Das Buch Der 1000 Wunder
Professor Penzig in Genua erblickt hat, und die auch in meiner Sitzung über dem Kopf der Palladino zu sehen war. Sie hebt einfach ihre rechte Hand ganz frech über ihren Kopf in die Höhe, und dies wird als Geisterhand angesehen. Ich habe trotz der neun Zehntel Dunkel deutlich die Bewegungen gesehen, als sie den rechten Arm hochhob.”
Dr. Moll schließt seine Abhandlung mit folgenden Worten:
„Obwohl ich mich seit etwa siebzehn Jahren mit dem Spiritismus beschäftigt habe und dabei immer mehr zu der Überzeugung gekommen bin, daß es sich bei den Vorführungen der Medien im wesentlichen um absichtliche Betrügereien handelt, war ich doch etwas stutzig geworden, als man mir von den Wundern erzählte, die sich bei der Palladino begäben, und man mir die großen Gelehrten nannte, die zu den gläubigen Anhängern dieser Frau gehören. Als ich aber meine Sitzung mit ihr unter verhältnismäßig günstigen Bedingungen hielt, da blieb für mich als Wunder nur eines übrig, nämlich der Umstand, daß große Gelehrte solch frechen, durchsichtigen Schwindel auf eine unbekannte Kraft zurückführen.”
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118. Abila, die Befeuchtete
Ein rasch zerstörtes Wunder zeigte sich in einer spiritistischen Sitzung, die im Jahre 1892 in Berlin stattfand. Es war damals ein gewisser Pinkert aufgetaucht, der als das größte Materialisationsmedium Deutschlands bezeichnet wurde, d. h. als ein Medium, durch das Geistererscheinungen in ganz besonders prägnanter Form hervorgebracht werden sollten. In einer der Sitzungen, welcher Dr. Albert Moll beiwohnte, erschienen in dem stark verdunkelten Raum bald ein Geist, bald zwei. Das Medium saß hinter einem Vorhang, davor das Publikum, in der ersten Reihe die Spiritisten, die mit ihren Händen eine Kette bildeten.
Pinkert verfiel angeblich in den sogenannten Trancezustand, und bald redete der Geist Bruder Martin, ein Tiroler, der vor wenigen Jahren seinen Tod durch Sturz vom Felsen gefunden haben sollte. Der Tiroler sprach aber im gemütlichen sächsischen Dialekt, was wohl damit zusammenhing, das Pinkert aus Zwickau stammte. Es wurde auch gleich von dem Geist angedeutet, daß das Medium Pinkert guten Wein trinken und Zigarren rauchen dürfe.
Dann erschienen vor dem Vorhang im stark verdunkelten Raum zwei Geister, die Abila und Meta genannt wurden und weiße Farbe hatten, wobei der Kopf durch den Halseinschnitt deutlich vom sonstigen Körper getrennt war. Durch Gespräche und Gebärden manifestierten sie sich. Diese Gelegenheit benutzte Dr. Albert Moll damals, um eine mit Fuchsinlösung gefüllte Spritze auf den Geist Abila zu entleeren. Kaum einer der Anwesenden hatte etwas bemerkt, nur das Medium sprach davon, daß etwas feucht sei. Nach der Sitzung fand eine Untersuchung Pinkerts statt, gegen die sich dieser allerdings sehr stark sträubte. Aber es nutzte nichts, und es wurde aus seiner einen Hosentasche durch Dr. Moll ein großer weißer Gazelappen herausgeholt, der stark mit Fuchsinlösung durchtränkt war. Daß der Gazelappen zur Darstellung der Geister in dem stark verdunkelten Raum benutzt worden waren, kann wohl nach diesem Resultat nicht zweifelhaft sein.
119. Selbstbetrug in Trance
Quelle: E. d'Espérance: »Im Reich der Schatten, Licht aus dem Jenseits«. Verlag der Hofbuchhandlung von Karl Siegismund, Berlin, 1901. Z.
Wenn auch keine einzige der vielen in spiritistischen Schriften geschilderten Geistererscheinungen als wissenschaftlich festgestellt gelten kann, so ist es doch nicht immer notwendig, einen absichtlichen Betrug durch das Medium anzunehmen. Meistens wird wohl ein solcher stattfinden, wie die vielen Entlarvungen beweisen, 163 aber es kann auch vorkommen, daß das Medium in gutem Glauben handelt. Befindet es sich doch oft genug während der Sitzungen in einem ganz abnormen Geisteszustand, in einer Selbsthypnose, während der jede Trugvorstellung möglich ist.
Über die Gefühle eines Mediums während des Trance sind wir ganz vorzüglich durch ein eigenartiges Buch unterrichtet, das schon vorher einmal erwähnt wurde (Abschnitt 113). Es ist die Selbstbiographie eines sehr bedeutenden Materialisationsmediums, der Frau E. d'Espérance , betitelt »Im Reich der Schatten«. Nach der ganzen Schilderung kann man nicht daran zweifeln, daß Frau d'Espérance an die Tatsächlichkeit der Geistererscheinungen geglaubt hat, und doch hat sie die Geister selbst gespielt, wie sie in ihrer Schrift, wenn auch indirekt, ganz deutlich erkennen läßt.
In den Sitzungen erschien
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