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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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die periodischen Tage« in den »Braunschweiger Neuesten Nachrichten« vom 15.1.1914, »Das Jahr im Lebendigen« im »Berliner Börsen-Courier« vom 25.12.1915, »Schöpferische Tage« in der «Vossischen Zeitung« vom 13.2.1916. Z.
    Der bedeutende Berliner Biologe und Arzt Dr. Wilhelm Fließ hat in dem großen Werk »Der Ablauf des Lebens« die Ergebnisse der Forschungen niedergelegt, denen er seine Lebensarbeit gewidmet hat. Fließ stellt hierin die mit einem imposanten wissenschaftlichen Rüstzeug verteidigte Theorie auf, daß unser Dasein in seinem Auf und Ab nicht einen unregelmäßigen Verlauf nimmt, sondern durch ganz bestimmte Rhythmen beherrscht wird. Die Perioden von 23 und 28 Tagen sind es nach Fließ, die, miteinander verkettet, unser Leben beherrschen; sie sind Äußerungen der männlichen und der weiblichen Substanzen, aus denen unser Körper aufgebaut ist.
    „Durch alles Leben geht, so schreibt Fließ, derselbe Doppeltakt, der Rhythmus von 23 und 28 Tagen, nach dessen Ablauf sich der Leib verändert. Und zwar deshalb plötzlich verändert, weil die 23 und 28 Tage plötzlich aus sind. Dieser Rhythmus hat sich so lange seiner Entdeckung entzogen, weil die beiden Perioden sich ineinander verschlingen, sodaß scheinbar unregelmäßige Intervalle die Folge sind.
    Man denke sich zwei Uhren mit ungleicher Stundenlänge. Jede soll schlagen, wenn der Zeiger das Zifferblatt durchlaufen hat. Sie haben im selben Augenblick ihren Gang angefangen, aber wie ungleich sind die Zwischenräume zwischen den Schlagzeiten! Kennt man nicht die ursprünglichen Stundenlängen, so wird man niemals glauben, daß hier dennoch eine Regelmäßigkeit vorliegt.
    Der zusammengesetzte Klang besteht aus Elementartönen, deren jeder völlig gleichmäßige Schwingungen von ganz konstanter Dauer hat. Indem diese Grundtöne sich mischen, geben sie einen scheinbar unregelmäßigen Verlauf der 41 Schwingungskurve. Ebenso scheinbar nur ist die Ungleichförmigkeit im Ablauf des Lebens. Und wie die physikalische Analyse eines Helmholtz die wirre Form jener Klangkurven in die edle Linie der einfachen Töne aufgelöst hat, so hat auch die biologische Analyse zu zeigen vermocht, daß zwei einfache Grundperioden die ganze Mannigfaltigkeit im Lebenslauf decken.
    Vor einigen Jahren ging die Nachricht von einem 552-Stunden-Schlaf durch die Blätter. Die Fliegerin Mrs. Stocks war auf dem Flugplatz von Hendon abgestürzt. Weder sie noch ihr Partner waren dabei sichtbar beschädigt. Der Partner blieb auch wohl. Sie aber verfiel alsbald in einen Schlaf, der nach 552 Stunden ebenso plötzlich aufhörte, wie er eingetreten war. Niemand hat gefragt, warum der Schlaf gerade 552 Stunden gewährt habe, d. h. genaue 23 Tage. Und doch liegt eben in dieser Zeitbestimmung die Erklärung des ganzen Phänomens.
    Da sehe ich in des Dichters Otto Ludwig Tagebuch, daß seine schweren rheumatischen Anfälle im Jahre 1840 am 11. und 22. Mai gekommen seien. Am 3. Juni hat dann die erste Besserung eingesetzt, und am 19. Juni hat er die Krücken wieder entbehren können. Die Distanzen dieser Daten sind nicht gleichmäßig, denn sie betragen 11, 12, 16 Tage. Aber die Harmonie klingt, wenn wir hören, daß vom ersten Anfall (11. Mai) bis zur ersten Besserung (3. Juni) genau 23 Tage verflossen sind, und vom zweiten Anfall (22. Mai) bis zur weiteren Besserung (19. Juni) ebenso genaue 28 Tage.
    In unserem Organismus laufen also zwei Perioden von verschiedenem Ausmaß ab. Jedesmal wenn eine der beiden Lebensuhren schlägt, wenn also in Wirklichkeit eine der beiden Perioden abgelaufen ist, ändert sich unser Leib. Eine Mutter schenkt dann ihrem Kind das Leben. Bei einem anderen Schlag bricht der erste Zahn des Säuglings durch, und die Stunde, wo der erste Sprachlaut geboren wird, gibt unsere Uhr ebenso sicher an, wie die, in der wir die ersten selbständigen Schritte in die Welt tun. Nicht zufällig, nicht irgendwann geschieht das alles, sondern zu seiner Zeit, fest bestimmt und vorgesehen.
    Aber dieselben Uhren regeln auch das Leben des Tiers und der Pflanze. Wann die erste Knospenspitze erscheint, wann die Blüte sich öffnet und wann sie abfällt, unterliegt der gleichen Bestimmung unserer periodischen Tage. Auch die niedrigsten Organismen, die Bakterien, sind ihr unterworfen.
    Der französische Gelehrte Munz hat beobachtet, daß das Dampfen der Erdschollen um Paris vom 28. März bis 25. April – also genau 28 Tage – dauerte. Dieses Dampfen, das ganz

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