Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung
was Raven angeht, wundert sich keiner von uns. Sie verbraucht die Typen wie Kleenex.«
»Oh, du wohl nicht«, neckte ich sie, was sie mir mit einer weiteren Weintraube dankte, die mich am Arm traf.
»Hey, Chris und ich sind inzwischen seit drei Monaten zusammen«, sagte Bree.
»Und?«, wollte Robbie wissen.
In ihrer Miene spiegelte sich eine Mischung aus
Selbstgerechtigkeit und reuiger Verlegenheit wider. »Er nervt mich ein bisschen«, räumte sie ein.
Tam und ich lachten, und Robbie schnaubte.
»Ich glaube, du bist nur wählerisch«, meinte Robbie.
Mein Vater kam zurück in die Küche, holte sich einen Stift aus dem Stiftebecher und verließ uns wieder.
»Okay«, meinte Bree und öffnete die Hintertür. »Ich gehe besser nach Hause, bevor Chris ausflippt.« Sie verzog das Gesicht. »Wo warst du?«, äffte sie ihn mit tiefer Stimme nach, verdrehte die Augen und ging. Kurz darauf hörten wir ihren temperamentvollen BMW, genannt Breezy , anfahren und die Straße hinunterbrettern.
»Armer Chris«, befand Tamara. Ihr lockiges braunes Haar löste sich aus ihrem Stirnband und sie schob es geschickt wieder darunter.
»Ich glaube, seine Tage sind gezählt«, sagte Robbie und trank einen Schluck Cola.
Ich holte eine Tüte Salat heraus und riss sie mit den Zähnen auf. »Also, er hat sich länger gehalten als die meisten.«
Tam nickte. »Könnte ein Rekord sein.«
Die Hintertür flog auf, und meine Mutter wankte herein, die Arme voller Akten, Broschüren und Immobilienschilder. Ihre Jacke war zerknittert und hatte auf der Tasche einen Kaffeefleck. Ich nahm ihr das Zeug aus den Händen und lud es auf dem Küchentisch ab.
»Maria, Mutter Gottes«, murmelte meine Mutter. »Was für ein Tag. Hi, Tamara, Liebes. Hey, Robbie. Wie geht’s euch? Wie läuft’s in der Schule?«
»Gut, danke, Mrs Rowlands«, antwortete Robbie.
»Und bei Ihnen?«, fragte Tamara. »Sie sehen aus, als hätten Sie einen harten Tag gehabt.«
»Das kannst du laut sagen«, erwiderte meine Mutter mit einem Seufzen. Sie hängte ihre Jacke an einen Haken bei der Tür und ging zum Schrank, um sich aus einer Flasche einen fertig gemixten Whiskey Sour einzuschenken.
»Wir verziehen uns dann mal«, verkündete Tamara und nahm ihren Rucksack. Sie trat behutsam gegen Robbies Turnschuh. »Komm, ich nehm dich mit. Hat mich gefreut, Sie zu sehen, Mrs Rowlands.«
»Bis dann«, sagte Robbie.
»Tschüs«, sagte meine Mutter, und die Hintertür fiel ins Schloss. »Gütiger Himmel, Robbie wird richtig groß.« Sie kam herüber und umarmte mich. »Hi, Schatz. Es duftet gut hier drin. Hühnchen à la Morgan?«
»Ja. Mit Backofenkartoffeln und Tiefkühlerbsen.«
»Klingt gut.« Sie nippte an ihrem Glas, dessen Inhalt süß und zitronig roch.
»Winziger Schluck?«, fragte ich.
»Nein, Madam«, erwiderte Mom wie immer. »Ich zieh mich rasch um und decke dann den Tisch. Ist Mary K. da?«
Ich nickte. »Oben. Mit ein paar aus dem Mary-K.-Fanklub. «
Mom runzelte die Stirn. »Jungs oder Mädels?«
»Ich glaube, beides.«
Mom nickte und ging die Treppe hinauf, und ich wusste, dass zumindest die Jungen gleich den Abgang machen durften.
»Hi. Kann ich mich zu euch setzen?«, fragte Janice am nächsten Tag in der Mittagspause und zeigte neben Tamara auf einen freien Platz auf dem Rasen im Schulhof.
»Klar«, antwortete Tamara und winkte mit einer Handvoll Chips. »Dann sind wir noch mehr multikulti. « Tamara war eine der wenigen Afroamerikaner in unserer überwiegend weißen Schule, und sie riss gern Witze darüber, besonders wenn Janice dabei war, die als eine der wenigen Asiaten manchmal ein bisschen befangen war.
Janice setzte sich mit überkreuzten Beinen und balancierte ihr Tablett auf dem Schoß.
»Verzeih«, sagte ich pointiert. »Gibt es irgendwelche interessanten … Neuigkeiten, die du mir mitteilen möchtest?«
Verwirrung zog über Janices Gesicht, als sie auf der schuleigenen Version von Hackbraten herumkaute und schluckte. »Was? Meinst du aus dem Unterricht?«
»Nein«, sagte ich ungeduldig. »Romantische Neuigkeiten. « Ich zog die Augenbrauen hoch.
Janices Wangen liefen rosa an. »Oh. Du meinst Cal?«
»Natürlich meine ich Cal!« Ich explodierte förmlich. »Ich fasse es nicht, dass du nichts gesagt hast!«
Janice zuckte die Achseln. »Wir waren doch nur einmal aus«, sagte sie. »Am letzten Wochenende.«
Tamara und ich warteten.
»Kannst du das bitte ein bisschen näher erläutern?«, hakte ich nach einer Minute nach. »Ich
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