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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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der Luft ist sehr wechselnd. Aitken fand in freier Luft bei Regen in einem Kubikzentimeter 32 000 Staubteilchen, bei schönem Wetter 130 000, in Zimmerluft 1 860 000, an der Zimmerdecke 5 420 000, aber auf dem Gipfel des Rigi nur 210 Staubteilchen in der gleichen Luftmenge.

170. Das ewige Pendel
    Man legt eine Kugel auf eine feste, ebene, vollkommen wagerechte Unterlage, etwa auf einen ideal gearbeiteten Marmortisch, nahe am Rand. Was wird die Kugel beginnen?
    233 Allgemeine Antwort: sie wird ruhig liegen bleiben. Widerlegung durch das Wunderbare: die Kugel fängt an sich zu bewegen, verfolgt langsam, dann geschwinder eine gradlinige Bahn, kehrt wieder um und setzt diese pendelnde Bewegung bis in alle Ewigkeit fort. Sie kommt nie wieder zur Ruhe.
    Zur Erklärung diene folgendes. Was wir landläufig eine Ebene nennen, ist in Wirklichkeit Teil einer Kugelfläche von äußerst geringer Krümmung, entsprechend den Ausmaßen unserer Erde, deren Wölbung wir ja auch nicht direkt wahrnehmen. Ein mathematisch ebener Marmortisch wird mithin eine von der Kugelfläche abweichende Figur zeigen, und das Experiment gewinnt sonach, in Vergrößerung, nachstehende Form:

    Die auf die Platte gelegte Kugel unterliegt der Schwerkraft in Richtung der punktierten Linie, die sie nach dem Mittelpunkt der Erde zieht. Da sie aber diesem Zuge nicht zu folgen vermag – daran hindert sie die starre Unterlage – so verwandelt sich der Antrieb nach einem Grundgesetz der Mechanik in einen horizontalen: die Kugel in a folgt der Richtung des Pfeils, erreicht im Mittelpunkt des Tischs eine Gleichgewichtslage, schießt aber infolge der erlangten Beschleunigung darüber hinaus bis zum entsprechenden Punkt b, beginnt dort ihr Spiel von neuem in umgekehrter Richtung und pendelt so fort als das denkbar einfachste
Perpetuum mobile
.
    Die Dauer eines Hin und Herwegs beträgt etwa 2½ Stunden, ganz unabhängig von der Größe der Platte und der Länge der Wanderung.
    Außer der mathematisch genauen Ebene wird natürlich vollkommene Reibungslosigkeit vorausgesetzt; der Kugel dürfte sich auch kein Luftwiderstand entgegenstellen. Da diese Bedingungen nicht zu verwirklichen sind, so läßt sich das Experiment in der Praxis niemals anstellen. Aber für die reine Anschauung behält es als ein Muster ewiger Bewegung seine Gültigkeit.

171. Das Kanalpendel
    Als ein Seitenstück zur schwingenden Kugel auf der Idealebene (siehe den vorhergehenden Abschnitt) stellt sich ein anderes Pendel ohne Faden und ohne Aufhängungspunkt dar.
    234 Will man es herstellen, so muß man einen Schacht bohren, geradlinig bis zum Erdmittelpunkt und darüber hinaus bis zur Gegenseite unseres Erdglobus. Jeder in diesen Schacht fallende Schwerkörper wird dann zum Kanalpendel. Er fällt mit wachsender Geschwindigkeit hinab, steigt dann verzögert wieder aufwärts bis zum Tageslicht der entgegengesetzten, der Antipoden-Seite, kehrt alsdann um und wiederholt diese Bewegung bis ins Unendliche.
    An dem Erfolg dieses Pendelexperiments läßt sich nicht zweifeln. Aber die Vorbereitung muß doch als recht schwierig und umständlich bezeichnet werden.

172. Die Augen-Orgel
    Quelle: Alexander Moszkowski: »Die Kunst in tausend Jahren«. Verlegt bei Alfred Kröner, Berlin, 1910.
    Die Schwingungszahlen von 32 bis 32000 in der Sekunde bezeichnen das Reich der Töne. Von hier aus bis zu den Erscheinungen des Lichts klafft eine ungeheure Lücke, denn die am langsamsten schwingende Farbe, das Rot beginnt bei etwa 400 Billionen Schwingungen. Am Ende der Reihe im Farbenspektrum liegt das Violett mit etwa 800 Billionen Schwingungen, sodaß sich die Skala der sichtbaren Farben im Raum einer einzigen Oktave abspielt.
    Man hat oft versucht in dieser Oktave einen Wechsel der Farben zu erzeugen, um dadurch künstlerische Reizungen nach Art der musikalischen hervorzurufen. Und wie in allen Kunstangelegenheiten ist auch in der Darstellung der Farbenakkorde die Praxis der Theorie vorangeeilt.
    Schon im Jahre 1725 verfertigte der Pariser Jesuit Castel eine »Augen-Orgel«, auf der kombinierte Farben durch einen Tastenmechanismus angeschlagen wurden. Der beabsichtigte Kunsteffekt wollte sich allerdings nicht einstellen. Auch dem verbesserten Farbenklavier von Rueta ist es nicht gelungen, die farbigen Akkorde im Raum zu einer sinnlich erfaßbaren, in der Zeit fortschreitenden Melodie umzubilden. Indes mehrt sich die Zahl der Beurteiler, die hierfür nur die mangelhafte Konstruktion des Apparats

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