Das Buch der Schatten 2
Worte?«
Ich schluckte und besann mich. »Ähm. ›Schönheit herein ist Schönheit hinaus‹«, zitierte ich leise. »›Dieser Trank löscht deine Makel aus. Heilendes Wasser reinigt dich, Schönheit wird halten ewiglich.‹«
»Das war alles?«, fragte Sharon. »Himmel, warum hast du das nicht schon früher gemacht?«
»Sharon!«, meinte Robbie leicht aufgebracht.
»Okay, okay«, sagte Cal. »Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass Robbies Augen aufgrund eines unergründlichen Wunders spontan geheilt sind.«
Ethan schnaubte und Sharon warf ihm einen Blick zu.
»Die zweite Möglichkeit«, fuhr Cal fort, »ist die, dass Morgans magischer Spruch nicht spezifisch genug war, also nicht nur auf Robbies Haut beschränkt war. Es war
ein magischer Spruch zur Beseitigung von Makeln, Unvollkommenheiten. Seine Augen waren unvollkommen, jetzt sind sie perfekt. Wie seine Haut.«
Dieser Gedanke war so ungeheuerlich, dass es einen Augenblick dauerte, bis wir ihn begriffen. Dann sagte Ethan strahlend: »Toll! Da bin ich nur mal gespannt, was er für seine Persönlichkeit tut!«
Jenna konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Ich sank benommen auf einen Stuhl, der wie eine gigantische hohle Hand geformt war.
»Eine dritte Möglichkeit«, sagte Cal, »wäre die, dass jemand, den wir nicht kennen, Robbie mit einem magischen Spruch belegt hat. Das kommt mir aber sehr unwahrscheinlich vor – warum sollte ein Fremder das tun? Nein, ich halte es eher für wahrscheinlich, dass Morgans magischer Spruch weiterhin Dinge in Ordnung gebracht hat.«
»Das ist irgendwie beängstigend«, sagte ich fröstelnd. Besaß ich wirklich so viel Macht?
»Es ist sehr ungewöhnlich. Deswegen darfst du keine magischen Sprüche mehr ausprobieren, bevor du nicht mehr darüber weißt«, sagte Cal. Ich fühlte mich schrecklich. »Wenn wir anfangen, magische Sprüche zu lernen, zeige ich euch, wie man sie in ihrer Wirkung begrenzt. Begrenzung ist so ungefähr das Wichtigste, was man wissen muss, abgesehen vom Wissen darüber, wie man magische Kraft lenkt. Wenn man einen magischen
Spruch vollzieht, muss man ihn in der Zeit, der Wirkung, der Absicht, der Dauer und dem Ziel begrenzen.«
»O nein.« Ich ließ den Kopf in die Hände sinken. »Nichts davon habe ich gemacht.«
»Und wenn ich jetzt so recht darüber nachdenke, dann hast du beim allerersten Kreis Grenzen verbannt. Erinnerst du dich?«, fragte Cal. »Das könnte auch etwas damit zu tun haben.«
»Und was jetzt?«, wollte Robbie wissen. »Was wird sich denn noch verändern?«
»Wahrscheinlich nicht viel mehr«, sagte Cal. »Zum einen weil Morgan, auch wenn sie sehr viel magische Kraft besitzt, dennoch eine Anfängerin ist. Ihre ganze magische Energie hat sich noch nicht entfaltet.«
Ich war froh, dass er nicht noch einmal von mir als Bluthexe gesprochen hatte. Es war mir lieber, wenn die anderen das fürs Erste wieder vergaßen.
»Und«, fuhr Cal fort, »solche magischen Sprüche sind normalerweise selbstbegrenzend. Ich meine, die Tinktur war für dein Gesicht, und du hast sie auch nur in dein Gesicht getan, oder? Du hast sie doch nicht getrunken oder so?«
»Himmel, nein«, sagte Robbie.
Cal zuckte die Achseln. »Also bringt sie nur diesen Bereich in Ordnung, einschließlich deiner Augen. Es ist wohl ungewöhnlich, aber nicht unmöglich.«
»Ich glaub das nicht«, stöhnte ich und verbarg mein
Gesicht. »Was bin ich doch für eine Idiotin. Nicht zu fassen, dass ich das gemacht habe. Es tut mir wirklich schrecklich leid, Robbie.«
»Wieso tut es dir leid?«, fragte Ethan. »Jetzt kann er Pilot werden.«
Sharon kicherte und unterdrückte es dann.
»Du glaubst also nicht, dass noch mehr passiert?«, fragte Robbie Cal.
»Ich weiß es nicht«, sagte Cal. Er grinste. »Fühlst du dich in letzter Zeit besonders klug? Es könnte sich auf dein Gehirn auswirken.«
Ich stöhnte noch einmal.
Cal stupste mich an. »Ich mach nur Spaß. Wahrscheinlich ist es vorbei. Hör auf, dir Sorgen zu machen. «
Er klatschte einmal in die Hände. »Also, ich glaube, es ist an der Zeit, über magische Sprüche und ihre Begrenzungen zu reden!«
Ich konnte nicht lachen, obwohl einige es taten.
»Dies ist unser erster Kreis ohne Bree, Raven und Beth«, sagte Cal.
»Ich werde sie vermissen«, meinte Jenna leise. Ihr Blick huschte zu mir, und ich überlegte, ob sie wohl dachte, es sei meine Schuld, dass die drei gegangen waren.
Cal nickte. »Ja, ich auch. Aber vielleicht sind wir ohne sie noch
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