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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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Takt gebrachten Pendelschlag die genaue Zeit anzeigte. 1686 veröffentlichte der später in Greenwich angestellte königliche Astronom Edmond Halley die erste metereologische Weltkarte mit den entsprechenden Tabellen für die Himmelsrichtungen und Zeiten der in den einzelnen Meeresregionen vorherrschenden Winde. War eine Reise über den Atlantik oder den Indischen Ozean zu Beginn der Neuzeit noch ein unkalkulierbares Wagnis gewesen, so konnte um 1700 ein normales englisches Handelsschiff ohne besondere Schwierigkeiten relativ zielgenau Charleston oder Bombay ansteuern.
    Allerdings mußten auch noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts für eine Schiffsreise zu den amerikanischen Kolonien sieben bis neun Wochen veranschlagt werden, für den Rückweg auf Grund der bestehenden Windverhältnisse im atlantischen Raum, die in etwa dem Uhrzeigersinn entsprachen, ungefähr zwei Wochen weniger. Der Weg nach Indien beanspruchte sechs Monate, und da der Monsun im Indischen Ozean zwischen April und September von Süd/West und von Oktober bis März vorwiegend aus Nord/Ost blies, bedeutete dies, daß Ostindienfahrer im frühen Frühjahr von London aufbrechen und die Rückreise von Indien zu Beginn des Winters antreten mußten. Desgleichen war der Sklavenhandel ein zeitlich aufwendiges Geschäft, denn eine Fahrt im Rahmen des atlantischen Dreiecks (England – Westafrika – Westindien – England) nahm gewöhnlich zwölf bis achtzehn Monate in Anspruch.

    Naturgemäß erhöhten die beengten und unhygienischen Verhältnisse an Bord bei längeren Seereisen die Gefahr, einer der zahlreichen Krankheiten zum Opfer zu fallen – zumeist dem Skorbut, der erst um 1800 seinen Schrecken verlieren sollte, und in den tropischen Häfen dem Gelbfieber oder der Malaria, während in heimischen Gewässern vor allem der Typhus wütete. Hohe Sterberaten galten besonders für die Kriegsmarine. So verlor das 1726 mit 4750 Mann in die Karibik entsandte Geschwader des Admirals Francis Hosier innerhalb von 2 Jahren mehr als 4000 Seeleute, und als George Anson 1740–1744 um die Welt segelte, kehrte er mit lediglich einem von acht Schiffen und 145 von ursprünglich 1500 Mann zurück, wobei nur vier Seeleute im Kampf gefallen waren. Doch dies sind Extremwerte, die zwar das stets latente Risiko frühneuzeitlicher Seefahrt bezeugen, denen aber entgegensteht, daß zur gleichen Zeit – vor der systematischen Bekämpfung des Skorbut durch regelmäßige Vitamin-C-Dosen – die durchschnittliche jährliche Sterberate bei 6 % und bei der Handelsmarine noch deutlich niedriger lag. Dabei bestand die Besatzung eines Linienschiffes der 1. Klasse aus 600–800 Mann, die eines Ostindienseglers, der so groß war wie ein Kriegsschiff, aus ca. 130 Seeleuten. Am günstigsten gestaltete sich das Verhältnis von Tonnage und Besatzung im Handel mit den nordamerikanischen Tabakkolonien, wo sich im Laufe der Zeit die normale Besatzung eines Zweihundert-Tonnen-Schiffs von zwanzig auf etwa dreizehn Mann verringerte. Man versuchte damit auch dem Problem der Zeit zu begegnen, daß angesichts einer raschen Zunahme der Gesamttonnage aller Schiffe sowohl für die Kriegs- als auch für die Handelsmarine die Zahl der Seeleute knapp wurde.
    Wenn eine umfangreiche funktionsfähige Flotte die unerläßliche Basis für ein maritimes kommerzielles Empire bildet, dann schließt sie notwendig eine Kriegsflotte mit ein, um in der Konkurrenz der europäischen Handels- und Kolonialmächte dem eigenen Handel den nötigen Schutz zu gewährleisten. Und so läßt sich, parallel zur Entstehung und Ausdehnung des Empire, der Aufbau und Ausbau der britischen Kriegsmarine beobachten. Anfangs konnte noch nahezu jedes Schiff als Kriegsschiff eingesetzt werden, gemäß den fließenden Grenzen zwischen Piraterie und Fernhandel zur Zeit Elisabeths I. Als 1588 die spanische Armada besiegt wurde, bestand die englische Flotte z.T. aus privaten Seglern und nur zum Teil aus Schiffen der königlichen Marine, die ansonsten ebenfalls für private Kaperfahrten zur Verfügung standen. Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelte sich aus einer für das Geschäft der Freibeuterei adäquaten Flotte sowohl eine konkurrenzfähige Handelsmarine als auch eine leistungsfähige staatliche Kriegsmarine mit durchaus unterschiedlichen Schiffstypen; für die einen galt es, möglichst viel Ladung zu transportieren, für die anderen, möglichst viele Geschütze im Seegefecht zum Einsatz zu bringen – 1706 lief das erste

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