Das Buch Der 1000 Wunder
Übereinkommen an, daß die unbekannte Ursache weniger Licht verlange. . . . Die Kerzen wurden ausgelöscht, die Lampe kleiner geschraubt, aber es blieb genügend hell, und man konnte deutlich alles sehen, was im Salon vorging. Der einfüßige Tisch, den ich aufgehoben und zur Seite gestellt hatte, näherte sich dem Tisch und versuchte zu mehreren Malen, auf diesen zu steigen. Ich stützte mich auf ihn, um ihn niederzuhalten, aber ich fühlte einen so starken elastischen Widerstand, daß es mir nicht gelang. Der freie Rand des einfüßigen Tischs legte sich über den Rand des andern; da er aber durch den dreibeinigen Fuß zurückgehalten wurde, gelang es ihm nicht, genügend wegzurücken, um über ihn zu steigen. . . .
Fünf neue Schläge verlangten noch weniger Licht. Die Lampe wird fast vollständig tiefgeschraubt, aber nicht ausgelöscht. Die Augen, die sich an das Halbdunkel gewöhnten, konnten noch deutlich genug sehen, was vorging. Der Vorhang blähte sich von neuem auf, und ich fühlte mich durch den Stoff hindurch wie von einer geballten Faust berührt. Der Stuhl in dem Kabinett, auf dem eine Musikdose und ein Glöcklein lagen, bewegte sich heftig, und diese Gegenstände fielen zur Erde.
Da das Medium noch weniger Licht verlangte, stellte man eine rote Photographenlaterne auf das Klavier und löschte die Lampe aus.
Die genaue Kontrolle setzte nicht aus. Das Medium überließ sich ihr übrigens mit der größten Bereitwilligkeit.
Die Musikdose spielte mit Unterbrechungen einige Melodien hinter dem Vorhang, als ob sie von einer Hand gedreht würde, ungefähr eine Minute lang. Der Vorhang bewegte sich wieder gegen mich und eine starke Hand faßte mich am Arm. Sofort streckte ich den Arm aus, um die Hand zu packen, aber ich griff ins Leere. Nun nahm ich beide Beine des Mediums zwischen die meinen und hielt seine linke Hand in meiner Rechten fest gepackt. Auf der andren Seite wurde seine Rechte sehr stark in Herrn de Fontenays linker Hand gehalten. 159 Nun führte Eusapia dessen Hand gegen meine Wange und ahmte mit dem Finger des Herrn de Fontenay die Bewegung einer kleinen Kurbel nach, die gedreht wird. Die Musikdose, die durch eine Kurbel in Bewegung zu setzen war, spielte gleichzeitig hinter dem Vorhang und zwar in ganz und gar demselben Zeitmaß. Wenn Eusapias Hand stillhielt, hörte auch die Musik auf. Alle Bewegungen stimmten überein, wie bei einem Morseschen Telegraphen. . . .
Der einfüßige Tisch, der . . . . zur Linken des Mediums aufgestellt worden war, näherte sich dem Tisch, erstieg ihn vollständig und ließ sich quer auf ihm nieder. Dann hörte man die Gitarre, welche im Kabinett war, sich bewegen und einige Töne von sich geben. Der Vorhang blähte sich auf, die Gitarre wurde auf den Tisch gebracht und an die Schulter des Herrn de Fontenay gelehnt. Darauf lag sie auf einmal auf dem Tisch, mit dem breiten Ende gegen das Medium, erhob sich dann und spazierte über die Köpfe der Anwesenden hinweg, ohne sie zu berühren. Sie gab mehrere Töne von sich. Das Phänomen dauerte ungefähr fünfzehn Sekunden. Man sah ganz deutlich die Gitarre schweben und den Widerschein der roten Lampe über ihr glänzendes Holz gleiten.” (Siehe auch den folgenden Abschnitt.)
117. Die Tricks der Eusapia Palladino
Quelle: Dr. Albert Moll in der »Deutschen Medizinischen Wochenschrift«, 1903. Z.
Flammarion hat die im vorigen Abschnitt geschilderten Vorgänge gläubig und als spiritistische Tatsachen hingenommen. Ganz anders denkt darüber der schon öfter zitierte Psychiater Albert Moll, der über Eusapia Palladino folgendermaßen urteilt.
„Das Programm dieser Frau ist sehr eintönig. Die Teilnehmer sitzen um einen Tisch herum, die Palladino unmittelbar vor einer Portiere, die ihr vielfach als Deckung dient. Jede Sitzung zerfällt in zwei Teile. Der erste findet bei hellem Licht statt; es erfolgen nun allerlei Bewegungen des Tischs, anscheinend ohne Zutun der Frau Palladino und der anderen Teilnehmer. Dann beginnt der zweite Teil; er findet bei ganz schwacher Beleuchtung statt. Dabei wird je eine Hand der Eusapia von der entsprechenden Hand des Nachbars berührt; desgleichen der linke Fuß Eusapias von dem rechten Fuß des linken Nachbars und der rechte Fuß Eusapias von dem linken Fuß des rechten Nachbars. Entweder setzt der Nachbar den entsprechenden Fuß auf den der Palladino, oder diese setzt ihren entsprechenden Fuß auf den des Nachbars, oder es findet auch ein Aneinanderstellen statt.
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