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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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Mendjelejew selbst mit voller Treffsicherheit. Die Grundstoffe mit den Atomgewichten 44, 70 und 72 waren damals, als die Tafel zuerst angeordnet wurde, noch unbekannt. Mendjelejew wies auf die Notwendigkeit ihrer Existenz hin und sagte nicht nur alle ihre Eigenschaften voraus, sondern auch diejenigen ihrer chemischen Verbindungen mit anderen Grundstoffen. Im Verlauf einiger Jahre wurden tatsächlich die vorausgesagten Elemente mit allen prophezeiten Eigenschaften gefunden. Wir kennen sie heute als Scandium, Gallium und Germanium.
    Und gleichzeitig bietet diese Wundertafel die schärfste Kontrolle für sich selbst und für den Entdecker. Ist das Neuentdeckte wirklich elementar, nicht zusammengesetzt, so muß der neue Stoff ein Atomgewicht ergeben, das einem noch freien Platz auf der Tafel entspricht. Diese Probe hat auch das Radium vollkommen bestanden; es paßte mit seinem Atomgewicht von 226 genau an die Stelle, die ihm die Zahl in der Tabelle anwies.
    Diese Tafel deckt sich von selbst wie das märchenhafte «Tischlein deck' dich«. Nur daß seine Zauberformel anders lautet: »Substanz – entdeck' dich!«

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166. Flüssige Luft
    Quelle: Dr. Paul Köthner: »Aus der Chemie des Ungreifbaren«. Verlag von A. W. Zickfeld, Osterwieck-Harz.
    Es ist ein höchst eigenartiger Körper den man erhält, wenn man die atmosphärische Luft nach dem Verfahren des Professors von Linde verflüssigt. Diese Flüssigkeit sieht milchig getrübt aus, weil Teilchen fester Kohlensäure darin enthalten sind. Filtriert man die Kohlensäure ab, so erhält man eine schwach bläuliche Flüssigkeit. Sie siedet schon bei einer Temperatur von -193 Grad. Gießt man flüssige Luft in einen Becher aus Blei, so sieht man sie zunächst auf einer selbst erzeugten Dampfschicht hin und her tanzen, ohne den Becher zu benetzen. ( Leidenfrostsches Phänomen .) Erst wenn das Blei auf -193 Grad abgekühlt ist, wird es von der Flüssigkeit benetzt. Das so tief abgekühlte Blei gibt beim Anschlagen einen Klang wie eine silberne Glocke.
    Ein glimmender Spahn brennt, wenn man ihn in flüssige Luft taucht, hell auf. Alkohol, der »schon« bei -112 Grad erstarrt, wird in flüssiger Luft sofort zäh und dickflüssig und schließlich klingend hart wie Glas. Ein weicher Gummischlauch wird so hart, daß man ihn mit einem Hammer in Stücke schlagen kann. Die Splitter werden, wenn sie wieder gewöhnliche Temperatur angenommen haben, von neuem vollkommen elastisch. Ein mit flüssiger Luft durchtränkter und mit Kohlepulver durchstäubter Wattebausch brennt nach dem Anzünden wie Schießbaumwolle; er läßt sich durch Knallquecksilber zur Explosion bringen. Mit seinem Kohlenpulver durchmischte flüssige Luft wird daher heute schon häufig als Sprengstoff benutzt.
    Die Luft läßt sich ferner auch in den dritten Aggregatzustand überführen. Wie andere feste Gase, von denen feste Kohlensäure wohl das bekannteste ist, gibt es auch feste Luft .

167. Aus der Luft gegriffen
    Quelle: Dr. Paul Köthner: »Aus der Chemie des Ungreifbaren«. Verlag von A. W. Zickfeld, Osterwieck-Harz.
    Hunderttausende von Jahren atmet vermutlich die Menschheit schon die Luft der Erde. Aber erst in den allerletzten Jahrzehnten ist dieses wunderbare Gasmeer, von dem wir alle umgeben sind, das unser Leben erst ermöglicht, ganz erforscht worden.
    Den früheren Jahrhunderten war die Luft kein Problem gewesen. Man hielt sie für ein einfaches Element gleich dem Wasser, dem Feuer, der Erde. Erst im siebzehnten Jahrhundert wies der große Brüsseler Arzt und Alchimist van Helmont darauf hin, daß die Luft aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt sein müsse und noch viel später, 1774 erst, gelang Priestley und Scheele der 229 Nachweis, daß die Bestandteile der Luft Sauerstoff und Stickstoff seien. Bald waren diese Entdeckungen nun Gemeingut der ganzen wissenschaftlichen Welt. Man fand dann bei genaueren Untersuchungen noch, daß die Luft außer den beiden Hauptgasen geringe Beimengungen von Kohlensäure und Wasserdampf enthalte, aber die Kenntnis von der physikalischen und chemischen Zusammensetzung der Luft hielt man schon im vorletzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts für abgeschlossen.
    Da geschah etwas Unerwartetes. 1894 fanden die englischen Forscher Rayleigh und Ramsay mit Hilfe der Spektralanalyse ein neues Element in der Luft. Sie nannten es Argon , das Träge, weil es mit keinem der bekannten Stoffe Verbindungen eingeht. Es ist auch für keinen unserer Sinne wahrnehmbar. Seine

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