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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gelernt hatte: Impulsiv und heißblütig zu handeln führte oft zu Fehlern, die sich nicht mehr gutmachen ließen; geduldig abzuwarten, bis das heiße Blut abgekühlt war, war die Grundlage für jede erfolgreiche Rache. Er griff nach dem Schnellhefter und beschäftigte sich damit, das Dossier aufzuschlagen. Es enthielt ein einziges Blatt Luftpostpapier mit drei eng getippten Absätzen und dem Passfoto eines gut aussehenden Mannes.
    Unter dem Foto stand ein Name: David Webb. »Das ist alles?«
    »Aus vielen Quellen zusammengetragen. Alle über ihn bekannten Informationen.« Er sprach so flüssig, dass Chan sich sicher war, dass er die Antwort eingeübt hatte.
    »Aber dies ist der Mann?«
    Spalko nickte.
    »Ohne jeden Zweifel?«
    »Todsicher.«
    Nach dem sich ausbreitenden Feuerschein zu urteilen, war die Schießerei zu einem Nachtgefecht geworden.
    Granatwerfer waren zu hören, ein Feuerregen ging nieder. Über ihnen schien der Mond in einem dunkleren Rot zu glühen.
    Chan kniff die Augen zusammen und ballte die rechte Hand langsam zu einer hasserfüllten Faust. »Ich konnte nie eine Spur von ihm finden. Ich dachte, er sei tot.«
    »In gewisser Weise«, sagte Spalko, »ist er das.«
    Er beobachtete, wie Chan über die Brücke davonging. Er zündete sich eine Zigarette an, inhalierte den Rauch und atmete ihn widerstrebend aus. Als Chan in den Schatten verschwunden war, zog Spalko sein Handy aus der Jackentasche und tippte eine Auslandsnummer ein. Eine Stimme meldete sich, und Spalko sagte: »Er hat das Dossier. Ist alles vorbereitet?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Um Mitternacht Ihrer Zeit beginnen Sie mit
    dem Einsatz.«
    Teil eins
    Kapitel eins
    David Webb, Linguistikprofessor an der Georgetown University, verschwand fast hinter dem Stapel korrigierter Semesterarbeiten, den er vor dem Bauch trug. Er hastete die moderigen rückwärtigen Korridore der gigantischen Healy Hall entlang. Er musste zu Theodore Barton, dem Dekan seiner Fakultät, und er war spät dran – deshalb benützte er diese Abkürzung, die er schon vor langer Zeit entdeckt hatte, durch enge, schlecht beleuchtete Flure, die nur wenige Stundenten kannten oder benützen mochten.
    Ein milder Gezeitenwechsel prägte sein von universitären Verpflichtungen strukturiertes Leben. Webbs Jahr wurde von den Semestern an der Georgetown University geprägt. Der tiefe Winter, mit dem sie begannen, ging widerstrebend in einen zögerlichen Frühling über und endete in der schwülen Hitze der letzten Wochen des zweiten Semesters. Aber ein Teil seines Ichs kämpfte gegen professorale Gelassenheit an: der Teil, der sich an sein früheres Leben in einem US-Geheimdienst erinnerte und um dessentwillen er die Freundschaft mit Alexander Conklin, seinem ehemaligen Führungsoffizier, sorgsam pflegte.
    Er wollte eben um eine Ecke biegen, als er laute, schroffe Stimmen und spöttisches Lachen hörte und bedrohlich wirkende Schatten über die Wand huschen sah.
    »Pass auf, wir lass’n deine Zunge hint’n aus dem Kopf rauskomm’, Muttaficka!«
    Webb ließ den Papierstapel fallen, den er trug, und spurtete um die Ecke. Jetzt sah er drei junge Schwarze in knöchellangen Mänteln, die einen drohenden Halbkreis um einen Asiaten bildeten, den sie gegen die Flurwand gedrängt hatten. Sie hatten eine Art, mit leicht gebeugten Knien, lockerem Rumpf und schwingenden Armen dazustehen, die ihre ganzen Körper wie stumpfe, hässliche Aspekte von Waffen erscheinen ließ, die geladen, gespannt und schussbereit waren. Jäh erschrocken sah er, dass ihr Opfer Rongsey Siv war, einer seiner liebsten Studenten.
    »Mutta ficka «, knurrte einer, drahtig, mit dem unruhigen, aufsässigen Gesichtsausdruck eines Süchtigen auf Entzug, »wir woll’n uns hier Kohle besorgen, damit wir Bling-Bling eintausch’n könn.«
    »Bling-Bling kannste nie genug ham«, sagte ein anderer mit einem auf der Wange eintätowierten Adler. Er drehte einen massiven Goldring, einen der vielen Ringe an den Fingern seiner Rechten, hin und her. »Oder weißte nich, was Bling-Bling is, Schlitzauge?«
    »Yeah, Schlitzauge«, sagte der Kerl auf Entzug glotzäugig. »Du siehst nich aus, als wennde Scheiße wüsstest.«
    »Er will uns daran hindern«, sagte der Tätowierte, indem sich näher zu Rongsey heranbeugte. »Yeah, Schlitzauge, was haste vor, willste uns mit Kung-Fucking-Fu umleg’n?«
    Sie lachten rau und imitierten die Tritte von Kickboxern gegen Rongsey, der sich noch ängstlicher an die Wand drängte, als sie näher

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