Das Bronze-Bataillon
hört mal!«, fuhr der Private dann fort, die Stimme leicht angehoben, um die Gespräche der anderen und das Klappern der Ausrüstungsgegenstände zu übertönen. »Mäuschen ist hier! Nicht, dass hier irgendjemand Schweinereien anfängt, klar?«
Ein weiblicher Corporal schlängelte sich an dem Kammerdiener mittleren Alters vorbei und streifte dabei aufreizend ihre Ausgehuniform ab. »Mäuschen, oh, die mag ich! Mäuschen hab ich zum Fressen gern!«
»›Knabber an den Zehchen, mag von deren Süße schwärm‹!«, fiel der Rest des Zuges im Chor ein.
Matsugae zog nur die Nase hoch und machte sich wieder daran, die Koffer des Prinzen auszupacken. Seine Hoheit sollte sich zum Dinner schließlich von seiner besten Seite zeigen.
»Ich werde doch kein Dinner in dieser verdammten Offiziersmesse einnehmen!«, platzte Roger gereizt heraus und zerrte an einer Haarsträhne. Er wusste, dass er sich wie ein verzogenes Blag verhielt, und genau das trieb ihn, wie stets, in den Wahnsinn. Natürlich schien die ganze Lage ausdrücklich darauf angelegt zu sein, ihn in den Wahnsinn zu treiben, so jedenfalls schoss ihm als erstes ein verbitterter Gedanke durch den Kopf, und er ballte die Hände zu Fäusten, bis seine Fingerknöchel weiß hervortraten und seine Unterarme zitterten.
»Ich werde da nicht hingehen!«, wiederholte er starrsinnig.
Dank ihrer langen Erfahrung wusste Eleanora, dass es meistens verlorene Liebesmühe war, mit ihm diskutieren zu wollen; doch in seltenen Fällen, wenn man sich darauf einließ, den Grund für sein Schmollen zu finden, konnte man das Ganze beenden. In seltenen Fällen. In sehr seltenen Fällen.
»Roger«, begann sie ruhig, »wenn Sie nicht am ersten Abend das Captains-Dinner in der Offiziersmesse mit allen zusammen einnehmen, dann ist das ein Schlag ins Gesicht für diesen Captain Krasnitsky und seine Offiziere …«
»Ich gehe da nicht hin!«, brüllte er, und dann, fast konnte man es beobachten, fand er wenigstens einen Teil seiner Beherrschung wieder. Er zitterte jetzt am ganzen Leib, und die winzige Kabine schien zu klein für seinen Zorn und seine Frustration. Es war die Kajüte des Captains, die beste des ganzen Schiffs; doch verglichen mit dem Palast, oder auch nur den prächtigen Schiffen der Kaiserlichen Flotte, auf denen Roger bisher zu reisen pflegte, war diese Kabine nicht größer als ein Wandschrank.
Er holte tief Luft, was ihn ein wenig zu beruhigen schien, und zuckte die Achseln.
»Also gut, ich benehme mich idiotisch. Aber ich gehe trotzdem nicht zu diesem Dinner. Lassen Sie sich eine Ausrede einfallen!«, fuhr er dann fort und grinste plötzlich geradezu lausbübisch. »Darin sind Sie wirklich prima!«
Wütend schüttelte Eleanora den Kopf, dennoch musste sie dieses Grinsen erwidern. Manchmal konnte Roger einfach entwaffnend charmant sein.
»Also gut, Euer Hoheit. Wir sehen uns morgen Früh.«
Mit einem einzigen Schritt rückwärts erreichte sie die Luke, öffnete sie und verließ die Kabine. Und hätte beinahe Kostas Matsugae über den Haufen gerannt.
»Guten Abend, Ma'am«, grüßte der Kammerdiener und sprang behände zur Seite, obwohl beide Arme mit Kleidung und anderen Besitztümern den Prinzen beladen waren. Dann musste er erneut ausweichen, um nicht gegen einen Marine zu prallen, der vor der Tür Wache stand, doch die Soldatin blieb völlig ausdrucks- und reglos.
Jegliche Belustigung, die sie vielleicht darüber hätte empfinden können, wie hektisch dieser Kammerdiener umhersprang, wurde sofort mit eiserner Disziplin unterdrückt. Die Mitglieder der Garde waren dafür bekannt, nahezu alles nur Erdenkliche reglos und mit unbewegter Miene durchstehen zu können. Gelegentlich hielten sie sogar Wettkämpfe darin ab, wer die größte Ausdauer und den größten Gleichmut besaß. Der letzte Sergeant Major des Gold-Bataillons hielt den derzeitigen Ausdauerrekord: dreiundneunzig Stunden ›Stillgestanden‹, ohne zu essen, zu trinken, zu schlafen oder auf Toilette zu gehen. Letzteres, so gab er zu, war das Schlimmste daran gewesen.
Dehydrierung und die Ansammlung von Toxinen hatte ihn schließlich zusammenbrechen lassen.
»Guten Abend, Matsugae«, erwiderte Eleanora den Gruß und unterdrückte ein Grinsen. Es fiel ihr nicht leicht, denn dieser aufgeregte kleine Kammerdiener war so sehr mit Kleidung beladen, dass es fast unmöglich war, ihn unter dem Stapel, den er sich aufgeladen hatte, überhaupt noch zu erkennen. »Ich bedauere sagen zu müssen, dass unser Prinz
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