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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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große Ausnahme blieb allerdings die East India Company, die auf Grund der von ihr in Indien errichteten und unterhaltenen Infrastruktur ihre überragende Bedeutung gegen jede kommerzielle Konkurrenz vorerst behaupten konnte und die zudem den Schwerpunkt ihrer überseeischen Aktivitäten bald in andere Bereiche verlegte. Doch obwohl die Blütezeit der Monopolgesellschaften für den Fernhandel vorüber war, gewann der Überseehandel insgesamt im Kontext der britischen Ökonomie mehr und mehr an Gewicht. Zwar betrug der Anteil britischer Kaufleute am Welthandelsvolumen um 1700 nur ca. 20 %, bedeutsam aber war vor allem sein nachhaltiges Wachstum sowie eine generelle Verlagerung vom traditionellen Europahandel zum interkontinentalen Überseehandel, der schon bald das solide Fundament des älteren Britischen Empires bilden sollte.
    Für das Außenhandelsvolumen des 17. Jahrhunderts liegen keine genauen Zahlen vor, lediglich Steuer- und Zollisten, die weder die schwankenden Marktpreise noch den umfangreichen Schmuggel erfassen, dessen Höhe 1746 im britischen Unterhaus mit einem Gegenwert von 1 Million Pfund beziffert wurde. Dennoch lassen Schätzungen zumindest den allgemeinen Trend deutlich erkennen. Demnach stieg der Warenwert der englischen Importe von knapp einer Million Pfund im Jahre 1600 auf 4,4 Mio. – 1660; 6 Mio. – 1700; 7,8 Mio. – 1750 und 11,2 Mio. im Jahre 1763. Die entsprechenden Zahlen für die englischen Exporte belaufen sich auf 1 Mio – 1600; 4,1 Mio. – 1660; 6,5 Mio. – 1700; 12,7 Mio. – 1750 und 14,7 Mio. – 1763. Um 1700 stammte ungefähr ein Drittel der Importe aus den englischen Kolonien und aus Ostindien; b ei ca. 30 % der Exporte handelte es sich nicht um in England produzierte Güter, sondern um Re-Exporte zumeist aus Übersee importierter Waren. Zudem differierte die Handelsbilanz mit den verschiedenen Partnern in Übersee beträchtlich: Sie gestaltete sich für England im Warenverkehr mit Ost-Indien und den westindischen Besitzungen fast durchweg negativ, positiv hingegen im Handel mit den nordamerikanischen Kolonien. Im Jahr 1750 z.B. betrug der Wert der Importe aus Westindien 1484 Mio. Pfund, der der Exporte in diese Region 449.000; für Indien war das Verhältnis 1,1 Mio. – 585.000 Pfund und für Nordamerika 877.000 – 971.000.
    Wenn der Handel die Basis des älteren Britischen Empire bildete, so schloß er auch die kommerziellen Aktivitäten der amerikanischen, besonders der Neu-England-Kolonien im Norden ein, die frühzeitig ihre negative Handelsbilanz gegenüber dem Mutterland durch Exporte in eigenen Schiffen sowohl nach Südeuropa wie besonders in die britischen Niederlassungen in Westindien auszugleichen trachteten. Im katholischen Spanien bestand eine kontinuierliche Nachfrage nach Fisch, und auf Grund der auf die Produktion von Zucker ausgerichteten Monokultur in Britisch-Westindien mußten dort die Lebensmittel des Alltagsbedarfs, d.h. Getreide und Vieh von Kolonien der amerikanischen Küstenregion, importiert werden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kamen für die mittleren Kolonien wie Pennsylvania und Maryland Südeuropa als wichtiger Absatzmarkt für ihre Agrarprodukte wie Weizen und Mais hinzu. Somit beschränkte sich der Handel des Empire bzw. der Handel im Rahmen des Empire keineswegs auf bilaterale Austauschbeziehungen, sondern bildete ein Netzwerk vielfältiger kommerzieller Verbindungen.
    Einen besonderen Stellenwert innerhalb dieses Beziehungsgeflechts besaß als Teil des umfangreichen lukrativen Handels zwischen England und seinen westindischen Besitzungen seit der Mitte des 17. Jahrhunderts der Sklavenhandel. Auch auf diesem Gebiet waren englische Kaufleute Nachzügler gegenüber ihren Konkurrenten aus Portugal und Holland. Aber seit 1650 begannen sie diese zu überflügeln, und von den insgesamt ca. 7 Millionen Afrikanern, die zwischen 1662 und 1807 zwangsweise nach Amerika verfrachtet wurden, transportierten britische Schiffe ungefähr die Hälfte, eine Zahl übrigens, welche die der europäischen Einwanderer im gleichen Zeitraum um das Dreifache überstieg. Waren es um 1665 noch jährlich 6700, so erhöhte sich diese Rate in den 1760er Jahren auf 42.000. Der Markt für diesen Menschenhandel war vor allem durch den Zuckerrohranbau in Westindien sowie durch den Bedarf der südlichen Küstenkolonien an billigen Arbeitskräften ständig expandiert. Hier entwickelte sich der berüchtigte atlantische Dreieckshandel. Die Schiffe verließen

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