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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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plötzlich und unvorbereitet eintritt, und das er »das Erwachen der Erde« nennt, wird durch den Lebensprozeß von salpeterbildenden Bakterien hervorgerufen. Sie beginnen ihre Tätigkeit von 42 innen heraus. Keine zufälligen äußeren Temperaturverhältnisse sind da im Spiel. Denn auch die im Winter ausgehobenen und dann bei einer gleichmäßigen Wärme im Schrank aufbewahrten Erdschollen erwachten ebenso plötzlich und an demselben Tag wie die Erde draußen und hörten erst mit ihr zu dampfen auf.
    Es sind drei Charakteristika, die wir herausheben wollen. Erstens, daß die periodischen Änderungen plötzlich auftreten, zweitens, daß den Tagen des periodischen Mißbefindens ein Tag erhöhten Wohlseins voraufgeht. Und drittens, daß die periodischen Tage nicht den Einzelnen allein treffen, sondern immer zugleich mehrere nahe Blutsverwandte.
    Wir haben von Otto Ludwigs Anfällen gesprochen. Das Wort Anfall drückt schon die Plötzlichkeit aus. Schlaganfall, Krampfanfall, Schmerzanfall sind uns geläufig. Indes wir haben kaum darüber nachgedacht, warum wir überhaupt so plötzlich krank werden können. Ist aber die Zeit von 23 oder 28 Tagen nicht plötzlich aus? Erst wenn die letzte Minute abgelaufen ist, kommt die Änderung, mag sie nun Krankheit oder Gesundung heißen, einen Aufstieg oder Abstieg bedeuten. Ein Kind z. B. macht plötzlich die ersten Schritte. Es lernt nicht ganz allmählich gehen. Wohl aber gibt es nach einer Zeit des Stillstands den weiteren Fortschritt, daß zu den ersten drei Schritten nicht ein vierter kommt, sondern ein freies Laufen durch den ganzen Korridor. Man beobachte nur die Entwicklung des Kinds, und man wird erstaunt sein, zu sehen, wie plötzlich und fertig alles neue Können geboren wird.
    Nicht nur vom Anfall sprechen wir, sondern auch vom Einfall. Denn auch die erlösenden Gedanken kommen plötzlich. Und es hat Wissenschaftler und Künstler immer in Erstaunen gesetzt, wie plötzlich ihnen die guten Ideen eingegeben werden. Oft, nachdem sie sich lange und vergeblich um die Lösungen bemüht und vielleicht schon resigniert hatten.
    Archimedes hatte wochenlang erfolglos darüber gegrübelt, wie er das Volumen von Hieros Krone bestimmen könne. Denn ohne diese Kenntnis vermochte er nicht anzugeben, wieviel Gold und Silber sie enthalte. Plötzlich eines Morgens springt er aus dem Bad. Heureka, ich hab's! Leider kennen wir das Datum jenes Morgens nicht. Aber wir dürfen getrost auf einen periodischen Tag schließen.
    Vom Mathematiker Gauß wissen wir den Tag, wo er morgens 7 Uhr aus dem Bett stieg und das lange gesuchte Induktionsgesetz hatte. Und das war wirklich ein periodischer Tag, denn 262 mal 28 Tage später ist Gauß gestorben. Und Franz Schubert starb 208 mal 23 Tage nach seinem berühmten, fruchtbaren 15. Oktober des begnadeten Schaffensjahrs 1815. Bei Gauß sehen wir die 28tägige, bei Schubert die 23tägige Periode am Werk.
    43 Ist denn auch der Tod an einen periodischen Tag gebunden? Gewiß: »Schnell tritt der Tod den Menschen an.« Häufig aus voller Gesundheit heraus. Ein »Schlag« endigt dann unser Leben. Und auch, wenn es das Ende einer Krankheit ist, kommt doch die letzte Todesveränderung plötzlich. Der Tod hat im Dasein einen ebenso festen Platz wie die Geburt. Und was zwischen diesen beiden Pforten des Lebens liegt, sind die einzelnen Schübe des Werdens und Vergehens an den periodischen Tagen.
    Gewöhnlich befinden wir uns nicht besonders wohl an ihnen. Nicht im Vollbesitz unserer Spannkraft. Weil bei Frau Stocks gerade ein periodischer Tag begann, ist sie gestürzt. Zu anderer Zeit hätte der Schock bei ihr nicht gleich einen krankhaften Schlaf ausgelöst. Und der Schlaf hätte sonst auch nicht bis auf die Stunde genau 23 Tage gedauert. Zu den periodischen Zeiten sind wir ungeschickter als sonst. Keine Willenskraft und kein Training können daran etwas ändern. Desto aufmerksamer werden Sportsleute auf ihre Tage zu achten haben und besondere Leistungen an ihnen vermeiden. Die Zahl der Unfälle wird sinken, sobald die Kenntnis ins praktische Leben übertragen sein wird.
    Und solchen Unglückstagen gehen ganz regelmäßig besondere gute voraus. »Wenn dem Esel zu wohl ist, dann geht er aufs Eis.« Hast Du, mein lieber Leser, Dir schon einmal überlegt, wie tiefsinnig der Spruch ist? Weißt Du, daß vor dem schlimmen Tag immer ein schöner ist, der Tag gesteigerten Wohlseins? Warum will der Volksmund nicht, daß man sein Wohlsein rühmt? Weil das Volk weiß,

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