gewesen, das stand fest, aber ihre maßlose Loyalität zu ihm war zuletzt ihr Verderben gewesen. Sie hatte ihn vor jedermann beschützt – besonders vor Arsenow. Das hatte sie unverkennbar genossen. Aber Spalko hatte auch erkannt, dass Sinas wahre Leidenschaft ihm galt. Und gerade diese Liebe, diese von abstoßender Schwäche kündende Opferbereitschaft, hatte ihn dazu gebracht, sie zu verlassen.
    Rasche Schritte hinter ihm brachten ihn in die Gegenwart zurück, und er hastete weiter. Seine schicksalhafte Begegnung mit den Arabern war nicht nur von Vorteil gewesen, denn obwohl er ihr eine gute Tarnung verdankte, hatte sie ihn doch auch aufgehalten. Als er jetzt einen Blick über die Schulter warf, sah er einen Mann im Arbeitsanzug eines Sicherheitsbeamten, und er fluchte ingrimmig. Er fühlte sich wie Kapitän Ahab, der Moby Dick verfolgt hatte, bis die Verhältnisse sich ganz unerwartet so umgekehrt hatten, dass der Jäger vom Gejagten verfolgt wurde. Der Mann in der Uniform eines US-Sicherheitsbeamten war Jason Bourne.
    Bourne sah, dass Spalko – jetzt in der Uniform eines arabischen Sicherheitsbeamten – eine Stahltür aufriss und in einem Treppenhaus verschwand. Er sprang über die toten Männer hinweg und nahm die Verfolgung auf. Die Treppe führte in das in der Hotelhalle herrschende Chaos hinauf. Als sein Sohn und er vor kurzem das Hotel betreten hatten, war der weite Raum aus Stahl und Glas spannungsgeladen, aber still und fast völlig verlassen gewesen. Jetzt liefen hier Dutzende von Sicherheitsbeamten durcheinander. Manche trieben das Hotelpersonal zusammen und teilten es je nach Tätigkeit und Arbeitsbereich in Gruppen ein. Andere hatten schon mit der umständlichen und langwierigen Befragung des Personals begonnen. Wieder andere waren in die Kellergeschosse unterwegs oder wurden über Funk in andere Bereiche des Hotels beordert. Jeder hatte alle Hände voll zu tun; niemand interessierte sich für die beiden Männer, die mit einigem Abstand das Chaos in der Hotelhalle in Richtung Ausgang durchquerten.
    Es war verblüffend zu beobachten, wie geschickt Spalko sich zwischen den anderen bewegte, sich anpasste, einer von ihnen wurde. Bourne überlegte kurz, ob er das Sicherheitspersonal in seiner Nähe alarmieren sollte, kam aber gleich wieder davon ab. Spalko hätte den Spieß sofort umgedreht und laut verkündet, Bourne sei der Mörder, nach dem die CIA international fahnde. Das wusste Spalko natürlich genau, denn schließlich war er der clevere Verursacher von Bournes gefährlicher Zwangslage.
    Und während er Spalko ins Freie folgte, wurde ihm noch etwas klar. Wir sind jetzt beide gleich, dachte er, zwei Chamäleons, die sich ähnlich tarnen, um ihre wahre Identität vor ihrer Umgebung zu verbergen. Die Einsicht war befremdlich und beunruhigend, dass die internationale Sicherheitstruppe im Augenblick Spalko ebenso auf den Fersen war wie ihm selbst.
    Bourne folgte ihm ins Freie, verlor ihn aber zwischen den vielen geparkten Fahrzeugen sofort aus den Augen.
    Er begann zu rennen. Hinter ihm erklang ein Ruf, den er nicht beachtete. Er riss die Tür des ersten Wagens auf, den er erreichte – ein amerikanischer Jeep –, fetzte die Kunststoffverkleidung unter dem Lenkrad ab und fummelte nach den Drähten. Im nächsten Augenblick hörte er einen anderen Motor anspringen und sah Spalko mit einem Geländewagen, den er kurzgeschlossen hatte, den Parkplatz verlassen.
    Nun waren mehrere laute Rufe und das Getrappel von Stiefeln auf dem Asphalt zu hören. Mehrere Schüsse fielen. Bourne konzentrierte sich darauf, was getan werden musste, und verdrillte die richtigen Drähte miteinander.
    Der Motor des Jeeps sprang an, und Bourne stellte den Wahlhebel des Automatikgetriebes auf D und trat das Gaspedal durch. Er fuhr mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen an und raste durch die Kontrollstelle.
    Die Nacht war mondlos, aber andererseits war sie keine richtige Nacht. Über Reykjavik lag eine milchige Dunkelheit, denn der Widerschein der dicht unter dem Horizont stehenden Sonne gab dem Himmel die Farbe einer Austernschale. Während Bourne Spalko auf einer Zickzackroute durch die Stadt folgte, wurde ihm klar, dass der

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