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Das Buch der Schatten 2

Das Buch der Schatten 2

Titel: Das Buch der Schatten 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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das weiß und rechteckig war und eine Wand ganz aus Glas hatte. Durch sie konnte man wohl in den Garten hinter dem Haus
sehen, doch im Augenblick war es dunkel draußen, und alles, was ich sehen konnte, waren unsere Spiegelbilder.
    »Hi, Morgan«, sagte Matt. Er trug ein altes Rugbyhemd und Jeans. »Willkommen in Adler Hall.«
    Wir lachten, als Sharon ins Zimmer kam. »Hi, Morgan«, sagte sie. »Matt, was hat es mit den ganzen bizarren Möbeln auf sich?«
    »Meine Mom steht total auf Sechzigerjahre«, erklärte Matt.
    Ethan reckte den Kopf über die Lehne eines roten Plüschsofas. Es war so tief, dass es fast aussah, als würde es ihn verschlingen. Eine weiße Bodenlampe in Form einer Kugel mit einer flachen Seite bog sich über seinen Kopf. »Ich hab das Gefühl, ich hätt ’ne Zeitreise unternommen«, sagte er. »Jetzt fehlt nur noch so eine in den Boden eingelassene Sitzecke.«
    »Im Arbeitszimmer ist eine«, meinte Matt grinsend.
    Es läutete an der Tür, und noch bevor Jenna hinging, um aufzumachen, durchfuhr mich ein warmes Kribbeln. Cal, dachte ich glücklich, und ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. Mùirn beatha dàn. Einen Augenblick später hörte ich, wie er Jenna begrüßte. Beim Klang seiner Stimme und dem Gedanken daran, wie wir vor zwei Tagen allein in seinem Zimmer gewesen waren, erwachten in mir sämtliche Nervenzellen zum Leben.
    »Will jemand Tee, Wasser oder Cola?«, fragte Matt gerade, als Cal hereinkam, eine große, ramponierte
Ledertasche in der Hand. »Wir haben nichts Alkoholisches im Haus, weil mein Vater bei den Anonymen Alkoholikern ist.«
    Dieses offene Eingeständnis erstaunte mich. »Wasser klingt gut.« Ich ging zu Cal und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Wie mutig ich war!
    Es läutete erneut an der Tür. Einen Augenblick später kam Matt mit ein paar Flaschen Mineralwasser wieder herein. Robbie war gleich hinter ihm. »Hey«, sagte er.
    Ich starrte ihn an. Inzwischen hätte ich mich wohl daran gewöhnen müssen, aber das hatte ich nicht. Es war, als wären Robbies Persönlichkeit und seine Unbeholfenheit im Umgang mit anderen auf einen Teeniestar übertragen worden. »Wo hast du denn deine Brille?«, fragte ich.
    Robbie nahm von Matt eine Flasche Mineralwasser entgegen und öffnete sie. »Das ist echt witzig«, sagte er langsam, »aber ich brauche sie nicht mehr.«
    »Wie?«, wollte ich erstaunt wissen. »Hast du dich einer Laseroperation unterzogen, ohne mir was zu erzählen? «
    »Nein«, meinte Robbie. »Es wurden doch die ganzen Tests gemacht. Anscheinend ist mein Sehvermögen einfach besser geworden. Ich hatte dauernd Kopfschmerzen, weil ich die Brille nicht mehr brauche und die Gläser meine Augen zu sehr angestrengt haben.«
    Er klang nicht glücklich, und es dauerte ein paar Sekunden,
bis mir auffiel, dass mich einer nach dem anderen aufmerksam ansah.
    »Nein!«, sagte ich entschieden. »Nein, ich habe keinen magischen Spruch mehr versucht! Ehrlich … ich schwöre es! Ich habe Robbie und allen anderen versprochen, dass ich keinen magischen Spruch mehr alleine ausprobieren würde, und daran habe ich mich gehalten! Ich habe seitdem keinen einzigen magischen Spruch mehr gewirkt.«
    Robbie sah mich mit seinen klaren, graublauen Augen an, die nicht mehr hinter dicken, verzerrenden Gläsern verborgen waren. »Morgan«, sagte er.
    »Ich schwöre es! Ich schwöre es dir hoch und heilig«, sagte ich und hielt die rechte Hand hoch. Robbie wirkte nicht gerade überzeugt. »Robbie, das musst du mir glauben!«
    In seiner Miene zeigten sich gegensätzliche Gefühle. »Was soll’s denn sonst sein?«, fragte er. »Augen werden nicht einfach so besser. Ich meine, die Form meiner Augäpfel hat sich verändert! Ich meine, sie haben eine Kernspintomografie gemacht, um nachzusehen, ob ich womöglich einen Tumor habe, der auf mein Gehirn drückt.«
    »Himmel!«, murmelte Matt.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich hilflos. »Aber ich war es nicht.«
    »Das ist unglaublich«, sagte Jenna ein wenig außer
Atem. »Kann ihn jemand anders mit einem magischen Spruch belegt haben?«
    »Ich hätte das tun können«, meinte Cal nachdenklich. »Aber ich war’s nicht. Morgan, erinnerst du dich noch an den genauen Wortlaut deines magischen Spruchs?«
    »Ja«, sagte ich. »Aber ich habe die Tinktur, die ich Robbie gegeben habe, mit einem magischen Spruch bedacht, nicht ihn.«
    »Stimmt«, sinnierte Cal. »Aber wenn die Tinktur in irgendeiner Weise bei ihm wirken sollte … Wie lauteten die exakten

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